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Ein unbezaehmbarer Verfuehrer

Titel: Ein unbezaehmbarer Verfuehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth Hoyt
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gelegt, der das Geschehen mit großen Augen verfolgte. Helen trug nur ihr dünnes Hemdchen und fröstelte. Sie musste nach unten gerannt sein, ohne sich etwas überzuziehen. Und hinter ihr stand Abigail, mit verweintem Gesicht, den Welpen noch immer fest an sich gedrückt.
    Alistair atmete tief durch und ermahnte sich zur Ruhe. Mit leiser Stimme fragte er: „Hat er dich angerührt?"
    Abigail sah ihn mit großen Augen an und schüttelte stumm den Kopf.
    Er nickte und blickte dann wieder auf Wiggins, der noch immer keuchend auf dem Boden lag. „Verschwinde! Verschwinde auf der Stelle, und lass dich nie wieder in dieser Burg, auf meinem Land blicken!"
    „Das wird Ihn'n noch leidtun!", keifte der kleine Mann. „Soll'n Sie seh'n. Ich komm wieder. Ich komm wieder und schnapp mir das kleine Gör ..."
    Alistair ballte die Fäuste. Wie ein geölter Blitz sprang Wiggins auf und flitzte zur Tür hinaus.
    Alistair schloss sein Auge und rang um Fassung, als er spürte, wie schmale Ärmchen sich um seine Taille schlangen. Ohne das Auge zu öffnen ging er in die Hocke und zog die Kleine in seine Arme.
    „Er wird nicht wiederkommen", flüsterte er in ihr Haar, das so sehr dem ihrer Mutter glich. „Ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert. Versprochen."

11. Kapitel
Am nächsten Abend ließ Wahrsprecher ein drittes Mal die Schwalben frei. Kaum war der Zauberer aus dem Hof gerannt, verwandelte sich das Ungeheuer in Prinzessin Sympathia, und Wahrsprecher trat zu ihr an den Käfig.
    „Wie kann ich Euch befreien?", fragte er.
    Die Prinzessin schüttelte traurig den Kopf. „Es ist zu gefährlich. Viele haben es versucht, und alle sind daran gescheitert."
    Doch Wahrsprecher sah sie nur an und sagte: „Erzählt es mir."
    Die Prinzessin seufzte. „Wenn du es wagen willst, müsstest du zunächst den Zauberer betäuben. In den Bergen wächst eine winzige violette Blume. Die musst du finden und genügend Knospen sammeln, um ein Pulver daraus zu mahlen. Wenn die rechte Zeit gekommen ist, musst du es dem Zauberer ins Gesicht blasen. Solange dann das Licht des Mondes auf ihn scheint, wird er dir nichts anhaben und dich nicht von deinen Taten abhalten können. Nimm ihm seinen weiß schimmernden Ring ab und bring ihn mir. Zu guter Letzt sollst du noch zwei Pferde bereithalten, die schnellsten, die du finden kannst, damit wir vor ihm flüchten können."
    Wahrsprecher nickte. „Das werde ich tun, auf mein Wort..."
    Aus „Der Wahrsprecher"
    A ls Helen sah, wie Alistair Abigail in seine Arme schloss,ging ihr das Herz auf. Wie zärtlich er ihre Tochter hielt! Unmöglich, nicht den naheliegenden Vergleich anzustellen. Alistair hielt das kleine Mädchen, wie ein Vater es tun würde — nur dass dessen wahrer Vater es niemals in den Arm genommen hatte.
    Der Anblick bewegte Helen zutiefst. Letzte Nacht hatte er sie geliebt, als gäbe es nur sie beide auf Erden; nun tröstete er ihre Tochter mit der ihm eigenen schroffen Zärtlichkeit. Erschüttert erkannte sie, dass sie auf dem besten Wege war, sich in ihn zu verlieben, in ihren grimmigen, unwirschen Burgherrn. Vielleicht war es ja längst geschehen. Panik ließ ihr Herz schneller schlagen. Wenn ihr unbeständiges, unvernünftiges, ungeregeltes Leben sie eines gelehrt hatte, dann dies: Liebe ließ sie unglaublich törichte Entscheidungen treffen und noch dümmere Dinge tun. Entscheidungen, die sie und ihre Kinder in Gefahr brachten.
    Als wäre diese Erkenntnis nicht schon schrecklich genug, folgte noch eine weitere unerfreuliche Einsicht. So jäh aus dem Schlaf gerissen, war sie noch immer etwas benommen, aber tief in ihr reifte die Gewissheit, dass Alistair ihre Tochter gerettet hatte. Sie gerettet hatte, wo sie selbst versagt hatte.
    Sie schloss die Augen, und ein Schluchzen schüttelte sie.
    „Da, ziehen Sie sich das über!", sagte Miss Munroe schroff und legte ihren Morgenrock um Helens Schultern. „Sie sehen ganz verfroren aus."
    „Wie töricht ich bin", flüsterte Helen. „Ich hätte niemals gedacht ..."
    „Machen Sie sich keine Vorwürfe, ehe Sie nicht mit dem Mädchen gesprochen haben", riet Miss Munroe.
    „Wie sollte ich nicht?" Helen wischte sich die Tränen aus den Augen. „Es ist alles meine Schuld."
    „Mama." Jamie drängte sich zwischen sie und klammerte sich an ihre Röcke.
    „Schon gut, Jamie." Mit einem letzten leisen Schluchzer straffte sie entschlossen die Schultern. „Das Frühstück ist bestimmt schon fertig. Lasst uns nach oben gehen und uns anziehen, dann

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