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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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Sightseeing-Tour, fuhr mit einem Taxi in die Altstadt und ging um das Schloß herum. Ich kaufte Glasartikel für meine Kinder und ein paar russische Puppen für Ann. Ich kaufte ein Holzkästchen mit einem Muster darauf für Annelise und ging dann noch einmal in den Laden und kaufte ein zweites für Michelle. Dann ging ich zum Palast der Kultur und schlenderte noch einmal durch die Reihen der Straßenhändler. Es waren viel mehr, als ich gedacht hatte, und auch die ganze Stadt wimmelte davon, als würde der Werbekongreß in Verbindung mit der Fünfjahresversammlung der Internationalen Fierantenvereinigung abgehalten. Nie sah ich irgend jemand irgend etwas kaufen. Vielleicht reichte es schon, einfach nur die Auswahl zu haben.
    Gleich gegenüber war ein Gebäude, das sich British Institute nannte, und ich fühlte mich verpflichtet, mal nachzusehen, was man dort so machte. Im Erdgeschoß befanden sich eine Handbibliothek und ein Informationszentrum. Es war hell und modern, und an den Wänden hingen einige attraktive Poster; das direkt gegenüber dem Eingang zeigte den Rücken einer nackten Frau und war deshalb vielleicht nicht ganz so interessant, als es von der anderen Seite her gewesen wäre. Eine Weile saß ich da, las Pri vate Eye, wobei mich vorwiegend die Eye Love-Kolumne interessierte, und blätterte dann The Economist durch, was ich bis dahin nur ein einziges Mal getan hatte, im Wartezimmer eines Zahnarztes, auch wenn ich angesichts dessen, was mir bevorstand (eine Wurzelbehandlung, wenn Sie es genau wissen wollen), vielleicht nicht unbedingt in Stimmung war für seine erhabene Schnodderigkeit. Es herrschte ein reges Kommen und Gehen vor allem junger Leute, die sich alle über Großbritannien informieren wollten, und ich betrachtete sie mit Fosters Augen, mißbilligend zwar, aber doch hoffend, daß sie es schaffen würden.
    Irgendwann bemerkte ich einen Mann, der nur wenige Schritte von mir entfernt stand und auf mich herabstarrte, so als hätte ich hier entweder nichts zu suchen oder als würde er mich kennen,
wüßte aber nicht so recht, wo er mich hintun sollte. Ich hatte ihn noch nie in meinem Leben gesehen, zumindest nicht bewußt. Er war ziemlich groß und trug einen abgewetzten, selleriefarbenen Tweedanzug mit einem Loch im Ellbogen (wie ich erst später bemerkte), hatte eine Lesebrille auf der Nase, graumelierte Haare und wirkte irgendwie verloren und zugleich zielstrebig. Ich wartete darauf, daß er entweder »Verschwinden Sie!« sagte oder »Haben wir uns nicht schon mal gesehen?«, wobei, seinem Gesichtsausdruck nach, letzteres nur in einer Situation gewesen sein konnte, da einer von uns beiden nicht ganz auf der Höhe war. Schließlich ging er, mit einem letzten Blick auf mich, einem sehr prüfenden Blick auf sehr viel von mir und auf das, was ich eben las, zur der Frau am Informationsschalter und fragte, ob die neueste Ausgabe von Country Life schon eingetroffen sei. Sie lächelte ihn an, antwortete aber nicht. Worauf er sich umschaute und davonging, mit Blicken in alle Richtungen, als suche er einen Vorwand für einen Streit. Ich fragte die Frau, wer er sei. Sie war blaß und schlank und trug eine Brille, was ihrem hübschen Gesicht etwas Kluges und Kritisches gab. Mit Albernheiten kam man bei ihr wahrscheinlich nicht weit.
    »Das war der Direktor«, sagte sie mit einem matten Lächeln.
    »Ach so, er hat mich nur so angesehen, als würde er mich kennen oder als dürfte ich nicht hier sein. Vielleicht dachte er, ich hätte ihm sein Country Life geklaut.«
    Wieder das nachsichtige Lächeln. »Ich sage ihm immer wieder, daß wir Country Life nicht haben, aber er geht demnächst in Rente und schaut sich gern Fotos von Häusern an. Also gebe ich ihm The Times, damit er das Kreuzworträtsel machen kann und eine Weile nicht daran denkt, wo er demnächst leben wird.«
    »Ah, verstehe. Ich muß sagen, Sie haben es recht hübsch hier.«
    »War früher mal ein Café. Kann ich Ihnen helfen?«
    Ich schüttelte den Kopf und dankte ihr, ging dann hoch in die Bibliothek im ersten Stock und suchte mir eine P. D. James aus. Am Ausgabeschalter wartete eine lange Schlange, und als ich endlich an der Reihe war, sagte man mir, ich müsse Mitglied werden, bevor ich irgend etwas ausleihen könne. Es war nicht teuer, deshalb
zahlte ich den Betrag. Dann schaute ich mir den Rest des Gebäudes an. Auf den Fensterbrettern standen Topfpflanzen, und an den Wänden hingen gerahmte Poster. Im Empfangsbereich befand sich eine Karte

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