Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
wahr?«
»Genau. Vielleicht war er ja einsam«, sagte Helene mit leiser Ironie.
»Aber nicht sehr lange!«, betonte Esme.
»Ich kann es nicht fassen, dass ihr darüber noch scherzen könnt!«, rief Carola empört. »Helenes Mann ist ein widerlicher, verkommener … «
»Du wiederholst dich«, fiel Esme ihr ins Wort.
»Das ist nicht zum Lachen! Die arme Helene muss bei ihrer Mutter wohnen, während ihr Ehemann ihr Haus in ein Bordell verwandelt.«
»Du lebst doch auch bei deiner Mutter«, gab Helene zu bedenken. »Und zum Glück komme ich mit meiner Mutter sehr gut aus.«
»Aber Tuppy macht aus meinem ehemaligen Schlafzimmer kein Bordell.«
»Erzähl mir mehr über Tuppy«, wechselte Helene das Thema. »Ich bin so gespannt zu hören, wann du dich dafür entschieden hast, dass du ihn wiederhaben möchtest.«
Carola stürzte sich in eine verworrene Erzählung, in der es ums Tanzen und Angeln ging und um ein paar braune Locken.
»Vielleicht sollten wir uns lieber sogleich in den Ballsaal begeben«, schlug Helene lächelnd vor. »Es klingt so, als würde dein Tuppy in deiner Abwesenheit vor Sehnsucht vergehen.«
Esme warf Carola eine warnenden Blick zu. »Du darfst dein Herz nicht derart auf der Zunge tragen. Es schadet nichts, wenn du unter uns ins Schwärmen gerätst, aber noch darfst du Tuppy auf gar keinen Fall durch eine Geste oder einen Blick verraten, dass du ihn Neville vorziehst.«
»Aber«, wandte Carola ein, »ich könnte doch einfach … «
»Nein.« Esme blieb hart. »Das kannst du nicht. Lass es mich so ausdrücken: Du musst dir sicher sein, dass der Fisch an Land liegt, bevor du den Haken entfernst.«
»Ich weiß«, sagte Carola und seufzte.
23
Eine dreiste Herausforderung und ein verletzter Kieferknochen
Im Ballsaal befanden sich nur wenige Gäste, da lediglich die Hausgesellschaft anwesend war. Am Ende des Saals saß ein kleines Orchester und spielte einen Walzer. Schon bald tanzten Neville und Carola, und Neville wirbelte seine Partnerin schwungvoll in großen Kreisen übers Parkett.
»Herrgott!«, sagte Esme, während sie sich umsah. »Heute sind überhaupt keine Männer anwesend. Nicht, dass es mir in meinem neu geschaffenen Ehestand etwas ausmachen würde.«
Helene neigte nicht zu Vertraulichkeiten, doch nun drückte sie ihrer Freundin einen flüchtigen Kuss auf die Wange. »Ich würde alles darum geben, mit dir tauschen zu können.«
»Ach ja? Ich wusste gar nicht, dass du dir ein Kind wünschst!«
»Es hatte keinen Sinn, das Thema zur Sprache zu bringen. Mein Mann und ich werden uns niemals versöhnen.«
»Und du bist nicht die Sorte Frau, die ein uneheliches Kind zur Welt bringt.«
»Ich habe schon mal daran gedacht.«
»Helene!« Heute war wirklich ein Abend der Offenbarungen.
»Aber ich habe die Idee rasch wieder verworfen«, fuhr Helene mit einem flüchtigen Lächeln fort. »Muskulöse Männer wie dein Bernie interessieren mich einfach nicht. Wer sollte also die Rolle des Vaters übernehmen?«
»Warum bittest du Rees nicht um die Scheidung? Ihr seid doch so wohlhabend, dass sie kein Problem darstellen dürfte.«
»Auch daran habe ich schon gedacht«, erwiderte Helene. »Aber wen sollte ich dann heiraten? Ich bin nicht wie du, Esme, der Hunderte von Verehrern zu Füßen liegen. Ich bin eine langweilige Person, die sich nur für Musik interessiert. Seit Jahren hat mir kein Mann mehr Avancen gemacht, geschweige denn auf eine Scheidung von meinem Ehemann gedrängt!«
»Was für ein Unsinn! Du bist eine schöne Frau, und wenn du erst den Richtigen findest, wird er dir zu Füßen liegen. Du willst ganz bestimmt keinen dieser Trottel heiraten, die mir die Zeit vertrieben haben.«
»Ich hätte aber nichts dagegen, deinen Miles zu heiraten«, gestand Helene.
»Das ist doch absurd!«
»Nein, gar nicht. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass eine gute Seele mehr wert ist als alles andere.«
»Er ist fett.«
Helene zuckte die Achseln. »Ich bin zu dünn.«
»Er wird kahl.«
»Ich habe genug Haare für uns beide.«
»Er ist in seine Mätresse verliebt.«
»Das ist überhaupt das Beste, was dir passieren kann, wenn du deine Ehe wieder aufnimmst. Miles wird dich nie zu Liebesbeweisen drängen, die du ihm nicht geben willst.«
Esme schaute die Freundin zweifelnd an. »Du Arme«, sagte sie und hakte sich bei ihr ein. »Dir muss es ja wirklich schlecht gehen, wenn du ein solches Schicksal auch nur in Betracht ziehst! Überlass den fetten, kahlen Miles ruhig mir! Wir suchen dir
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