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Ein Tropfen Zeit

Titel: Ein Tropfen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
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sagte ich, »das ist gut möglich.«
    »Können Sie mir sagen, ob es hier im Tal irgendein Bauernhaus gibt, das früher einmal ein Gutshaus gewesen sein kann?« fragte ich.
    Er überlegte eine Weile. »Tja«, sagte er dann, »da ist Trevenna dort oben an der Stonybridge-Straße, aber ich habe nie gehört, daß es alt ist, und natürlich Trenadlyn weiter hinten im Tal nahe am Tunnel. Das ist bestimmt ein schönes altes Haus, vor Hunderten von Jahren erbaut.«
    »Wann ungefähr?« fragte ich mit wachsendem Interesse.
    Er überlegte wieder. »Da stand mal was über Treveran in der Zeitung«, sagte er, »irgend jemand aus Oxford kam her, um es anzusehen. Ich glaube, sie sagten, es sei 1705 gebaut.«
    Mein Interesse flaute wieder ab. Queen-Anne-Häuser kamen Jahrhunderte ›danach‹. Mir war zumute wie einem Archäologen, der anstatt einer Siedlung aus der Bronzezeit eine spätrömische Villa entdeckt.
    »Na, vielen Dank, und guten Tag«, sagte ich, wendete den Wagen und fuhr die Anhöhe hinauf. Wenn die Champernounes 1328 diesen Weg heruntergekommen wären, so wären ihre Reisewagen vom Mühlbach aufgehalten worden, es sei denn, schon damals hätte eine Brücke über den Fluß geführt. Auf halbem Wege bog ich nach links und sah nun die drei Gehöfte, die der Mann erwähnt hatte. Ich holte die Karte heraus. Die Seitenstraße, auf der ich jetzt stand, stieß oben am Hügel auf die Hauptstraße – der lange Tunnel mußte tief unter der Straße verlaufen, eine ansehnliche technische Leistung –, und tatsächlich, der Hof zur Rechten war Trevenna, der vor mir mußte also Trenadlyn und der dritte an der Eisenbahnlinie mußte Treverran sein. Was nun? fragte ich mich. Sollte ich von einem Haus zum anderen fahren, anklopfen und sagen: »Haben Sie was dagegen, wenn ich mich ein halbes Stündchen hinsetze, mir eine Spritze gebe, wie die Rauschgiftsüchtigen sagen, und abwarte, was passiert?«
    Die Archäologen haben es da besser. Ihre Ausgrabungen werden von einer begeisterten Gesellschaft finanziert, und sie brauchen kaum zu fürchten, am Ende der Arbeit im Irrenhaus zu landen. Ich wendete und fuhr den steilen Hügel hinauf nach Tywardreath. Ein Wagen mit einem Wohnwagenanhänger im Schlepptau zwängte sich durch das Gartentor vor einem Bungalow und blockierte meine Durchfahrt. Ich bremste und ließ den Fahrer weiter manövrieren. Er schrie eine Entschuldigung, und schließlich gelang es ihm, sowohl den Wagen als auch den Wohnwagen neben dem Bungalow zu parken.
    Er stieg aus dem Auto, kam auf mich zu und entschuldigte sich noch einmal. »Ich glaube, Sie kommen jetzt vorbei«, sagte er. »Es tut mir leid, daß ich Sie aufgehalten habe.«
    »Macht nichts«, sagte ich, »ich hab's nicht eilig. Das haben Sie aber gut gemacht, wie Sie den Wagen von der Straße wegholten.«
    »Oh, na ja, ich bin's gewohnt«, sagte er. »Ich wohne hier, und durch den Wohnwagen haben wir mehr Platz für Sommerbesucher.«
    Ich blickte auf den Namen am Tor. »Chapel Down«, las ich. »Das ist ein ungewöhnlicher Name.«
    Er grinste. »Das dachten wir auch, als wir den Bungalow bauten. Wir wollten nämlich den Namen des Grundstücks beibehalten. Es hieß jahrhundertelang Chapel Down, und die Felder gegenüber heißen Chapel Park.«
    »Hat das irgend etwas mit der alten Priorei zu tun?« fragte ich.
    Er ging nicht auf meine Frage ein. »Früher standen ein paar Hütten hier«, sagte er, »eine Art Versammlungshaus der Methodisten, glaube ich, aber die Namen der Felder gehen viel weiter zurück.«
    Seine Frau kam mit mehreren Kindern aus dem Bungalow, und ich ließ den Motor an. »Alles frei«, rief er, und ich fuhr die Anhöhe hinauf, bis der Bungalow hinter einer Kurve aus meinem Blickfeld verschwand. Dann hielt ich an einer Ausweichstelle, wo Steine und Bauholz lagen.
    Ich hatte den höchsten Punkt des Hügels erreicht; hinter der Ausweichstelle bog die Straße nach Tywardreath, von dem bereits die ersten Häuser in Sicht kamen. Chapel Down … Chapel Park … Konnte dort früher eine Kapelle gestanden haben, die seit langem zerstört war, entweder auf dem Gelände des Bungalows oder ganz in der Nähe der Ausweichstelle, wo jetzt ein anderes modernes Haus stand?
    Unter dem Haus führte ein Tor auf ein Feld; ich kletterte darüber, ging am Rande des Feldes entlang und hielt mich dicht an der Hecke, bis der abschüssige Boden mich vor fremden Blicken verbarg. Dies war das Feld, das nach den Worten des Wohnwagenbesitzers Chapel Park hieß. Es hatte, so

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