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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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Hilfseinrichtungen nie erfahren, daß er überhaupt existiert. Ich glaube das nicht, will es allerdings. Ich sehe ihn nicht gern in den Händen meiner Frau, wo er sich ihre klugen Ratschläge anhören und Briefe von ihr an freundliche Arbeitgeber entgegennehmen muß. Sie hätte schon gewußt, wie sie ihn trösten muß, wenn sie an meiner Stelle gewesen wäre. Sie wäre vor Plaskett nicht zu Kreuze gekrochen. Glauben Sie mir, sie hätte das wirklich sehr gut hingekriegt. Ich kann meiner Frau nie von Hipkin erzählen. An dem Abend, als er gefeuert wurde, fragte sie mich nicht, ob ich einen schweren Tag im Büro gehabt hätte, und auch meine Kinder taten es nicht. Dennoch kam ich erst spät nach Hause. Sie glaubten mir, als ich sagte, ich hätte noch Überstunden machen müssen, obwohl ich das noch nie zuvor getan hatte. Sie zeigten keinen Stolz darauf, daß die Bedeutung meines Jobs es erforderte, daß ich hin und wieder über meinen eigenen Schatten springen und einen Teil einer meiner Lieblingssendungen verpassen mußte.
     
    An diesem Abend war ich es, der früh ins Bett ging, während sie unten blieben und sich noch etwas Erbauliches anschauten. Als ich dann kuschelig zwischen frischen Laken lag, las ich weiter über Dr. Livingstone, der sich trotz großer körperlicher Leiden Tag für Tag abmühte, inspiriert von der Stimme Gottes und seinem Wunsch, seine Mitmenschen von den Grausamkeiten ihrer Lebensumstände und den Tiefen ihrer Unwissenheit zu erlösen, und auch von der Sturheit seines enormen Stolzes. So gelang es mir, mich selbst zu vergessen und natürlich auch Hipkin, die wir beide nicht sehr großzügig mit dem Verlangen ausgestattet waren, den Ursprung und die Bedeutung aller Dinge zu erkennen.
Trotz diesem und jenem geht es mir gut, und ich bemühe mich, zu schätzen, was ich habe. Vielleicht geht es ja immer weiter so. Ich sehe mich schon, wie ich alt werde und alle Tage ein langes Wochenende sind, nur ohne Badminton. Auf dem Kaminsims im Wohnzimmer steht dann eine goldene Uhr, oder zumindest ist sie goldfarben. Ich höre, wie Plaskett sie mir überreicht mit freundlichen Empfindungen, die ich ihm bis dahin gar nicht zugetraut hätte, und ich höre meine eigene innere Stimme, jetzt krächzend und ohne die frühere Tiefe, wie sie mir sagt, daß er letztendlich doch kein so schlechter Kerl ist. Ich sehe das zufriedene Herumwerkeln, das liebenswürdige Tattern, die Unbestimmtheit, die der Ermattung aller Sinne folgt. Meine Kinder kommen mich besuchen, manchmal mit ihren eigenen, die ganz reizend sind für gut zwei Minuten, nachdem sie ihre Geschenke erhalten haben. Meine Kinder lächeln, weil sie eine lästige Pflicht zu erfüllen haben, und ihre Gesichter entspannen sich, wenn sie aufbruchbereit in der Tür stehen. Sie sagen, sie kommen bald wieder einmal. Was sie sagen, sobald sie außer Hörweite sind, ist mir egal. Ich spüre den Stich der Überraschung, wenn ich aufwache und einen wunderbaren Morgen vor mir sehe, den ich noch erleben darf. (Die Ermattung erstreckt sich nicht auf Mädchen, beziehungsweise sie tut es insofern, als sie mich daran erinnern, wie lange das nun alles schon her ist, und indem sie das tun, werden sie Tag um Tag in jeder Hinsicht reizender und wunderbarer für mich.) Ich sehe nicht, daß meine Frau mit mir alt und unbestimmt wird. Sie bleibt so, wie sie ist, ihre Selbstsicherheit ist ungeschmälert. Ich weiß nicht, wo ich ohne sie wäre. In meinem Halbdämmer höre ich das Ticken der goldenen Uhr, das Zwitschern der Vögel im Garten, das Rascheln, wenn meine Frau Seiten in einem gelehrten Buch umblättert, das Anspringen eines Autos, das meine Nachbarn in den Urlaub bringt. Ich kann sogar mein eigenes Schnarchen hören.

KAPITEL SIEBEN
    U nd noch mehr Zeit ist vergangen. Letztendlich kamen meine Kinder zu mir, nicht zu meiner Frau.
    Zuerst mein Sohn. Meine Frau war auf einem Wochenendseminar über die Behandlung jugendlicher Straftäter, und so gegen sechs am Samstagabend beobachtete ich, wie er mit einer kleinen Säge in der Hand unschlüssig vor der Küchentür herumstand. Ich reparierte zu der Zeit eine Sicherung, die den Fernseher vom Laufen abhielt.
     
    Eigentlich genieße ich mein Leben ziemlich, wenn meine Frau nicht da ist. Das ist kein elterliches Gefühl. Für meine Kinder muß es sein, als wäre überhaupt kein Elternteil im Haus. Sie können ins Bett gehen, wann sie wollen, ohne zu baden oder sich die Zähne zu putzen, wenn ihnen gerade der Sinn danach steht, und

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