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Ein Tropfen Zeit

Titel: Ein Tropfen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
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Aufstand gegen den König zu beteiligen. Es waren Julian Polpey und Henry Trefrengy. Sie bahnten sich ihren Weg durch die Menge.
    »Gott behüte mich vor der Bosheit einer Frau«, sagte Polpey. »Roger hat sein Amt zehn Jahre lang versehen, und jetzt wird er ohne Erklärung entlassen, und Phil Hornwynk wird zum Verwalter ernannt …«
    »Der junge William wird ihn schon wieder einsetzen, wenn er mündig wird«, antwortete Trefrengy. »Er hat Sinn für Gerechtigkeit wie sein Vater. Aber ich habe schon seit einem Jahr oder länger das Gefühl gehabt, daß sich etwas ändern würde. Die Wahrheit ist ganz einfach, daß sie nicht nur keinen Ehemann, sondern überhaupt keinen Mann hat, und Roger hat es satt und will sich zu nichts mehr verpflichten.«
    »Dem grünt der Hafer woanders.«
    Geoffrey Lampetho aus dem Tal, der die letzten Worte geäußert hatte, schob sich durch die Gaffer und trat zu den beiden. »Es heißt, er beherberge eine Frau unter seinem Dach. Du müßtest es wissen, Trefrengy, du bist sein Nachbar.«
    »Ich weiß nichts«, antwortete Trefrengy kurz. »Roger tut, was er für richtig hält. Bei so schlechtem Wetter würde wohl jeder Christ einem Fremden Obdach gewähren.«
    Lampetho lachte und stieß ihm mit dem Ellbogen in die Seite. »Gut gesagt, aber du kannst es nicht leugnen«, sagte er. »Warum käme Lady Champernoune sonst von Trelawn hierher, trotz der schlechten Wege, wenn sie der anderen nicht nachspüren wollte? Ich war hier im Lehnshof, bevor du kamst, um meine Pacht zu zahlen, und sie saß drinnen, als Hornwynk kassierte. Alle Schminke der Welt könnte ihren bösen Blick nicht verbergen; daß sie Roger entläßt, wird nicht ihre letzte schlimme Tat sein. Inzwischen amüsiert man das Volk. Bleibst du hier, um dir das Vergnügen anzusehen?«
    Julian Polpey schüttelte angewidert den Kopf. »Nein, ich nicht«, antwortete er. »Warum sollten wir in Tywardreath uns fremde Bräuche aufzwingen lassen, die uns zu Barbaren machen? Lady Champernoune muß krank im Gemüt sein, daß sie an so etwas denkt. Ich gehe nach Haus.«
    Er drehte sich um und verschwand in der Menge, die sich jetzt nicht nur auf dem Hügel vor dem Haus und der Kapelle, sondern auch auf der Straße nach Treesmill drängte. Alle hatten die gleichen, seltsam erwartungsvollen Gesichter, halb mürrisch, halb gierig, und Geoffrey Lampetho, der seinen Gefährten darauf aufmerksam machte, lachte wieder.
    »Krank im Gemüt vielleicht, aber es beruhigt ihr Gewissen, daß eine andere Witwe ihr als Prügelknabe dienen kann, und so bereitet sie uns eine schöne Volksbelustigung. Die Masse hat nichts lieber als eine öffentliche Buße.«
    Er wandte wie alle anderen den Kopf zum Tal hin. Henry Trefrengy drängte sich an den Knechten der Champernounes vorbei zum Eingang der Kapelle, wo Roger stand. Ich folgte ihm.
    »Es tut mir leid, daß es so kam«, sagte er. »Keine Dankbarkeit, keine Belohnung. Zehn Jahre deines Lebens vergeudet.«
    »Nicht vergeudet«, antwortete Roger kurz. »William ist im Juli volljährig und wird heiraten. Dann verlieren seine Mutter und der Mönch ihren Einfluß. Du weißt, daß der Bischof von Exeter den Mönch ausgewiesen hat; er muß zurück in die Abtei von Angers, in die er schon vor einem Jahr hätte heimkehren sollen.«
    »Gott sei gelobt!« rief Trefrengy. »Die Priorei ist durch ihn verpestet, und die Gemeinde auch. Sieh dir die Leute da an …«
    Roger starrte über Trefrengys Kopf hinweg auf die glotzende Masse. »Ich mag als Verwalter hart gewesen sein, aber die Witwe Rob Rosgofs zu verhöhnen, das war mehr, als ich ertragen konnte«, sagte er. »Ich wandte mich dagegen, und das war ein weiterer Grund für meine Entlassung. An all dem ist der Mönch schuld, der der Gier und der Eitelkeit meiner Herrin Genüge tun will.«
    Der Eingang der Kapelle verdunkelte sich, und die kleine, zierliche Gestalt Jean de Merals erschien im Torbogen. Er legte Roger die Hand auf die Schulter.
    »Früher warst du nicht so zimperlich«, sagte er. »Hast du jene Abende im Keller der Priorei und in deinem eigenen Haus vergessen? Damals, mein Freund, lehrte ich dich mehr als Philosophie.«
    »Nimm deine Hand fort«, erwiderte Roger barsch. »Ich habe mich von dir und deinen Brüdern losgesagt, als ihr den jungen Henry Bodrugan unter dem Dach der Priorei sterben ließet, obwohl ihr ihn hättet retten können.«
    Der Mönch lächelte. »Und jetzt beherbergst du, um dein Mitgefühl mit den Toten zu zeigen, ein ehebrecherisches Weib

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