Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now
konnte. Es gab auch einige gewöhnliche Stoffe, aber ich war noch nie in Läden oder Häusern gewesen, wo man die so zufällig wirkenden Farben und Muster des anderen Zeugs hätte finden können. Niemand nahm auch nur die geringste Notiz von mir.
Dann weiter in die dritte Werkstatt, Schmuck und Leder, und schließlich in die vierte, die Töpferei. In der befanden sich die meisten Leute, und überall standen ihre Produkte herum, in allen vorstellbaren Größen, Formen, Verwendungszwecken und Bearbeitungszuständen. In der hintersten Ecke erkannte ich Mrs. Jenners, die an einer Drehscheibe saß und die Hände um einen Klumpen Ton gelegt hatte, der wie eine dicke, braune, schiefe, eben erblühende Blume zwischen ihnen aufragte. Als wir uns bereits wieder zum Gehen wandten, fiel mein Blick auf einen Mann, der uns bis dahin den Rücken zugedreht hatte. Er bückte sich eben, um etwas in einen Brennofen zu schieben, drehte sich dann um und straffte mit einem tiefen Atemzug die Schultern. Es war der Colonel. Mit einem Besen in der einen Hand, sich die andere an seiner Schürze abwischend, kam er zu uns.
»Ich gebe Ihnen lieber nicht die Hand«, sagte er. »Na, wollen Sie auch bei uns mitmachen?« Er wandte sich an die Frau: »Ruth wird Sie schon an der richtigen Stelle unterbringen, nicht? Hab in der Schreinerei so viel Unfug angestellt, daß sie mich hierher strafversetzt haben. Na ja, immerhin kriege ich so Unmengen von wackeligen Aschenbechern und undichten Tassen umsonst.«
Ruth boxte ihn in die Brust, was zu einem Hustenanfall führte. Sein Gesicht wurde rot mit einigen violetten Flecken, aber bevor es ganz violett wurde, hörte er auf zu husten. »Das ist der Tonstaub«, krächzte er schließlich. »Aber immer noch besser, als die Schweine auszumisten, diese ekligen Viecher. Egal, was Ruth Ihnen sagt, achten Sie nicht darauf. Die hier sind nämlich nicht, was sie zu sein scheinen. Billige Arbeitskräfte, um das geht’s nämlich, Ausbeutung.« Darauf drehte er sich abrupt um und beschäftigte sich wieder mit seinem Brennofen.
Wir gingen hinaus ins Sonnenlicht. Einige Hühner kamen auf uns zugelaufen, gefolgt von einem Schwein, dann einem zweiten. Die Frau drohte ihnen mit dem Finger.
»Nichts gibt’s« sagte sie. »Ich bin übrigens Gwen. Er kennt uns nicht auseinander. Er kommt ein- oder zweimal die Woche, putzt ein bißchen, baut Regale auf und steht ganz allgemein jedem im Weg. Das mit der Tischlerei stimmt übrigens nicht. Er war unglaublich
penibel. Wochenlang hat er an so einem Tisch-Lesepult gebaut, Holztafeln an Scharnieren, und er hatte bereits angefangen, Figuren auf die Tafeln zu zeichnen und zu schnitzen, fast wie Heiligenfiguren, wie man sie in Kirchenfenstern findet, nur daß da überall Arme und Beine und Hände und Köpfe waren. Aber plötzlich hat er das Ding in die Ecke geworfen und keinen Gedanken mehr dran verschwendet.«
Ich deutete zu einem Gebäude auf der anderen Seite des Hofs. »Und was läuft dort drüben?«
»Dort können wir Leute unterbringen. Einige kommen einfach für ein paar Wochen vorbei, weil sie gelangweilt und neugierig sind. Und die will man doch nicht abweisen. Aber was wir wirklich wollen, sind solche, die länger bleiben, richtige Lehrlinge sozusagen. Der Colonel hat noch nicht ganz kapiert, was wir wirklich wollen, er denkt, wir sind nur so eine von diesen Kommunen, von denen man jetzt überall liest.«
Wir hatten inzwischen das Tor erreicht, und entweder die helle Sonne oder der frische Wind hatte ihr Tränen in die Augen getrieben. Ich dachte an meinen Sohn und was mit ihm passiert war, als er zum Nachbarn gegangen war, um das Schreinern zu lernen. Ich wollte ihn bald einmal wiedersehen, auch wenn es nur sein fortdauerndes Leiden war, was ich sehen würde. Ich versuchte auch, an Maureen zu denken und an die Dinge, die wir gemeinsam tun könnten, aber das hielt nicht lange an.
»Ich fürchte, ich habe für keins von den Dingen hier das richtige Händchen. Aber es ist ...«
»Blödsinn«, sagte sie.
Wir standen am feuchten Rand des Wegs, der zu der Straße führte, wo ich mein Auto abgestellt hatte. Die hohen Bäume über uns raschelten laut im Wind, die laubschweren Äste schlugen um sich, als wollten sie sich mehr Platz schaffen. Immer wieder brachen Sonnenstrahlen durch die Blätter und tanzten vor unseren Füßen. Sie so in ihrem Nachthemd zu sehen ließ mich zittern, und ich stellte den Jackenkragen auf und klappte die Revers unterm Kinn zusammen.
»Ist
Weitere Kostenlose Bücher