Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
erkundigte sie sich.
Ihre Augen glänzen wie eine Glasscherbe, die man aus der griechischen See fischt, dachte er. Und ihr Haar hat die Farbe des Sonnenuntergangs.
»Kommst du mit mir in die Bibliothek, damit wir dort weitermachen, wo wir aufgehört haben?«, fragte er. »Es wäre eine Schande, Bicksfiddles Briefe nicht unverzüglich zu beantworten. Vielleicht sind unerwartete Probleme aufgetaucht, die wir dringend besprechen müssen.«
Ginas Lächeln wurde noch geheimnisvoller … und ganz und gar verführerisch. Verdammt! Er sollte lieber aufpassen. Wenn er sich unbedingt einem Leben verpflichten wollte, in dem er den Brückenbau über den Charlcote beaufsichtigen würde, dann war er auf dem besten Wege dazu …
»Nein, danke«, entgegnete Gina.
Cam konnte sich nicht besinnen, worüber sie gerade gesprochen hatten.
»Ich habe eigentlich keine Lust mehr, noch länger über Verwaltungspapieren zu brüten«, stellte sie mit einem Lachen in der Stimme klar.
Cam verzog das Gesicht. Das Orchester hatte wieder zu spielen begonnen. »Dann lass uns tanzen.« Er nahm ihre Hand.
»Aber das können wir nicht!«, protestierte Gina. »Lady Troubridge hat die Gruppen für diesen Tanz noch nicht aufgestellt.«
»Es ist ein Walzer.« Cam warf dem Dirigenten eine Münze zu, die im Flug golden aufblitzte. Der schnelle Auftakt verwandelte sich augenblicklich in eine Walzermelodie.
»Ich bin mir nicht sicher, ob das eine gute Idee ist«, sagte Gina und blickte zu ihrem Mann auf. »Wir sollten auf die Annullierung unserer Ehe warten, statt miteinander zu tanzen. Die Leute werden reden.«
Cam wägte seine Möglichkeiten ab. »Wenn du nicht mit mir tanzt, dann küsse ich dich hier und jetzt.«
» Was? «
»Schenkst du mir jedoch diesen Tanz, dann küsse ich dich … später.« Seine Augen funkelten vor Vergnügen. »Und du solltest lieber den Tanz wählen, denn ich glaube nicht, dass Bonnington einen Kuss schicklich fände. Da Tuppy mit schlechtem Beispiel vorangegangen ist, könnte er sich genötigt fühlen, deinen Ruf zu verteidigen, indem er mich niederschlägt.« Er grinste unverschämt. »Und ich weiß nicht, ob er mir gewachsen wäre.«
Cam tanzte so, wie er sprach und wie er lebte: kühn, rasant und mit wilden Drehungen. Gina spürte die Blicke der Anwesenden auf sich und fühlte ein merkwürdiges Kribbeln in ihren Schultern. Sie hüllte sich in Gelassenheit wie in kühlen Samt und verbot ihren Zuschauern somit jeglichen anzüglichen Kommentar, der ihnen womöglich auf der Zunge lag.
Cam fühlte die Veränderung in Ginas Haltung und stellte zu seinem Erstaunen fest, dass er eine Herzogin in den Armen hielt. Eine wahrhaftige Herzogin. Ginas wunderschöner, geschmeidiger Körper war so steif wie ein Brett. Niemand würde ihren Tanz auf zweideutige Weise interpretieren können – ganz im Gegenteil, denn Ginas kühle Gleichgültigkeit entsprach ganz einer verheirateten Frau. Cam missfiel die Situation zutiefst. Ihm war seine Frau weitaus lieber, wenn sie kichernd und errötend in seinen Armen lag.
»Dein Bruder könnte der Hausgesellschaft angehören«, meinte er unvermittelt.
»Warum um alles in der Welt denkst du das?«
»Einfach nur so.«
»Eine bemerkenswert unlogische Beweisführung. Wenn mein Bruder hier wäre, dann hätte er sich doch zu erkennen gegeben.«
»Was hätte er denn sagen sollen?« In Cams Stimme lag mehr als nur eine Spur Verachtung. »Wie geht es Euer Gnaden? Ach übrigens, ich bin Ihr illegitimer Bruder.«
»Warum denn nicht?«
»Was ist, wenn dein Bruder den Erpresserbrief geschickt hat? Verzeihung!«, sagte er über die Schulter zu einem Paar, das sie angerempelt hatten.
»Ich finde nicht, dass wir in der Öffentlichkeit darüber sprechen sollten!«, zischte Gina. Sie verlor allmählich die Fassung. Eine Locke hatte sich aus ihrer komplizierten Frisur gelöst und tanzte an ihrem Hals.
Cam fiel ein, wie er diesen Hals geküsst hatte, und wilde Lust strömte durch seine Glieder. »Lass uns in die Bibliothek gehen und in Ruhe darüber sprechen«, schlug er aalglatt vor.
»Ich weiß nicht, was du dir davon versprichst!«, zischte Gina. Das schiefe Grinsen ihres Mannes brachte ihr Blut in Wallung. »Wir lassen unsere Ehe annullieren. Wir lösen unser Eheversprechen. Unsere Ehe ist vorbei. Sie ist … «
»Ich stimme dir voll und ganz zu.«
»Warum machst du mir dann den Hof?«
Wenn Gina sich unsicher fühlte, verwandelte sie sich in die Herzogin. Ihre Frage klang wie eine königliche
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