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Ein tüchtiges Mädchen

Ein tüchtiges Mädchen

Titel: Ein tüchtiges Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Berte Bratt
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Endlich gab Helge ihrem Arm wieder einen vertraulichen kleinen Druck.
    „Wir haben es doch nett zusammen, Gerd?“
    „Ja“, antwortete Gerd. Dann fügte sie hinzu: „So ein Glück, daß ich Sie getroffen habe. Als einzelne Frau kann man sich sonst in einer fremden Großstadt nicht viel vornehmen.“
    „Zugegeben. Insofern ist mein Auftauchen für Sie wirklich vorteilhaft gewesen.“
    Seine Stimme hatte wieder einen bitteren Beiklang.
    „Pfui, schämen Sie sich! So meinte ich es doch nicht.“
    „Nein, ich weiß, entschuldigen Sie.“ Gerade erreichten sie das kleine friedliche Restaurant. Sie mußten über einen Steg. Das Häuschen lag schon beinahe in der Alster. Es war klein und primitiv, aber in den kleinen Zimmern mit geblümten Tapeten und Ecksofas herrschte eine eigentümliche stille Gemütlichkeit.
    Sie bestellten Tee und belegte Brote, und hinterher erschien ein Kühler mit einer Flasche Schaumwein auf dem Tisch.
    „Nein, aber hören Sie mal…“ wandte Gerd beinahe entrüstet ein.
    „Nur keine Aufregung! Eine Flasche Sekt in Deutschland ist lange nicht so üppig wie eine Flasche Champagner in Norwegen. Ich will Ihnen anvertrauen, daß dieser Schampus weniger kostet als der billigste Südwein zu Hause.“
    „Ja, wenn das wirklich wahr ist – “
    „Es ist wahr. Hat tatsächlich denselben Preis wie bei uns daheim der Kümmelschnaps.“
    „Hoffentlich ist es das einzige, was der Sekt mit so einem Fusel gemeinsam hat“, lächelte Gerd.
    „Das ist es“, bekräftigte Helge und hob sein Glas.
    „Prost, kleine Gerd! Ich bin so froh, daß wir uns kennengelernt haben.“
    „Ich auch, Helge. Prost!“
    Der perlende Wein war kühl und schmeckte wunderbar. Gerd lächelte glücklich vor sich hin.
    „Worüber lächelst du, Gerd?“
    „Es ist so merkwürdig – “
    „Was ist merkwürdig?“
    „Ja – gestern morgen erwachte ich daheim in meinem eigenen Bett, stand auf und ging ins Büro wie immer. Und jetzt sitze ich in Hamburg mit einem Mann, den ich bis vorgestern noch nie gesehen hatte.“
    „Und das findest du merkwürdig?“
    „Allerdings. Und ich glaube nicht, daß ich es meiner Mutter beichten möchte.“
    „Aber Liebste, wir benehmen uns doch vorbildlich artig.“
    „Ja, aber Mütter, weißt du – Sie ist die beste Mutter der Welt. Aber – sie ist eben Mutter.“
    „Ich verstehe. Aber weißt du, ich empfinde es als etwas ganz Natürliches und Richtiges, daß wir hier zusammen sitzen und – “
    Er brach plötzlich ab, und ein Schatten glitt über sein Gesicht.
    „Was ist denn, Helge? Entschuldige, ich will nicht indiskret sein, aber irgend etwas drückt dich doch, und da meine ich, wenn du dich vielleicht aussprechen möchtest – “ Gerd stockte.
    Er drückte ihr die Hand. „Danke, kleine Gerd. Aber weißt du, es gibt so verworrene Sachen im Leben, die man schon allein ordnen muß. Wenn man selbst Dummheiten gemacht hat, dann – “
    „Hast du denn das getan?“
    „Früher oder später tun das wohl alle Menschen einmal. Du vielleicht auch?“
    Gerd schwieg und errötete. „Doch.“
    „Na, siehst du. Und du hast sicher keine Lust, darüber zu sprechen, wie?“
    „Nein.“ Sie schwieg, dann aber warf sie den Kopf zurück.
    „Prost, Helge!“
    Sie tranken sich zu.
    „Übrigens kann ich Dir gern erzählen, worin meine Dummheit bestand. Du glaubst sonst am Ende, daß es etwas ganz Schreckliches war. Ich ließ mir nur einmal von einem Mann Sand in die Augen streuen und verlobte mich mit ihm. Mein Fehler war, daß ich ihn nicht durchschaute, bis ich erst durch einen Zufall erfuhr, wie bodenlos schofel er wirklich war.“
    „Und dann?“
    „Dann sandte ich seinen Ring zurück. Schluß damit.“
    „Ohne ein Wort?“
    „Ja, ohne ein Wort.“
    „Ohne Tränen und Aussprachen?“
    „Absolut ohne all das.“
    „Du bist ein merkwürdiges Mädchen.“
    „Weil ich Szenen nicht ausstehen kann?“
    „Ja. Also, kleine Gerd, eine Gemeinheit kannst du nicht verzeihen?“
    „Nein. Ich könnte eine Beleidigung, eine Nachlässigkeit, eine Unverschämtheit, ja sogar Brutalität vergeben, aber Unehrlichkeit und Komödienspiel, also das, was ich eben ‚schofel’ nenne, das kann ich nicht verzeihen.“
    Helge sah sie lange an.
    „Kleine Gerd, kleine Gerd – “, flüsterte er. Dann nahm er wieder ihre Hand und drückte sie beinahe krampfhaft.
    „Kleine Gerd, ich habe dich so unbeschreiblich gern.“
    Sie sah ihn an. Ihre blauen Augen waren ruhig und grundehrlich.
    „Ich dich auch,

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