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Ein Tropfen Zeit

Titel: Ein Tropfen Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daphne DuMaurier
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war man ja ganz schön flatterhaft. Ich begreife immer noch nicht recht, wie sie zu den übrigen steht.«
    »Sie und William Ferrers sind Cousins der Champernounes«, erklärte ich.
    »Und Isoldas Mann, Oliver Carminowe, der gestern nicht am Totenbett erschien, ist der Bruder von Mathilda und Sir John?«
    »Anscheinend.«
    »Ich muß mir alles aufschreiben und dafür sorgen, daß mein Bibliotheksmensch weitere Einzelheiten herausfindet. Aber ich habe doch recht gehabt, als ich sagte, Joanna sei eine Zicke.« Dann fragte er mit verändertem Ton: »Du bist also zufrieden, daß die Droge wirkt und alles, was du gesehen hast, keine Halluzination war?«
    »Beinahe«, antwortete ich vorsichtig.
    »Beinahe? Aber beweisen das nicht allein schon die Dokumente?«
    »Die Dokumente sind als Beweis wohl nützlich, aber vergiß bitte nicht, daß du sie vor mir gelesen hast. Darum besteht immer noch die Möglichkeit, daß eine telepathische Verbindung bestand. Aber lassen wir das. Wie geht es dem Affen?«
    »Dem Affen?« Er schwieg einen Augenblick. »Der Affe ist tot.«
    »Schöne Aussichten«, sagte ich.
    »Oh, keine Sorge – es war nicht die Droge. Ich habe ihn absichtlich getötet. Ich muß an seinen Hirnzellen arbeiten. Das dauert eine Weile. Du mußt also Geduld haben.«
    »Ich bin durchaus nicht ungeduldig«, antwortete ich, »nur einigermaßen erschrocken über die Gefahr, der du mein Gehirn anscheinend auch aussetzt.«
    »Dein Hirn ist ganz anders. Du kannst noch viel mehr verkraften. Außerdem – denk an Isolda. Ein großartiger Ausgleich für Vita. Vielleicht findest du sogar, daß …«
    Ich schnitt ihm das Wort ab. Ich wußte genau, was er sagen wollte. »Laß mein Gefühlsleben bitte aus dem Spiel. Das geht dich nichts an.«
    »Ich wollte nur andeuten, mein Bester, daß es sehr anregend sein kann, zwischen zwei Welten zu verkehren. Das passiert täglich, auch ohne Drogen, wenn ein Mann sich eine Mätresse hält und zu Haus eine Frau hat … Übrigens hast du eine großartige Entdeckung gemacht, als du am Steinbruch über dem Tal von Treesmill landetest. Ich werde dafür sorgen, daß Freunde von mir, Archäologen, dort graben, sobald wir fertig sind.«
    Während er sprach, fiel mir auf, daß wir eine völlig verschiedene Einstellung zu den Experimenten hatten. Seine war wissenschaftlich, vernunftsgefärbt; es war ihm gleich, wer im Laufe des Unternehmens draufging, solange er mit Erfolg beweisen konnte, was er beweisen wollte. Ich hingegen war bereits im Netz der Geschichte gefangen; die Menschen, die für ihn nur Puppen aus einem vergangenen Zeitalter darstellten, waren für mich lebendig. Im Geiste sah ich plötzlich das längst zerfallene und eingesunkene Haus vor mir, auf Betonblöcken wieder aufgebaut: Eintritt zwei Schillinge, Parkplatz bei Chapel Down …
    »Hat Roger dich nie dorthin geführt?« fragte ich.
    »In jenes Tal? Nein. Ich bin nur einmal von Kilmarth weggekommen, und zwar in die Priorei, wie ich dir bereits erzählte. Ich bleibe lieber auf meinem eigenen Grund und Boden. Wenn ich hinkomme, erzähle ich dir alles. Am Wochenende muß ich nach Cambridge, aber vergiß nicht, daß du den ganzen Samstag und Sonntag zur Verfügung hast. Nimm eine etwas stärkere Dosis – das kann nicht schaden.«
    Er legte auf, bevor ich fragen konnte, unter welcher Telefonnummer er am Wochenende zu erreichen wäre. Ich hatte kaum den Hörer aufgelegt, als das Telefon wieder läutete. Es war Vita.
    »Bei dir war ja entsetzlich lange besetzt«, sagte sie. »Sicher dein Professor.«
    »Du hast zufällig recht.«
    »Hat er dir für das Wochenende wieder etwas aufgehalst? Überarbeite dich nur nicht, Liebling.« Die Stimmung war also schlecht. Sie mußte sie an den Jungen abreagieren, ich konnte es nicht mit ihr aufnehmen.
    Ich überging ihre Bemerkung und fragte: »Was hast du heute vor?«
    »Nun, die Jungen gehen zum Schwimmen in den Bill's Club. Das ist dringend notwendig. In London herrscht nämlich brütende Hitze. Und wie steht's bei euch?«
    »Wolkig«, sagte ich, ohne aus dem Fenster zu sehen. »Gegen Mitternacht soll ein Atlantiktief Cornwall erreichen.«
    »Klingt verlockend. Ich hoffe, ihr beiden, ich meine Mrs. Collins und du, kommt gut mit dem Bettlüften voran.«
    »Wir sind dabei«, sagte ich, »und ich habe für die nächste Woche ein Segelboot gemietet, ein ziemlich großes, mit einem Bootsmann, der sich darauf versteht. Es wird den Jungen Spaß machen.«
    »Und die Mama?«
    »Mama wird Spaß daran

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