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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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Zeit sonst noch geschrieben habe, handelte von der Vergangenheit, und ich habe es gestrichen. Die Bäume schlugen aus, und der Garten begann, das wenige zu zeigen, zu dem ich fähig war. Ich fuhr mehrmals ins Gartencenter und kaufte mir schließlich den kleinsten Motorrasenmäher
im Angebot. Ich genoß jeden neuen Tag, weil es zu Beginn des Frühlings draußen immer etwas Neues zu sehen und zu hören gibt. Man darf nur nicht zu lange den Blick abwenden und die Ohren verschließen, denn dann fällt einem wieder ein, daß das alles nicht zum ersten Mal passiert, daß es einem eigentlich nichts Neues mehr zu bieten hat. Aber alles in allem war die Zeit damals ganz in Ordnung. Ich las einige spannende Thriller, und es gab auch im Fernsehen ein paar ziemlich gute Sendungen – solche Sachen eben.
     
    Ungefähr eine Woche später klingelte es an der Tür, und als ich aufmachte, stand der Colonel vor mir.
    »Ah, Sie sind zu Hause. Gut. Wollte nur mal vorbeischauen und fragen, ob wir irgendwas, Sie wissen schon, ich hoffe, Sie würden nicht zögern, uns ...«
    »Wollen Sie denn nicht hereinkommen? Eine Tasse Tee, ein Drink, bitte kommen Sie doch.«
    »Nein, herzlichen Dank. Agnes ist schon vorausgegangen in den Laden. Bei Ihnen ist sicher alles in Ordnung, aber Sie müssen nur was sagen ...«
    Er drehte sich um und betrachtete meinen Garten, der etwa ein Fünfzehntel so groß war wie seiner, schaute dann hoch zum Himmel, der seine Aufmerksamkeit viel länger fesselte, aber auch da oben passierte nicht viel Bemerkenswertes: mehr Wolken als Blau, doch nicht sehr viel mehr, allerdings genau in dem Bereich, in dem vermutlich gerade die Sonne stand. Er zog die Nase hoch, und mir fiel auf, daß die ungestutzten Spitzen seines Schnurrbarts sich mit den Stoppeln in seinen Nasenlöchern vereinigten. Einen Augenblick lang wirkte seine Pose gebieterisch, dann schloß er plötzlich die Augen, und als er sie wieder öffnete, wirkte er verloren. Vielleicht hatte ihn etwas Hohes und Weites da draußen an andere Zeiten erinnert, an das Krachen von Gewehren auf einem Paradeplatz, an Manöver in einem regengepeitschten Moor. Dann faßte er sich wieder, wie einer, der sich das Revers glattstreicht, nachdem ihn jemand beiseite geschoben hat. Er wandte sich mir zu, die blassen Augen zwar noch verwirrt, aber es war klar, daß
etwas so Unsinniges, wie darüber zu grübeln, warum das so sein könnte, für ihn nicht in Frage kam.
    »Mit dem Garten ist noch nicht viel los«, sagte ich. »Sind Sie sicher, daß Sie nicht reinkommen wollen?«
    »Nettes, kleines Häuschen. Verrückte alte Schachtel in Schwarz hat hier gewohnt. Hat einem sofort den Rücken zugedreht, wenn sie einen kommen sah. Ist nur so, wenn man was gesehen hat von der Welt, kann’s hier ein bißchen einsam werden. An einem Tag noch Hektik und Geschäftigkeit, und am nächsten nur Himmel und Stille und das ganze Zeug, wenn Sie wissen, was ich meine. Wie auch immer, schauen Sie einfach mal vorbei, würde uns freuen.«
    Ich begleitete ihn zum Gartentor. Er ging mit geradem Rücken, das Kinn hochgereckt wie in der Kirche, und sein Blick nahm nichts mehr auf, was unter dem Horizont lag.
    »Das ist sehr freundlich von Ihnen. Dasselbe gilt natürlich auch für mich. Aber aushelfen kann ich Ihnen eher mit Teebeuteln als mit Gartentips.«
    Wir hatten das Tor erreicht, und er schaute die Straße hinunter zum Pub, der kaum mehr einer war, obwohl er immer noch Getränke servierte als Begleitung zu dem winzigen Billardtisch, der Lärmmaschine und den üblichen Pub-Gerüchen, die inzwischen allerdings kaum mehr wahrnehmbar waren, da die Tür zur Herrentoilette vermutlich zu Beginn der Attlee-Regierung ausgehängt worden war, um sie reparieren zu lassen, und dann nie eingehängt worden war.
    »Ich glaube, da vorn ist meine Frau«, sagte er, rührte sich aber nicht.
    »Sohn und Schwiegertochter sind wohlbehalten in Deutschland angekommen, wie ich vermute?« fragte ich.
    »Also nein«, sagte er, legte mir die Hand auf den Arm und ließ sie dort. »Haben Sie wirklich gedacht ... Er ist der Schwiegersohn. Arme alte Susie, da gibt’s kein Entrinnen, wenn man’s mal erlebt hat, das Armeeleben, nicht? Attraktives, kleines Ding, was? Ihre Mutter hätte viel lieber ... Er ist aber kein schlechter Kerl, absolut kein schlechter Kerl. Da kommt sie ja. Ist das nicht ein Gang ...?
Klassemädchen, natürlich einige Jahre jünger als ich. Ihnen ist doch sicher auch schon aufgefallen, wie fit einige

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