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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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nicht um ihre Karriere, sondern um ihre Karriere, falls ich mich verständlich ausgedrückt habe, wahrscheinlich nicht. Neidisch, denken Sie jetzt vermutlich. Worauf
ich hinauswill, ist, daß ich mein altes Mädchen unter Vorspiegelung falscher Tatsachen herumgekriegt habe, und sie hatte ja wirklich Geld, Unmengen, und jetzt sind wir Niemande ... Wobei mir das nichts ausmacht, wissen Sie, es ist ja immer weniger von dem sogenannten Leben da, um noch was aufzuholen ...«
    Jetzt war ich an der Reihe, die Drinks zu holen, und ich hatte es auch ziemlich eilig. Als ich zurückkehrte, starrte er in den leeren Kamin.
    »O Gott, nicht noch einen«, sagte er. »Ich sollte eigentlich nicht.« Er schlug mir kräftig aufs Knie. »Nicht sehr soldatisch, was, denken Sie wohl jetzt. Ein Schlamassel gegen ein anderes eingetauscht, was? Was ist mit Ihnen?«
    »Ich komme schon so einigermaßen zurecht.«
    »Sind Sie gesund?«
    »Soweit ich weiß.«
    »Na ja, ich bin’s nicht.«
    »Oh, das tut mir leid.«
    »Mir nicht, warum dann Ihnen? Anfang Siebzig. Hab Glück, überhaupt noch am Leben zu sein. So einfach ist das. Sie nimmt meinen Arm, wenn wir durch den Garten schlendern, ein wunderschöner Garten, sagenhaft. So wie man sich einen Garten vorstellt. Ich bin dann immer sehr glücklich, einen Tag, den man so nimmt, wie er ist, und an dem man nicht daran denkt, daß auch noch andere kommen und dann keine mehr.«
    Ein langes Schweigen entstand, in dem wir an unseren Gins nippten. Dann fing er an, mir von seiner Tochter zu erzählen, daß sie immer Schauspielerin hatte werden wollen, das Aussehen dafür habe sie ja. »Und dann hat sich die dumme Pute in einen Soldaten verliebt, und dann auch noch in einen Panzerfahrer.«
    »Er hat auf mich aber einen sehr anständigen Eindruck gemacht.«
    »Wunderbares Mädchen«, sagte er und erwiderte das Winken der Rüpel, die eben die Bar verließen. Dann stand er unvermittelt auf und straffte die Schultern. »Sollte jetzt besser gehen. Nachmittagsschläfchen. War sehr schön, daß Sie mitgekommen sind. Bringt doch nichts, nur über Jenners nachzugrübeln, oder?«

    Ich ging voran zu seinem Auto und fragte mich, ob ich ihm anbieten sollte, ihn zu fahren. Unterwegs konzentrierte er sich sehr, und ich wollte ihn dabei nicht stören. Als er mich absetzte, dachte ich einen Augenblick, er wäre eingeschlafen oder Schlimmeres, denn er drehte sich mir nicht zu, um auf Wiedersehen zu sagen, sondern saß nur über das Lenkrad gebeugt da. Ich bückte mich, um zu winken, bevor ich die Tür schloß, und plötzlich schaute er hoch und sagte: »Was für ein Haufen Unsinn war das doch. Das ist der Grund, warum ich in die Kirche gehe: um meine Krawatte zu tragen und eine Weile keinen Unsinn zu denken oder wenigstens einen anderen, etwas erhabeneren Unsinn.«
    Auch ich schlief an diesem Nachmittag und träumte, er gebe mir seine Tochter in Westminster Abbey zur Frau. Doch gegen Ende des Gottesdienstes verwandelte sie sich in Maureen, die dann in einer eigenen Limousine davonfuhr und verschwand. Der Colonel und Agnes gingen in die entgegengesetzte Richtung davon, die beiden Rüpel im Schlepptau, so daß ich in Frack und Zylinder allein dastand, bis meine frühere Frau daherkam, mich an der Hand nahm und sagte: »Sei doch nicht so ernst, du kannst manchmal so ernst sein.«
     
    Es könnte vielleicht interessant sein, auch wenn es mich selbst kaum interessiert, wie ich normalerweise meine Tage verbringe. Gleich nach dem Aufstehen frühstücke ich: eine Orange und eine Schüssel mit Nüssen, getrockneten Früchten, Haferflocken und anderen Ballaststoffen, die ich in Großpackungen kaufe und mir selber zusammenmische. Ich habe irgendwo gelesen, daß das sehr gesund und bekömmlich ist, und ich glaube es schon fast. Das Kauen und Knacken hilft einem, den Tag entschlossen anzufangen. Und meine Verdauung war noch nie besser. Danach blättere ich die Times durch und beeile mich, zum Kreuzworträtsel zu kommen, dem ich nicht widerstehen kann. Ich kann stundenlang darüber brüten und kein einziges Wort herausbekommen. Einmal habe ich es komplett gelöst, aber dazu brauchte ich fast drei Tage, in denen ich sonst so gut wie nichts tat. Normalerweise mache ich ungefähr ein Drittel und lasse es dann gegen halb elf sein.

    Danach tue ich manchmal das, was ich jetzt tue, oder ich werkle im Garten oder fahre einkaufen oder in die Bücherei, oder ich mache Sachen im Haus, ein bißchen Malern, Risse verputzen, Hämmern und

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