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Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now

Titel: Ein unauffälliger Mann - Chadwick, C: Ein unauffälliger Mann - It's All Right Now Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Chadwick
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wird. (Man kann wohl sagen, daß keiner von uns mit einem überwältigenden, unmittelbaren Sexappeal ausgestattet ist, obwohl man mir unlängst in einem Auto die Hand drückte!)
     
    Lieber Tom, ich weiß, Du wirst nicht verbittert sein, weil es nicht Deinem Charakter entspricht. Ich glaube auch nicht einmal, daß ich Dich um Verzeihung bitten muß, falls ich auf irgendeine Art etwas gesagt oder getan habe, das Dich verletzt hat, und das nimmt mir eine große Last von der Seele. Wir werden natürlich in Verbindung und gute Freunde bleiben. Der oben
erwähnte Kollege stellt mir eine ungenutzte Etage in seinem großen Haus am »nicht angesagten« Ende von Islington zur Verfügung. Sie ist voll möbliert und besitzt zwei große Schlafzimmer für die Kinder und einen hübschen Garten mit einem Häuschen, das ich als Büro nutzen kann. Es ist deutlich »bescheidener«, als wir es gewohnt sind, aber näher, in beiderlei Hinsicht, an meiner Arbeit. Es versteht sich von selbst, daß die Kinder sich danach sehnen, Dich so bald wie möglich nach Deiner Rückkehr zu sehen, wann Du eben Zeit hast, denn ich weiß, wie beschäftigt Du damit bist, in der Welt herumzufliegen und Geschäfte abzuschließen oder was auch immer.
    Mit zärtlichster Zuneigung, Deine Freundin und Gefährtin in siebzehn alles andere als vergeudeten Jahren, Deine Dich liebende Frau.
    Ich schaue in den Spiegel und probiere das Zucken und Augenverdrehen, aber es sieht nur so aus, als hätte ich einen nervösen Tick oder etwas im Auge. Ich frage mich, ob ich irgendwas Falsches gesagt habe. Vielleicht habe ich im Schlaf geredet. Falls ja, gibt es natürlich nur ein Thema, über das ich geredet haben könnte. Ich war weder verletzt noch verbittert. Ich schmollte auch nicht, ebensowenig wie ich weinte oder mit dem Fuß aufstampfte. Ich bin auch froh, daß ich ihr keine Vorwürfe mache, und noch froher, daß es andersherum ebenso ist. Im großen und ganzen habe ich das Gefühl, daß sie es richtig hinbekommen hat. Ich hätte es selber nicht besser sagen können, und genau das hätte sie durchaus ebenfalls sagen können. Ich habe diese Vorahnung. Es ist nicht so, daß ich unbedingt das letzte Wort haben wollte, weil es nur so wenige, wenn überhaupt welche, gegeben hätte, aus denen ich hätte auswählen können. Ich probiere noch einmal das Zucken und Augenverdrehen und sehe ein naserümpfendes, bösartiges Monster sich in die Büsche schlagen. »Nicht mit überwältigendem, unmittelbarem Sexappeal ausgestattet.« Stimmt zwar, tut aber trotzdem weh. Irgendwann muß ich mir auch überlegen, was genau sie mit »Weltanschauung« meint. Gefallen hat mir der »besonders enge Freund«. Und kein Wort darüber, ob sie in meinem
Toilettenbeutel ein Päckchen Pariser gefunden hat, so daß ich bis zum heutigen Tag nicht weiß, ob oder ob nicht, und falls ja, ob es irgend etwas ausgemacht hätte. Und o ja, natürlich, wie wunderbar ist es doch, daß das Potential meiner Persönlichkeit nicht länger beschnitten ist.

KAPITEL DREIZEHN
    W ieder ist Zeit vergangen.
    Unlängst fragte mich Plaskett nach meiner Meinung über einen Assistenten in der Verkaufsabteilung. Ich seufzte, schüttelte nur äußerst knapp den Kopf und sagte nichts.
    »Ja, da stimme ich völlig mit Ihnen überein. Er muß gehen«, sagte Plaskett. »Aber, mein Gott, wie sehr ich dieses Rausschmeißen hasse. Ich habe einfach ein zu weiches Herz, das ist mein Problem.«
    »Na ja«, erwiderte ich mit Betonung auf dem letzten a.
    »Ich denke an den Tag, wenn meine Kleinen erst mal anfangen, sich ihren Platz in der Welt zu suchen. Die armen Eltern. Aber man darf sich nicht gehenlassen. Muß sich der Wirklichkeit stellen.«
    »Auf jeden Fall«, sagte ich.
    »Ich bewundere Sie, Tom. Erinnern Sie sich noch an diesen armseligen jungen Mann, Higgins, Hope, Pitkin ...«
    »Hipkin.«
    »Wenn Sie das sagen. Ein gutes Namensgedächtnis haben Sie auch. Wie auch immer, mit Hipkin haben Sie ziemlich kurzen Prozeß gemacht, wenn ich mich recht erinnere. Sie haben anscheinend keine Probleme mit dem blutenden Herzen.«
    »Dieser andere Bursche«, schlug ich sofort vor, »sollen wir ihm erst mal gut zureden, ihm noch eine Chance geben?«
    »Nein, Tom, Sie haben da ganz recht. Drückeberger darf man nicht mitschleppen. Sagen Sie bitte in der Personalabteilung Bescheid? Und vielen Dank.«
    Das machte mir keine schlaflosen Nächte, allerdings nahm ich
mir vor herauszufinden, was aus Hipkin geworden war; daß ich sehr genau wußte,

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