Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
Vom Netzwerk:
bereits. Wie auch immer, er würde auf keinen Fall bemerken, was ich da tatsächlich auf meinem Schreibtisch habe, oder kaum stutzen, wenn es oder ich überhaupt nicht da wären.
    »Ich hätte die Zahlen überprüfen sollen, aber ...«
    »Nichts aber. Wer war es?«
    »Hipkin. Mr. Hipkin. Guter Junge. Muß nur noch lernen ...«
    »Nun ja, dann werde ich Mr. Hipkin wohl sehen müssen. Ist schon lange bei uns, nicht?«
    »Ziemlich lang.«
    »Dachte, Sie sagen jetzt ... lange genug, meinen Sie. Das ist aber nicht zufällig das verträumte Pickelgesicht, das die ganze Zeit dasitzt und zum Fenster hinaussieht? Na ja, er sitzt eindeutig auf dem falschen Posten. Für Trittbrettfahrer ist bei uns kein Platz, wissen Sie.«

    »Ich knöpfe ihn mir mal vor. Normalerweise ist er ganz in Ordnung. Es wird nicht wieder vorkommen.«
    »Nur normalerweise ist eben nicht in Ordnung. Ich rede lieber selber mit ihm.«
    Hipkin war noch nie in Plasketts Büro gewesen. Ich glaube sogar, daß die beiden noch nie auch nur einen Blick gewechselt haben.
    »Hoffentlich kann man ihm noch eine zweite Chance geben, Mr. Plaskett. Es ist das erste Mal ...«
    »Wer sagt was von ...?« Er hob eine Augenbraue. »Hoffentlich. Sollte man annehmen, ja.«
    Ich ging zu Hipkin, der an seinem Schreibtisch stand und sich eben zum Aufbruch vorbereitete. Ich lasse ihn an den Freitagen immer früher gehen, aber ich bin mir sicher, es ist ihm ziemlich egal, wann er Feierabend hat, ob am Freitag oder irgendeinem anderen Tag. Bereits an seinem zweiten Freitag sagte ich ihm, er könne früher Schluß machen, und vielleicht verstand er das als Befehl, weil er seitdem an jedem Freitag früher geht. Ich wußte nicht, was ich ihm sagen oder wie ich es ihm sagen sollte, aber ich versuchte es, ich versuchte es wirklich.
    »Bob, ich fürchte, Mr. Plaskett will Sie sehen.« Ich schnaubte verächtlich. »Diese skandinavischen Zahlen, die Sie bearbeitet haben, das, na ja, das ging in die Hose. Er ist nicht besonders glücklich damit. Meine Schuld. Ich hätte sie überprüfen müssen. Aber machen Sie sich keine Sorgen. Sagen Sie nur, daß es Ihnen leid tut, daß es nicht wieder vorkommen wird. Nennen Sie ihn ›Sir‹ nach jedem zweiten Wort. Verbeugen Sie sich, fallen Sie auf die Knie und polieren Sie ihm die Schuhe. Sagen Sie, daß Sie übers Wochenende daran arbeiten, ich helfe Ihnen.« Ich drückte ihm den Ellbogen und sagte noch einmal: »Machen Sie sich keine Sorgen. Entschuldigen Sie sich. Versuchen Sie erst gar nicht, irgendwelche Ausreden vorzubringen. Schauen Sie ihm direkt in die Augen.«
    Es taugte nichts, es taugte absolut nichts. Durch seinen Jackenärmel hindurch spürte ich, wie sein Arm zitterte. Er war blaß geworden, sogar aus seinen Pickeln schien die Farbe gewichen zu
sein. Ich fürchtete schon, daß er zu einem heulenden und zitternden Häufchen Elend zusammenbrechen würde und ich ihn würde stützen müssen.
    »Kommen Sie«, sagte ich, eine Oktave höher als beabsichtigt. »Deswegen geht die Welt doch nicht unter. In hundert Jahren ist das alles vergessen.«
    Nun lächelte er, weil er, wie ich vermutete, glaubte, ich würde Mrs. Hodge nachmachen. Aber das tat ich nicht, nein, das war schon ich, der da sprach.
    Plaskett drehte sich in seinem Sessel abrupt uns zu, als wir sein Büro betraten. Ich stellte mich zwischen Hipkin und das Fenster und leicht vor ihn, um einen Schatten auf sein Gesicht zu werfen und um es selber nicht sehen zu müssen. Plaskett faltete die Hände weit vorne auf seinem Schreibtisch.
    »Mr. Ripple hat Ihnen gesagt, weswegen ich Sie sehen will?«
    Von hinter mir kam eine Art Piepsen, gefolgt von einem Schniefen.
    »Ich habe kurz mit ihm gesprochen«, sagte ich, grinste blöd und nickte. Seine Verachtung wanderte langsam von Hipkin zu mir und wieder zurück.
    »Ich möchte Ihnen eins sehr, sehr deutlich machen, Pitkin: So geht das nicht. Ich habe nicht die Angewohnheit, dem Aufsichtsrat falsche Zahlen zu unterbreiten. Ich sage Ihnen das nur ein einziges Mal. Machen Sie es einfach richtig, und wenn Sie nicht wissen, wie Sie das anstellen sollen, dann fragen Sie, oder aber Sie suchen sich eine Arbeit, für die Sie geeigneter sind.«
    Nun sagte ich: »Wenn ich nur anmerken dürfte, daß Bob ziemlich gute Arbeit geleistet hat ... die Grundlagen für das neue ...«
    Plaskett lächelte, oder er versuchte, etwas Ekeliges von der Innenseite seiner Zähne zu entfernen. »Vielen Dank, Ripple, Tom. Und jetzt, Pipkin, bekomme ich vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher