Ein unbezaehmbarer Verfuehrer
Gesicht.
„Ich ... ja, warum nicht?"
Er nahm ein Handtuch, trocknete sich das Gesicht und drehte sich nach ihr um. Sie war an einem der Fenster stehen geblieben und blickte zu Boden.
Er warf das Handtuch beiseite. „Was hast du heute Nachmittag gemacht?"
„Oh, nichts Besonderes." Ihre helle Haut errötete verräterisch, rosig färbten sich Hals und Wangen. Sie sah ganz reizend aus, aber sie log.
Er ging zu ihr hinüber und sah sie an. „Du warst nicht draußen?"
Sie senkte den Blick.
Und da wusste er es, war sich ganz sicher, ohne jeden Zweifel. „Du warst bei Lister."
Sie hob den Kopf, trotzig erwiderte sie seinen Blick. „Ja, ich war bei Lister. Ich wollte wenigstens versuchen, ihn zur Einsicht zu bringen."
Glühend heißer Zorn pulsierte durch seine Adern, doch er beherrschte sich — es gelang ihm gerade so.
„Und, ist es dir gelungen?", fragte er ruhig.
„Nein", erwiderte sie. „Er ist fest entschlossen, die Kinder zu behalten."
Alistair richtete sein gutes Auge auf sie. „Und er hat dich einfach so gehen lassen, hat nicht einmal versucht, dich zum Bleiben zu bewegen? Hat dir gar in aller Freundschaft nachgewunken, als du sein Haus verlassen hast?"
Sie errötete noch mehr. „Er hat nicht versucht, mich aufzuhalten ..."
„Nein, natürlich nicht. Warum sollte er? Er hat doch die Kinder, um dich zurückzubekommen."
Wie ertappt fuhr sie zusammen. „Woher weißt du, dass er mich zurückhaben will?"
Er lachte kurz und bitter. „Für wie dumm hältst du mich? Kein Mann entführt seine illegitimen Sprösslinge, wenn er bereits drei Söhne und Erben hat. Ich kenne ihn. Ich durchschaue sein Spiel. Er benutzt die Kinder als Pfand, um dich zurückzubekommen, habe ich recht?"
„Er hat gesagt, ich sähe sie nie wieder, wenn ich nicht wieder seine Mätresse würde."
Da brach gegen alle Vernunft sein aufgestauter Zorn aus ihm heraus.
„Und? Hast du dich darauf eingelassen?" Mit einem Schritt war er bei ihr, packte sie an den Armen. „Sag es mir, Helen! Hast du zugestimmt, zu ihm zurückzukehren? Ihn wieder in dein Bett zu lassen? Seine Hure zu sein? Hast du?"
Mit großen Augen sah sie ihn an, mit diesen verdammten glockenblumenblauen Augen. „Er hat gesagt, ich würde Abigail und Jamie nie wiedersehen, wenn ich nicht zu ihm zurückkäme. Die beiden sind alles, was ich habe, Alistair. Meine Kinder. Meine süßen kleinen Kinder!"
In seinem Ungestüm schüttelte er sie. „Hast du zugestimmt?"
„Ich werde sie niemals wiedersehen!"
„Verdammt noch mal, Helen!" Es schnürte ihm die Brust zu vor Entsetzen. „Hast du zugestimmt?"
„Nein." Sie schloss die Augen. „Nein. Ich habe Nein gesagt."
„Gott sei Dank!" Er zog sie in seine Arme und beugte sich über ihren Mund, kostete begierig ihre Lippen. Allein die Vorstellung, sie könne mit Lister zusammen sein, brachte ihn um den Verstand. „Hat er dir etwas angetan?"
„Nein", stieß sie atemlos hervor. „Er ... hat meine Hand gepackt, aber ..."
Alistair griff nach ihren Händen und sah rote Striemen an der rechten. Ganz still wurde er mit einem Mal, barg ihre zarten Finger in seiner Hand. „Er hat dir wehgetan."
„Es ist nicht weiter schlimm." Vorsichtig zog sie ihre Hand zurück.
„Hat er dir sonst noch etwas ... hat er dich ... berührt ?"
„Nein, Alistair, nein."
„Ich weiß, dass er es wollte", sagte er und rieb ihr sanft die Schultern, die Arme. „Er wollte dich berühren, wollte dich schmecken, dich spüren."
„Aber er hat es nicht." Sie umfing sein Gesicht, ihre Hände kühl und besänftigend. „Er hat mich nicht angerührt."
„Gott sei Dank!" In wildem Ungestüm nahm er ihren Mund in Besitz, stieß seine Zunge in sie, wollte Listers Bild aus ihrer beider Erinnerung tilgen.
Ihre willige Bereitschaft beruhigte ihn, gab ihm die Kraft, schließlich von ihr zu lassen.
„Entschuldige." Von sich selbst angewidert, wandte er sich ab. „Du musst mich für einen Barbaren halten, ein Untier."
„Nein", sagte sie ruhig, und er spürte ihre Lippen sacht über die vernarbte Seite seines Gesichts streifen. „Kein Untier. Ich halte dich für einen Mann. Nicht mehr und nicht weniger. Einfach nur für einen Mann."
Und als sie abermals seine Lippen suchte, konnte er sie voller Zärtlichkeit küssen. Liebevoll. Ehrfürchtig.
Sein Auge geschlossen — vielleicht wollte er ja nicht länger der Wirklichkeit ihrer Situation ins Auge blicken —, spürte er ihre Hände auf seiner Brust, spürte ihre Berührung durch sämtliche
Weitere Kostenlose Bücher