Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
Augen waren blau und vollkommen rund. »Es gibt eine ganze Menge Leute, die sich tagtäglich wie Kinder benehmen – meine Wenigkeit nicht ausgenommen. Die Vorstellung, dass der Vater meiner künftigen Kinder nicht zu jenen Menschen gehört, macht mich stolz.«
Voller Verlegenheit wiegelte er ab: »Das brauchst du doch nicht zu sagen. Ah, hier ist dein nächster Tanzpartner, wenn ich mich nicht irre.« Er stand auf und strahlte Bernie Burdett an.
Esme verbiss sich ein Kichern, denn nur Miles brachte es fertig, den Mann anzulächeln, den die Hälfte der feinen Gesellschaft für den Liebhaber seiner Frau hielt.
Carola tanzte immer noch mit Neville, als Tuppy den Ballsaal betrat. Sie schenkte ihrem Partner ein strahlendes Lächeln.
»Lassen Sie mich raten: Perwinkle hat soeben den Saal betreten?«, sagte Neville.
»Woher wussten Sie das?«
Er verdrehte die Augen. »Erinnern Sie mich daran, dass ich Sie nie zur Whist-Partnerin wähle.«
»Glauben Sie, Tuppy wird mich um einen Tanz bitten?«
»Hat er denn jemals mit Ihnen getanzt?«
»Ich glaube schon. Bei unserer ersten Begegnung haben wir mit Sicherheit getanzt! Aber im ersten Jahr unserer Ehe hat er sich immer strikt geweigert, mit mir zu tanzen.«
Neville schwenkte sie fachmännisch im Kreis herum. »Dann würde ich annehmen, dass er das Tanzen hasst. Da Sie hingegen für Ihr Leben gern tanzen, kann einem das schon zu denken geben.«
Carola nickte, den Blick fest auf sein Gesicht gerichtet, damit sie nicht in Versuchung geriet, zu Tuppy hinüberzuschielen.
»Sind Sie ganz sicher, dass Sie Ihren langweiligen Ehemann zurückgewinnen wollen? Denn ich für meinen Teil liebe es zu tanzen.«
»Nein danke, Neville!«
»Und ich sehe zehnmal besser aus.«
»Wie gemein von Ihnen, das auch noch herauszustreichen!«
»Sie scheinen meine mannigfaltigen Vorzüge noch gar nicht bemerkt zu haben«, klagte er. »Also bin ich gezwungen, sie Ihnen aufzudrängen. Wünschen Sie, dass ich diesen Tanz beende und Sie Ihrem Liebsten übergebe?«
»Eigentlich nicht«, erwiderte Carola, die plötzlich von Schüchternheit übermannt wurde. »Und wenn, dann muss es ganz selbstverständlich wirken. Ich würde sterben vor Scham, wenn er meine Absichten erraten könnte.«
»Selbstverständlich hat er so seine Vermutungen. Hat er Sie nicht geküsst?«
»Das hätte jeder in dieser Situation getan.«
»Ein Mann küsst eine Frau in der Regel erst dann, wenn sie ihn dazu reizt. Ich zum Beispiel habe Sie noch nie geküsst«, betonte er.
»Vielleicht sollten Sie«, schlug Carola mit einem Funkeln in den Augen vor. »Sieht Tuppy zu uns herüber?«
»Carola, Küsse auf der Tanzfläche kommen dem öffentlichen Eingeständnis gleich, dass man ein außereheliches Verhältnis hat«, mahnte Neville. »Erstens besteht die Gefahr, dass Ihr Ruf Schaden nimmt, und zweitens ist es ja leider Gottes gar nicht wahr.«
Carolas Mund bildete eine schmale, störrische Linie. »Wird es Ihrem Ruf schaden?«
»Im Gegenteil.«
»Dann küssen Sie mich! Sofort, bitte!«
Neville verlangsamte das Tempo, bis sie fast zum Stillstand kamen, und beugte sich vor, sodass sein Gesicht nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt war. »Wenn ich Sie küsse, sollten Sie aber nur an mich denken.«
»Ich will’s versuchen«, sagte sie verlegen kichernd.
Er schaute über ihre Schulter. »Ich denke, wir haben die gewünschte Reaktion provoziert, ohne Ihren Ruf zu sehr zu gefährden. Ihr Ehemann kommt gerade herüber, und sein Gesicht ist finster wie eine Gewitterwolke.«
Carola schenkte Neville ein derart strahlendes Lächeln, dass es geradezu künstlich wirkte. »Gehen Sie nicht fort!«, flehte sie.
»Ich gehe nur, wenn mir unmittelbar Gefahr droht.« Er verneigte sich höflich. »Lord Perwinkle, welch ein Vergnügen, Sie wiederzusehen! Wie war der … ?«
Doch Nevilles Worte wurden von einer geballten Faust zum Schweigen gebracht, die krachend auf sein Kinn traf. Er taumelte rückwärts, wedelte Halt suchend mit den Armen und griff unwillkürlich nach Carola, was zur Folge hatte, dass die zarte, kleine Carola noch rascher zu Boden ging als Neville selbst. Zudem war ihr Aufprall härter.
Neville stöhnte, Carola kreischte. Das Orchester hörte sofort auf zu spielen, und die Musiker reckten die Hälse. Tuppy Perwinkle, der seine eigenen Angelköder anfertigen konnte und sich mit dem Junggesellenstand abgefunden hatte, stand über seine beiden Opfer gebeugt und versuchte zu begreifen, was zum Teufel hier gerade
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