Ein unbezaehmbarer Verfuehrer
Fantasie. Die kräftigen Schultern gingen in erstaunlich muskulöse Arme übe; und seine Brust war genauso breit, wie es unter dem Hemd den Anschein gehabt hatte, von dunklem, lockigem Haar bedeckt, aus dem sich hart und fest und erschreckend entblößt rotbraune Brustwarzen reckten. Über den straffen Bauch lief nur eine dünne Linie feinen, dunklen Haars, die einen Kreis um den Nabel beschrieb, ehe sie nach unten wieder breiter wurde und im Bund seiner Breeches verschwand. Noch ehe sie wusste, was sie tat, hatte Helen die Hand nach dieser verführerischen Haarlinie ausgestreckt.
Hastig zog sie ihre Hand zurück, vergrub sie in ihren Röcken und meinte forsch: „Stehen Sie auf, damit wir Ihnen auch noch den Rest ausziehen können. Sie sind schon ganz blau gefroren."
„M...Mrs Halifax, Ihr Anblick allein w...wärmt m...mich", murmelte er und stand mühsam auf. Die Wirkung seiner verwegenen Worte wurde nur durch sein Zähneklappern etwas geschmälert.
„Pffff", schnaubte sie.
Dabei war sie sich bewusst, dass ihr Gesicht glühte. Doch es half nichts — sie musste ihn aus dieser klatschnassen Hose bekommen. Also fing sie mit den Knöpfen an, schob gereizt seine Hände weg, als er ihr helfen wollte. Als sie den letzten Knopf geöffnet hatte, begann er zu schwanken, und plötzlich war alle Sorge über ihre glühenden Wangen oder was er wohl von ihr denken mochte vergessen.
„Ab ins Bett mit Ihnen", beschied sie.
„Herrisches Weib", murmelte er, doch wieder klangen seine Worte so verwaschen, dass er kaum zu verstehen war. Wie ein alter Mann schlurfte er zum Bett.
Dort angelangt, hieß sie ihn, sich an die Matratze zu lehnen, damit sie ihm seine Stiefel, die Breeches, Strümpfe und die Leibwäsche ausziehen konnte. Nur flüchtig nahm sie lange, behaarte Beine wahr und ein Büschel dunklen Haars zwischen seinen Schenkeln. Rasch half sie ihm ins Bett und breitete die Decke über ihn. Geschafft!
Eigentlich hatte sie jetzt wieder eine süffisante Bemerkung von ihm erwartet — etwa, dass sie es kaum erwarten könne, ihn ins Bett zu bekommen —, doch er schloss nur die Augen. Und das jagte ihr furchtbare Angst ein. Sie griff sich gerade noch den Welpen und steckte ihn zu seinem Herrn unter die Decke, dann rannte sie hinunter in die Küche.
Gott sei Dank! Mrs McCleod hatte tatsächlich Wasser auf dem Herd gelassen. Schnell machte Helen Tee und brachte Kanne, Tasse und reichlich Zucker sowie eine altertümliche Bettflasche hinauf zu Sir Alistair. Als sie in sein Zimmer trat, ganz außer Atem, so rasch war sie die Treppe hinaufgeeilt, lag er wie leblos unter der Decke. Ihr wäre fast das Herz stehen geblieben.
Doch dann regte er sich. „Und ich hatte schon Sorge", ließ er sich vernehmen, „dass der Anblick meiner Blöße Sie endlich in die Flucht geschlagen hätte."
Mit einem leisen Schnauben stellte sie das Tablett auf dem Nachttisch ab. „Ich bin Mutter eines kleinen Jungen. Der männliche Körper ist mir durchaus vertraut. Heute Abend erst habe ich Jamie gebadet."
„Ich will doch hoffen, dass mein Leib sich von dem eines kleinen Jungen unterscheidet", meinte er.
Sie räusperte sich und erwiderte: „Unterschiede gibt es, gewiss, aber die Gemeinsamkeiten überwiegen doch."
„Hmm", machte er. Sie spürte seinen Blick auf sich ruhen, als sie zum Kamin ging und die Bettflasche mit glühenden Kohlen befüllte. „Mich auszuziehen war also nicht anders als den kleinen Jamie zu baden?", vergewisserte er sich.
„Natürlich nicht", erwiderte sie ohne mit der Wimper zu zucken.
„Lügnerin", kam es sanft von ihm.
Sie überhörte es einfach und trat mit der Wärmflasche an sein Bett. „Könnten Sie sich kurz umdrehen?"
Er nickte, doch er sah unendlich erschöpft aus. Mühsam wälzte er sich zur Seite, und sie schlug die Decke zurück, um die Laken zu wärmen. Obwohl sie nicht hatte hinschauen wollen, konnte ihr dabei doch der lange, kraftvolle Schwung von nacktem Bein, Hüfte und Rücken kaum entgehen. Rasch wandte sie den Blick ab.
Als die Laken warm waren, nahm sie die Bettflasche, und er ließ sich wieder auf den Rücken fallen, stöhnte leise und schloss sein Auge. „Ah. Das tut gut."
„Sehr gut." Sie stellte die Bettflasche auf den Kaminrost und eilte zurück. „So, und jetzt setzen Sie sich auf und trinken einen Schluck Tee."
Er schlug das Auge auf. Erstaunlich klar und konzentriert richtete sein Blick sich auf ihre Brust. „Sie sind bis auf die Haut durchnässt, Mrs Halifax. Kümmern Sie sich
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