Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
einen gertenschlanken Mann, der Musik leidenschaftlich liebt und so viel Seele besitzt, dass sie ihm zu den Ohren herauskommt.«
Helene musste lachen.
»Aber zuerst stelle ich dir Bernie vor«, sagte Esme, als sie ihn auf sich zukommen sah. »Leider besitzt er keine der Qualitäten, die du so schätzt, und da er sich bei der Jagd durch außergewöhnliche Blutrünstigkeit auszeichnet, kann man ihn leider auch nicht als sanfte Seele bezeichnen.«
Wenig später tanzte Esme mit ihrem Gemahl. Miles war kein guter Tänzer. Er neigte eher zum Hüpfen und wischte sich ständig den Schweiß mit seinem riesigen Taschentuch ab, aber er lächelte so froh und machte ihr so viele Komplimente, dass Esme ganz warm ums Herz wurde. Miles war wirklich ein aufmerksamer Mann. Niemals blickte er finster drein. Tatsächlich konnte Esme sich nicht erinnern, ihn jemals mit schlechter Laune erlebt zu haben.
»Warum haben wir uns getrennt, Miles?«, fragte sie unvermittelt.
Er sah sie überrascht an. »Du hast mich gebeten auszuziehen, meine Liebe.«
Esme seufzte. »Ich war ein scheußliches Biest, und es tut mir wirklich leid.«
»Nein, du warst kein Biest«, entgegnete er. »Ich war lästig. Ich wollte zu viel von dir.«
»Du wolltest nicht mehr, als ein Mann von seiner Ehefrau erwarten konnte«, sagte Esme.
»Aber du sprichst von Ehefrauen, die ihre Männer vor der Ehe kannten «, widersprach er. »Dein Vater hat dir keinen guten Dienst erwiesen. Er hätte warten sollen, bis wir einander besser kennen.«
Esme zuckte die Achseln. »Die meisten Ehen werden auf diese Art geschlossen.«
»Und so sollte es eben nicht sein.« In Miles’ Stimme lag ein scharfer Unterton und Esme warf ihm einen erstaunten Blick zu. »Ich fühle mich schuldig«, gestand er. »Ich habe das Gefühl, als hätte ich dich gekauft. Ich sah dich ein einziges Mal tanzen und musste dich sofort besitzen. Am nächsten Morgen ging ich schnurstracks zu deinem Vater.«
»Ja«, sagte Esme, die plötzlich von Müdigkeit übermannt wurde. »Ich erinnere mich.«
Sie sah die Szene vor sich, wie sie in die Bibliothek gerufen wurde, um einen dicklichen, gelbhaarigen Baron kennenzulernen, der soeben um ihre Hand angehalten hatte. Da Esmes Vater seine Einwilligung bereits gegeben hatte, blieb ihr nichts anderes übrig, als gehorsam Ja zu sagen, und das hatte sie getan.
»Es war nicht richtig.« Der Tanz war vorbei und sie gingen zu den Stühlen, die an einer Seite des Saals aufgereiht standen. »Ich hätte mich vorstellen und dir den Hof machen sollen, aber ich war von deiner Schönheit wie geblendet. Mein einziger Gedanke war, dass ich um deine Hand anhalten musste, bevor mir ein anderer zuvorkommen konnte. Damals nannten sie dich Aphrodite.«
»Das hatte ich ganz vergessen«, sagte Esme und dachte an Ginas Statue.
»Also habe ich dich gekauft«, wiederholte Miles. »Und das hätte ich nicht tun dürfen. Als ich dich vor der Zeremonie weinen sah, wusste ich, dass es nicht recht von mir war.«
»Du hast mich weinen sehen?«
Er nickte. »Ich kam um die Kirche herum, und da standest du. Du weintest und hast dich an deine Mutter geklammert. Ich kam mir schäbig vor und tue es seitdem noch immer.« Er drückte ihre Hand. »Ich möchte mich dafür entschuldigen, bevor wir unser neues gemeinsames Leben beginnen. Wirst du mir vergeben, Esme?«
»Selbstverständlich.«
Seine Wangen waren gerötet. »Wenn es dir recht ist, dann möchte ich dich übermorgen in deinem Zimmer besuchen, wenn du … du … «
»Das wäre wunderbar.«
»Bist du dir ganz sicher?«
»Ganz, ganz sicher. Denn siehst du«, sagte Esme grinsend, »diesmal suche ich dich aus und nicht mein Vater. Und darum ist jetzt alles ganz anders, Miles.«
Auch er lächelte, wenn auch ein wenig unsicher.
»Hast du mit Lady Childe gesprochen?«, fragte sie.
»Ja.« Miles errötete noch mehr. »Sie hat größtes Verständnis und ist sehr entgegenkommend … « Seine Stimme verklang.
Esme nahm seine Hand. Miles besaß schöne, feingliedrige Hände, die so gar nicht zu seinem plumpen Körper passten. »Wenn du es dir jemals anders überlegen solltest und mit Lady Childe zusammen sein willst«, sagte sie mit leiser, klarer Stimme, »dann würde ich das verstehen.«
Er schüttelte den Kopf. »Das wäre ebenso schäbig. Ich bin mittlerweile zu alt, um mich kindisch zu benehmen. Was ich von mir selbst halte, bedeutet mir heute mehr als früher.«
Esme beugte sich vor und drückte ihm einen Kuss auf die Lippen. Miles’
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