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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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Schrauben. Die normale Hausarbeit erledige ich am Sonntagvormittag, bevor ich mich mit den Zeitungen hinsetze, was dann fast den ganzen Tag in Anspruch nimmt. Manchmal mache ich am Nachmittag einen Ausflug, an die Küste oder in eine der größeren Städte, wo ich Antiquitätenläden besuche, in denen ich dann kleine, preiswerte, unwichtige Gegenstände wie Eierbecher oder nicht zusammenpassende Stücke aus angeschlagenem Porzellan kaufe, die ich dann im Haus auf Simsen, Regalen und Fensterbrettern verteile. Außerdem kaufe ich alte Fotos und Postkarten, diese ausgebleicht bräunlichen, manchmal in angeschlagenen Silberrahmen, die ich an die Wände hänge. Auf vielen dieser Fotos sind Menschen zu sehen, so daß ich umgeben bin von den Lieben von anderen, die mich anstarren, als sollte ich jemand anders sein. Sie sehen stolz und selbstbewußt aus, aber auch irgendwie betrogen, vor allem die streng blickenden jungen Männer in Uniform, die sich auf diese Art als besonders attraktiv und männlich dem Gedächtnis einprägen wollten. Es gibt auch noch andere Fotos: von geometrischen Gärten (zwei), von Fischerkähnen (von denen drei), von einem Pier, einer Sonnenuhr mit einem Häschen darauf, von King George V. und Queen Mary, die in einer Kutsche winken, aber nicht lächeln, wozu die heutige königliche Familie offensichtlich, ich weiß auch nicht, warum, mehr Grund hat, von einem mürrischen Schäferhund mit einer siamesischen Katze quer über den Pfoten, einem afrikanischen Häuptling mit Unmengen von Herrscherinsignien und vier von nackten Frauen, die in Schleiern auf oder vor Möbelstücken posieren, alle mit drallem Hintern und kleinen Brüsten und mit einer kessen Unbescheidenheit, die nichts zu tun hat mit der Aufdringlichkeit solcher Porträts heutzutage, bei deren Anblick sich bei mir gar nichts mehr rührt, was denn auch? Es gibt einen Laden, wo ich billige Bilderrahmen bekomme, in die ich diese Bilder stecke, und manchmal wechsle ich sie durch. So vermitteln meine Fenster in die Vergangenheit meinem Haus, wenn ich es durchstreife, eine gewisse Einstweiligkeit,
während die verschwommene, braune Schattenlosigkeit über alles eine gewisse welke Dauerhaftigkeit legt.
    Die Bücher, die ich mir ausleihe, sind noch immer vorwiegend Thriller oder beschäftigen sich mit dem Leben von Entdeckern. Ich lese nur sehr wenige Romane, weil ihre Raffinesse zu leicht zu durchschauen ist und die Charaktere nicht lebensecht, sondern meistens nur die Spielzeuge ihrer Autoren sind. Die jungen Männer auf den Fotos haben mich dazu gebracht, mehr über den Ersten Weltkrieg zu lesen. Zwar verstehe ich die Sinnlosigkeit und das Grauen dieses Kriegs nicht zur Gänze, aber ich habe zumindest eine gewisse Ahnung davon, ganz im Gegensatz zu so vielen anderen Dingen, die passiert sind und die ganze Zeit noch immer passieren. Es ist jeden Tag in den Nachrichten, Grausamkeiten und Terror, die jede Vorstellung sprengen. Ein Foto gibt es von jungen Männern, die 1914 Schlange stehen, um sich rekrutieren zu lassen. Es sind auch einige wenige Frauen und Kinder zu sehen, die ebenfalls grinsen und sich keine großen Sorgen zu machen scheinen, als würden sie sich für eine Parade versammeln oder ihren Männern zusehen, wie sie für ein Fußballspiel anstehen. Alle scheinen sich zu amüsieren. So etwas kann ich mir ansehen. Es gibt so viele andere Sachen, die ich mir nicht ansehen kann. Mein Verstand schiebt sie einfach weg.
    Doch zwischendrin bekümmern sie mich überhaupt nicht. Manchmal drängen sie sich mir einfach auf, und dann vergesse ich sie wieder völlig. Ich frage mich, ob andere Leute genauso sind. Einige haben das alles gut unter Kontrolle, Jenners zum Beispiel. Einmal traf ich ihn in der Bücherei. Er erzählte mir, wie gut er sich selber zu beschäftigen wisse, so arbeite er in einer Umweltschutzorganisation mit, in irgendeinem Unternehmen, einem regionalen Ableger der Vereinten Nationen, ich glaube, so nannte er es, und »natürlich in unserer lieben, kleinen Kirche«, was absolut wichtig sei für seine Erforschung der örtlichen Geschichte, die er seit längerem betreibe.
    »Na ja, man hat sich ein paar nützliche Fähigkeiten angeeignet, ab und zu mal eine Royal Commission organisiert, die eigenen, unmaßgeblichen Gedanken in eine gewisse Ordnung gebracht,
nicht wahr? Hat gelernt, wie das System funktioniert, die alten Rädchen wieder in Schwung gebracht ...«
    Ich blätterte eben in der Farbbeilage einer Zeitung, die einen

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