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Ein Tropfen Zeit

Titel: Ein Tropfen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
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fehlt ein Glied in der Beweiskette. Aber ich glaube wie Sie, daß wir es wahrscheinlich niemals finden werden.«
    Wir gingen den gleichen Weg zurück durchs Tor und den Hang hinauf. Im Wagen fragte ich ihn, ob er ungefähr wisse, wann die Todesursache offiziell festgestellt werden solle.
    »Genau kann ich es Ihnen nicht sagen. Das hängt von verschiedenen Umständen ab. Der Untersuchungsrichter wird sich bemühen, die Sache zu beschleunigen, aber vielleicht dauert es doch noch zehn oder vierzehn Tage, vor allem, da angesichts der ungewöhnlichen Todesumstände Geschworene berufen werden müssen. Außerdem ist unser Pathologe im Urlaub, und der Untersuchungsrichter hat Doktor Powell damit beauftragt, die Autopsie vorzunehmen, da er die Leiche ja bereits untersucht hat. Doktor Powell war dazu bereit. Seinen Befund müssen wir im Laufe des Tages erhalten.«
    Ich dachte, wie oft Magnus Tiere, Vögel und Pflanzen seziert und wie sehr ich seine kühle, sachliche Einstellung bewundert hatte. Er wollte einmal, daß ich zusah, wie er die Organe eines frisch geschlachteten Schweins ausnahm. Ich hielt es fünf Minuten lang aus, dann wurde mir schlecht. Wenn Magnus jetzt seziert werden mußte, so war ich froh, daß Dr. Powell es übernahm.
    Als wir vor dem Polizeirevier ankamen, trat der Wachtmeister gerade heraus. Er sagte etwas zu dem Inspektor, der sich sogleich an mich wandte.
    »Wir haben Professor Lanes Kleidung und seine Sachen untersucht und möchten sie Ihnen übergeben, wenn Sie bereit sind, die Verantwortung dafür zu übernehmen.«
    »Gewiß«, erwiderte ich. »Ich bezweifle, daß irgend jemand anders sie haben will. Ich hoffe auch von seinem Anwalt zu hören, wer immer das sein mag.«
    Der Wachtmeister brachte nach ein paar Minuten ein in braunes Papier gewickeltes Paket. Die Brieftasche lag obenauf und ebenso ein Taschenbuch, das er gewiß mitgebracht hatte, um es im Zug zu lesen: Erfahrungen eines irischen Friedensrichters von Somerville und Roß. Ich konnte mir kaum ein Buch vorstellen, das weniger zu einer plötzlichen Hirnstörung führte oder einen Selbstmordversuch ermutigte.
    »Ich hoffe, Sie haben die Titel des Buches für den Untersuchungsrichter notiert«, bemerkte ich.
    Er bejahte ganz ernsthaft. Ich wußte, daß ich das Paket niemals öffnen würde, aber ich war froh, die Brieftasche und den Stock zu haben.
    Müde und niedergeschlagen fuhr ich nach Kilmarth zurück; ich war der Lösung keineswegs nähergekommen. Bevor ich von der Hauptstraße abbog, hielt ich oben auf dem Polmear-Hill an, um einen Wagen vorbeizulassen. Ich erkannte den Fahrer – es war Dr. Powell. Er fuhr auf den Grasstreifen auf der Seite, und ich tat dasselbe. Dann stieg er aus und trat an mein Fenster. »Nun, hat der Inspektor Ihnen gesagt, daß ich die Autopsie durchführe?« fragte er.
    »Ja.«
    »Mein Bericht geht an den Untersuchungsrichter«, fuhr er fort, »und Sie werden zu gegebener Zeit davon erfahren. Aber inoffiziell kann ich Ihnen bereits mitteilen, daß Professor Lane an der Kopfverletzung gestorben ist, die eine starke Gehirnblutung verursachte. Außerdem erhielt er weitere Verletzungen durch den Sturz; es besteht kein Zweifel, daß er geradewegs in einen der Waggons des Güterzuges gelaufen ist.«
    »Danke«, sagte ich. »Es ist sehr gütig von Ihnen, daß Sie es mir persönlich sagen.«
    »Nun, Sie waren sein Freund und sind daher unmittelbar betroffen. Nur eins noch. Ich mußte den Inhalt seines Magens analysieren lassen. Eine reine Routinesache. Ich kann die Geschworenen und den Untersuchungsrichter beruhigen: Er hatte zur Zeit des Unfalls überhaupt keinen Alkohol im Magen.«
    »Aha«, sagte ich, »das dachte ich mir.«
    »Nun, das wär's«, schloß er. »Wir sehen uns dann vor Gericht.«
    Er kehrte zu seinem Wagen zurück, und ich fuhr langsam die Einfahrt hinunter. Magnus trank tagsüber nur wenig. Vielleicht hatte er sich im Zug einen Gin mit Tonic oder eine Tasse Tee bestellt. Aber das würde aus der Analyse hervorgehen. Und was sonst?
    Vita und die Jungen saßen schon beim Essen. Im Laufe des Morgens waren zahlreiche Anrufe gekommen, darunter einer von Magnus' Anwalt, einem gewissen Mister Dench, und von Bill und Diana aus Irland, die die Nachricht im Radio gehört hatten.
    »Das nimmt kein Ende«, sagte Vita. »Hat der Inspektor etwas über die Ermittlung gesagt?«
    »Ja, sie wird wahrscheinlich erst in zehn oder vierzehn Tagen stattfinden«, sagte ich.
    »Das werden schöne Ferien für uns«, seufzte

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