Ein Tropfen Blut
Das soll fürs Erste reichen«, stimmte Wielert zu. »Karl Heinz?«
»Beinahe Fehlanzeige«, seufzte Gassel. »Die Nachbarn haben nichts gesehen oder gehört. Den Obduktionsbericht haben wir noch nicht, so wie ich Brettschneider kenne, müsste aber gleich das Fax kommen.« Erst jetzt griff er nach seinen Unterlagen, rückte die Brille zurecht und warf einen flüchtigen Blick auf seine Notizen. »Diese Bar ist übrigens ordentlich angemeldet, die Frauen sind alle registriert und werden vom Gesundheitsamt überwacht. Sogar die Steuererklärung ist regelmäßig abgegeben worden, ob die allerdings den realen Einkommensverhältnissen entspricht, sei dahingestellt.«
»Wie viel war dieser Achmed denn inklusive der Hütte wert?«, fragte Hofmann.
»Du wirst lachen, der Laden gehörte ihm gar nicht. Die Immobilie ist auf einen gewissen Klemens Reuter eingetragen, seines Zeichens unehelicher Vater von Maria Claas.«
»Dieser Thekenfrau?«, entfuhr es Katharina.
»Genauso ist es«, nickte Gassel. »Der Amüsierbetrieb ist als GmbH eingetragen, alleinige Gesellschafterin Maria Claas, Stammeinlage fünfzigtausend.«
»Achmed war nichts als ein Angestellter?«, fragte Hofmann überrascht.
»Jetzt hast auch du es kapiert. Mal abgesehen von der Tatsache, dass Achmed und diese Claas angeblich verlobt waren, war der auf den ersten Blick ‘ne kleine Nummer.«
»Allerdings nur auf den ersten«, widersprach Wielert. »Ich habe mir die Unterlagen vom Betrug kommen lassen. Eigentlich ein Wunder, dass der noch nie festgenommen, geschweige denn verurteilt worden ist. Angefangen hat Werner Peeren schon vor über fünfundzwanzig Jahren, damals ausschließlich im Milieu. Er soll für ein Bordell in Frankfurt Frauen organisiert haben, überwiegend aus Thailand und von den Philippinen. Es wurde zwar Anklage erhoben, aber das Verfahren musste wieder eingestellt werden, nachdem sämtliche Belastungszeuginnen einen Rückzieher gemacht hatten.«
»Bestimmt nicht freiwillig«, murmelte Katharina.
»Auf jeden Fall wurde Peeren das Gewerbe dann wohl zu heiß und er ist auf Autoschieberei und Drogenhandel umgestiegen. Anscheinend war er dabei unvorsichtig, die Staatsanwaltschaft hatte offensichtlich Material gegen ihn, welches für ein paar Jahre Knast gereicht hätte. Doch bevor offiziell ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werden konnte, war Achmed plötzlich verschwunden.«
»Und wohin?«
»Türkei, daher wohl auch sein Spitzname. In den Akten stand etwas davon, dass er auf dem Bosporus weiter für seine Drogenfreunde gearbeitet hat. Neue Einfuhrwege, neue Absatzmöglichkeiten und so weiter. Zwei Monate, nachdem die Vorwürfe in Deutschland gegen ihn verjährt waren, ist er wieder in Frankfurt gelandet. Seitdem ist es zwar ein wenig ruhiger um ihn geworden, aber auf dem Altenteil hat er sich nicht ausgeruht. Einige Male tauchte sein Name im Zusammenhang mit illegalem Glücksspiel und Kreditbetrug auf, über einen Anfangsverdacht sind die Ermittlungen nie hinausgekommen.«
»Haben wir auch was über diesen Gorilla?«, fragte Gassel.
»Du meinst Baltrusch?«, entgegnete Katharina. »Fast sauber und unbeschrieben, abgesehen von einer Körperverletzungssache. Liegt aber schon einige Jahre zurück. Im Prinzip ein artiger Staatsbürger. Und sein Alibi stimmt auch.«
»Nun denn, stöbern wir ein wenig in der Unterwelt«, seufzte Wielert. »Wird bestimmt ein Heidenspaß. Kümmern wir uns nun aber um unseren zweiten Fall. Frau Kollegin?« Er sah erwartungsvoll zu Schäfer hinüber. Die konnte es kaum noch erwarten loszulegen.
»Ich habe mich am Freitag ausführlich um den Ehemann der Toten gekümmert«, begann sie nervös. »Die Lebensversicherung seiner Ex kommt ihm wie gerufen.«
»Wem täten hundert Riesen nicht gut«, kommentierte Hofmann lakonisch.
»Schon. Aber nicht jeder schiebt einen Berg Schulden vor sich her.«
»Wie viel?«, fragte Wielert.
»Ohne Garantie auf Vollständigkeit mindestens achtzigtausend.«
»Bitte?«
»Und ich konnte in der Eile nur die Bank überprüfen, auf die er sein Gehalt überwiesen bekommt.«
»Vielleicht ein Kredit nach der Trennung?«, vermutete Wielert. »Immerhin musste sich der Kerl vollständig neu einrichten, oder?«
»Für die Bruchbude hätten achtzig Mark ausgereicht«, widersprach Katharina.
»Außerdem sind die einzelnen Kontobewegungen ziemlich ungewöhnlich«, fuhr Schäfer fort. »Mal hat er zwanzigtausend abgeholt, dann fünfzehn, dann wieder dreißigtausend eingezahlt.«
»Also
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