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Ein Tropfen Zeit

Titel: Ein Tropfen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
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besichtigen?«
    »Genau das wollte ich vorschlagen, aber ich war nicht sicher, was Sie davon halten würden. Es könnte nützlich sein, nicht nur für Sie, sondern auch für uns.«
    »Dann bin ich jederzeit bereit, wenn es Ihnen paßt.«
    »Wollen wir sagen, um halb zwölf vor dem Polizeirevier in Tywardreath?«
    Es war schon elf. Ich holte gerade den Wagen aus der Garage, als Vita mit den Jungen im Buick in die Einfahrt bog. Sie kletterten heraus, Körbe mit Einkäufen in der Hand.
    »Wohin fährst du?« fragte Vita.
    »Der Inspektor möchte, daß ich die Stelle neben dem Tunnel besichtige, wo man Magnus gefunden hat«, sagte ich. »Sie meinen, sie wüßten jetzt, wie es geschah – es war ein Güterzug, der kurz vor zehn Uhr vorbeifuhr. Der Lokomotivführer war offenbar schon im Tunnel, als Magnus gegen einen der hinteren Waggons lief und dabei tödlich verletzt wurde.«
    »Nun geht schon und bringt Mrs. Collins die Sachen«, befahl Vita den Jungen, die uns nicht von der Seite wichen. Als sie außer Hörweite waren, fuhr sie fort: »Aber warum sollte Magnus denn neben den Schienen stehen? Das ist mir unbegreiflich. Weißt du, was die Leute sagen werden? Ich habe es in einem Laden gehört, und mir war dabei furchtbar zumute … daß es Selbstmord war.«
    »Völliger Unsinn«, sagte ich.
    »Ja, ich weiß … Aber wenn einer so bekannt ist und ihm ein Unglück zustößt, gibt es immer Gerede. Und Wissenschaftler hält man sowieso für merkwürdig und verschroben.«
    »Das sind wir doch alle, ehemalige Verleger, Polizisten, alle ohne Ausnahme. Warte nicht mit dem Mittagessen, ich weiß nicht, wann ich zurückkomme.«
    Der Inspektor führte mich an die Stelle, die er mir am Telefon beschrieben hatte. Unterwegs erzählte er, sie hätten zu dem Dienstältesten von Magnus' Mitarbeitern Kontakt aufgenommen, und dieser habe sich das Unglück ebensowenig erklären können.
    »Er war natürlich sehr erschüttert«, fuhr der Inspektor fort. »Er wußte, daß der Professor das Wochenende mit Ihnen zusammen verbringen wollte und sich darauf freute. Im übrigen stimmt er völlig mit Ihnen überein und meinte, der Professor sei vollkommen gesund und in bester Stimmung gewesen. Von seinem Interesse für historische Stätten schien er nichts zu wissen, aber er gab zu, daß es ein privates Hobby gewesen sein könnte.«
    Wir folgten der Treesmill-Straße und bogen am Stonybridge-Weg rechts ein, fuhren an Trenadlyn und Treverran vorbei und parkten oben neben einem Tor, das auf ein Feld führte.
    »Was wir nicht ganz verstehen«, bemerkte der Inspektor, »ist, warum Professor Lane, wenn ihn der Treverran-Hof interessierte, nicht dort anrief, anstatt über diese Felder oberhalb des Hofes zu wandern.«
    Ich blickte mich rasch um. Treverran lag links von uns, aber in einer Senkung im Tal, und unterhalb verlief der Bahndamm; hinter ihm fiel das Gelände ab. Die Bodenbeschaffenheit hatte sich seit Jahrhunderten nicht verändert, aber unter dem Treverran-Hof floß einst ein breiter Bach, mehr schon ein Fluß, der bei herbstlichem Hochwasser das niedrig gelegene Gelände überschwemmte, bevor er in die Bucht von Treesmill mündete.
    »Ist da eigentlich immer noch ein Fluß?« fragte ich und deutete auf den Talgrund.
    »Immer noch?« wiederholte der Inspektor erstaunt. »Am Fuß des Hügels unter der Bahnlinie verläuft ein Graben, ein ziemlich schlammiger Bach, und der Boden ist sumpfig.«
    Wir gingen über das Feld. Der Bahndamm kam in Sicht, und gleich rechts neben uns öffnete sich der unheilvolle Tunnel.
    »Vielleicht gab es hier einmal einen Weg, der ins Tal hinabführte, und eine Furt, über die man auf die andere Seite des Baches gelangte«, sagte ich.
    »Möglich«, erwiderte der Inspektor. »Aber jetzt sieht man nichts mehr davon.«
    Magnus wollte den Bach durchwaten. Magnus folgte einem Reiter, der durch die Furt ritt. Darum ging er sehr rasch. Und es war kein Sommerabend bei hereinbrechender Dämmerung: Es war Herbst, der Sturm tobte, und Regenschauer gingen über den Hügeln nieder …
    Wir stiegen zum Eisenbahndamm dicht am Tunnel hinab. Etwas weiter links unter der Bahnlinie befand sich ein Torweg, der von einem Feld auf das andere führte. Dort standen Kühe, die vor den Fliegen Schutz suchten.
    »Sehen Sie«, erklärte der Inspektor, »die Bauern oder andere Leute brauchen gar nicht über die Schienen zu klettern, um auf das andere Feld zu gelangen. Sie können durch den Torweg gehen, wo das Vieh jetzt steht.«
    »Ja, aber

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