Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
Anordnung. Nie war ihr Blick gebieterischer gewesen, nie hatte ihre Stimme beherrschter geklungen.
Cam wollte diese kühle Gelassenheit erschüttern und das fröhlich kreischende Mädchen zum Vorschein bringen, das er einst in einem Glockenblumenhain zurückgelassen hatte.
»Ich mache dir nicht den Hof«, sagte er in verächtlichem Ton. »Ich verführe dich, Gina. Das ist ein Unterschied.«
Sie schwieg sekundenlang. Die Musik war zu Ende.
»Eine Verführung wäre zum jetzigen Zeitpunkt sehr töricht, denn du willst mich doch loswerden. Tatsächlich könnte man behaupten, dass es das Gegenteil dessen ist, was du dir wünschst.«
Cam zog die Augenbrauen hoch. »Ich möchte dich doch gar nicht loswerden. Und wenn du nicht genau weißt, was ich begehre , dann kann ich es dir gern ausführlich erläutern.«
Ginas Mundwinkel hoben sich unwillkürlich zu einem Lächeln. Doch im nächsten Moment fiel ihr Blick auf Lady Troubridge, die sie neugierig anstarrte, und sie besann sich.
»Wie meinst du das: Du willst mich gar nicht loswerden? Wir führen doch noch nicht einmal eine richtige Ehe, Herrgott!«
» Du hast mich um die Annullierung gebeten. Ich aber habe dich gern um mich … Ich meine, ich lese gern deine Briefe.«
»Du willst mich gar nicht zur Ehefrau«, schloss Gina aus seinen Worten, »sondern nur als Korrespondentin.« Sie errötete leicht, fuhr aber tapfer fort. »Wenn du mich verführst, wird mich das nicht gerade dazu ermutigen, dir weiter Briefe zu schreiben. Cam, du möchtest einfach nicht mit mir verheiratet sein.«
»Aber nur, weil ich schlicht nicht für die Ehe geschaffen bin«, entgegnete er. »Im Grunde ist doch viel ausschlaggebender, dass du mich nicht zum Mann willst. Ich wäre vollkommen zufrieden damit, so weiterzumachen wie bisher. Allerdings hätte ich da ein paar Änderungsvorschläge.«
»Wovon redest du überhaupt?«
»Von unserer Ehe«, sagte Cam. Dann fiel ihm auf, was zum Teufel er da sagte, und er machte rasch einen Rückzieher, wie es nun mal die Art der Männer ist. »Ich habe unser Arrangement nie als dermaßen lästig empfunden.«
»Eben hast du etwas anderes gesagt. Du meintest, dass wir Änderungen vornehmen müssten, und das klang mir fast so, als wolltest du das Annullierungsverfahren stoppen.«
Cam fühlte, wie ihm das Blut aus dem Gesicht wich. Hatte er wirklich etwas Derartiges gesagt? Ganz bestimmt nicht. Sein Blick wanderte zu den zarten weißen Schultern seiner Frau, zu ihrem langen Hals. Doch, er hatte es tatsächlich gesagt.
»Nun?«, fragte sie mit scharfer Stimme wie eine Shakespeare-Heldin.
»Du brauchst nicht gleich zu triumphieren«, sagte Cam und bemühte sich um einen lässigen Tonfall. »Wenn du kalte Füße kriegst und dich gegen eine Ehe mit diesem Eisberg von Marquis entscheidest, würde ich mich glücklich schätzen, dich zu behalten. Niemand könnte sich über die Arbeit beklagen, die du in Girton geleistet hast.«
Auf Ginas Wangen erschienen tiefrote Flecken. »Ach, tatsächlich? Ist das nicht reizend? Ich darf mich von der unsichtbaren Ehefrau, die keine Probleme verursacht, in die sichtbare Ehefrau verwandeln, die keine Probleme verursacht, während ich zugleich fortfahre, den Hauptteil der Arbeit zu tun. Was für großartige Aussichten! Ich soll einen Mann aufgeben, der mich liebt und der sich von mir Kinder wünscht, für einen Mann, dem lediglich an meiner Korrespondenz und meinen verwalterischen Fähigkeiten gelegen ist.«
»Es war doch nur ein Vorschlag«, sagte Cam. Er verspürte ungeheure Erleichterung, die ihm wohl ins Gesicht geschrieben stand.
»Ich würde gern wissen, was du mit Änderungen gemeint hast.« Gina kniff die Augen zusammen. Als er keine Antwort gab, versetzte sie ihm einen Rippenstoß. »Cam!«
Er hatte diese belustigte, überhebliche Miene aufgesetzt, die ihren Magen jedes Mal zum Flattern brachte. Ohne sich auch nur zu vergewissern, dass niemand zuhörte, sagte er: »Wenn wir verheiratet bleiben, sollten wir ein Bett teilen – zumindest in der Zeit, in der ich in England weile, findest du nicht auch?«
»Das wird ja immer besser!«, stieß Gina mit schriller Stimme hervor, wobei sie versuchte, die leise Stimme in ihrem Hinterkopf zu ignorieren, die – Verräterin! – diesen Vorschlag bejubelte. »Verstehe ich das richtig? Ich darf also die Ehefrau spielen, der die gesamte Gutsverwaltung und die Kindererziehung obliegen, während mein Mann sich in fremden Ländern herumtreibt.«
»Aber wir könnten noch viel
Weitere Kostenlose Bücher