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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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schon okay, Mr. Ripple. Ehrlich gesagt, so ein toller Job war es auch wieder nicht.«
    »So ist’s recht. Ein elender Mistkerl, dieser Plaskett. Sie können ganz froh sein, daß Sie mit dem nichts mehr zu tun haben.«
    »Er muß eben auch nur seine Arbeit tun.«
    »Glauben Sie denn, daß Sie zurechtkommen?«
    »Natürlich komme ich zurecht.«
    »Und Bob, es tut mir leid, wirklich. Aber was hätte ich tun können?«
    Er antwortete nicht. Er war bereits unterwegs. Er wollte gehen, und ich trat beiseite, um ihn vorbeizulassen. Ich weiß, was ich hätte tun können. Ich hätte sagen können, die Zahlen seien die meinen. Ich hätte mich vor ihn stellen können. Während ich auf den Lift wartete, fragte ich mich, ob ich mich anders verhalten würde, wenn ich diesen Nachmittag noch einmal durchleben könnte. Die Antwort fiel negativ aus.
     
    Ich rede mir ein, daß Hipkin in einer anderen Firma glücklicher sein wird, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß er in irgendeiner Arbeitssituation glücklich sein könnte. Ich sehe seinen Fuß von der untersten Sprosse von vielen Leitern rutschen. Ich sehe ihn sich immer wieder aufrappeln und sich sagen, alles ist okay, alles ist gut. Ich sehe ihn die Nachricht einem gebrechlichen Elternteil überbringen. Ich sehe ihn alleine einen Film über taffe Tycoons in gläsernen Büros anschauen, die über das Schicksal von Millionen entscheiden, ohne Rücksicht darauf, ob es um Menschen oder um Geld geht. Sein Blick ist ohne Verbitterung. Ich stelle mir vor, daß er sich an Plaskett und mich mit einem Achselzucken erinnert und daß dieses Achselzucken unkontrollierbar wird, so daß es auch im Schlaf weitergeht. Ich sehe ihn auf einer Bank in einem Park, wo er zuckt und plappert und flucht, doch nicht über die Welt, sondern über sich selbst. Ich sehe ihn weggesperrt in irgendeiner Anstalt, wo er den ganzen Tag mit Altmännerstimme murmelt: »Es tut mir leid, Mr. Plaskett. Alles ist
okay.« Ich höre ihn im Schlaf aufschreien, daß jeder mal Fehler macht, daß er nicht dumm sein wollte, daß er eines Tages die Welt beherrschen werde.
     
    Aus einigem Abstand starrt er zu uns herüber, wie wir gerade Picknick machen in der wunderschönen, stillen Landschaft des Parks, er starrt unsere mampfenden Gesichter an, die beleuchtet sind vom roten Widerschein der Weinflasche. Meine Frau hebt den Kopf und sieht ihn und sagt, sie habe irgendeinen Asozialen gesehen, der zwischen den Bäumen herumlungert, und daß es so viele Leute gebe, die nur mit staatlicher Unterstützung überleben können. Er wird zu einem Fall. Meine Kinder starren ihn an und hoffen, daß es ein wirklicher Verrückter ist, weil man mit so einem leichter Mitleid haben kann als mit irgendeinem alten Herumtreiber und weil es toller ist.
    Manchmal glaube ich, es sind Leute wie Hipkin, die zu Mördern werden. Ich wüßte nicht so recht, was ich denken sollte, wenn er Plaskett ermorden würde, vielleicht nur, daß er statt dessen mich hätte ermorden sollen, nachdem er mich sicher und zufrieden an einem Frühsommertag in einer wunderbaren Umgebung beim Picknick mit meiner Familie gesehen hat. Hipkin würde viel eher sich selber umbringen als irgendeinen anderen. Wenn er mit einem Messer auf Plaskett losginge, würde Plaskett ihm sagen, er solle doch kein so verdammter Narr sein, und er würde das Messer weglegen, wie man es ihm befohlen hatte. Wenn er auf mich mit einem Messer losginge, würde ich versuchen, in der Art meiner Frau mit ihm zu diskutieren, aber er würde nicht zuhören. Also müßte ich ihm ins Gesicht schlagen, und da es um Hipkin geht, würde ich es auch nicht verfehlen. Er wäre langsam und ungeschickt mit dem Messer in der Hand und leicht niederzuschlagen. Ich würde ihn auf dem Gras liegen lassen und schnell die Polizei rufen. Ich würde weder meinen Namen hinterlassen noch eine Szene machen. Ich möchte ihm nie in der Öffentlichkeit eines Gerichtssaals gegenüberstehen.
    Vielleicht trifft er zufällig auf einer leeren Straße oder an einem anderen einsamen Ort auf meine Tochter, und dann kommt ihm
der Gedanke an Kopulation in den Sinn. Aber sie würde vor ihm davonlaufen, und er würde sie nicht einholen können. Er würde es gar nicht erst versuchen, und der Gedanke würde sehr schnell wieder verfliegen.
    Anderseits kann er sich natürlich auch sehr gut entwickeln, vielleicht bekommt er den Fuß auf die zweite Sprosse einer Leiter und rutscht nicht aus. Vielleicht werden Sozialamt und andere staatliche

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