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Ein unerhörter Ehemann (German Edition)

Ein unerhörter Ehemann (German Edition)

Titel: Ein unerhörter Ehemann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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Theater oder lieber noch auf einen Ball gegangen wäre, hatte er zu Hause in Ruhe ein Buch lesen wollen.
    Nicht einmal der Kamin war angezündet. Tuppy saß einfach nur da, die Beine ausgestreckt, sein hageres Gesicht von Müdigkeit gezeichnet. Er sieht einsam aus, dachte Carola und verspürte einen Stich im Herzen. Vielleicht denkt er über unsere Ehe nach. Vielleicht weint er gleich! Aber Tuppy hatte nie zu Tränenausbrüchen geneigt, und Carola musste sich eingestehen, dass er auch jetzt nicht danach aussah. Er starrte einfach nur auf die verkohlten Scheite im Kamin, ohne sie wirklich zu sehen.
    Endlich stand er auf, gähnte und begann seinen Rock aufzuknöpfen. Carola stockte der Atem, als er das Hemd über den Kopf zog.
    Tuppy war, verglichen mit anderen Herren der Gesellschaft, nicht besonders sportlich. Er boxte nicht, so wie andere Gentlemen. Er ritt nicht an vier von fünf Tagen auf die Jagd und fuhr auch nicht in einem Phaeton auf dem Lande herum. Woher also hatte er diesen sehnigen Körper? Bekam man vom Herumsitzen am Flussufer Muskeln, die wie gemeißelt wirkten? Tuppy warf seine Hose über einen Stuhl und sah sich im Zimmer um.
    Carola unterdrückte ein nervöses Kichern. Sie wusste, was er suchte: sein Nachthemd. Doch das hatte sie unter dem Bett versteckt, weil sie hoffte, dass er sie wohl kaum aus dem Zimmer werfen würde, wenn er beinahe nackt war.
    Nach einer Weile gab Tuppy die sinnlose Suche auf und rückte lediglich seine Unterhosen zurecht. Carola schaute ihm fasziniert zu. Männer waren ja so seltsam gebaut. Die Muskeln an seinen Oberschenkeln traten hervor, als er durchs Zimmer schritt. Eine merkwürdige, flimmernde Hitze breitete sich in ihrem Körper aus. Nervös ließ sie sich zurücksinken und den Vorhang zufallen.
    Doch nichts geschah. Sie hörte auch nichts mehr.
    Behutsam beugte Carola sich wieder vor und spähte durch den Vorhangspalt. Tuppy hatte offenbar beschlossen, das Feuer zu schüren. Er stand am Kamin, stützte sich mit der einen Hand auf den Sims und stocherte lustlos mit dem Schürhaken in den verkohlten Scheiten.
    Er sieht wirklich traurig aus, dachte Carola. Vielleicht will er morgen gar nicht abreisen. Vielleicht mag er mich doch ein wenig.
    Dann kam Tuppy auf das Bett zu.
    Vorhang auf!

31
    Was hinter dem Vorhang geschah
    Tuppy schlug die Bettvorhänge zurück und zerrte an der Decke, bevor er erkannte, dass sein Bett bereits besetzt war. Carola hatte die Decke zum Kinn hochgezogen und hielt sie ängstlich fest. Er konnte lediglich ihre zerzausten üppigen Locken und ihre glänzenden Augen sehen. Tuppys Herz setzte einen Schlag lang aus. Sie war bezaubernd, seine Angetraute, und sie trieb ihn zum Wahnsinn. Doch sie war nicht die Seine. Seit Beginn ihrer Ehe hatten sie nur gestritten, und er war zu dem schmerzlichen Entschluss gelangt, dass es Zeit war, diese unglückselige Verbindung zu beenden. Dann konnte Carola ihren feschen Tänzer heiraten, und er würde sie vergessen und allen Frauen entsagen.
    Aufgrund der letzten Überlegung war sein Ton kälter als beabsichtigt. »Was tust du in meinem Bett, Carola?«
    Sie biss sich auf die Unterlippe und schwieg.
    »Hast du dich im Zimmer geirrt?«, fuhr er fort und wurde allmählich wütend. Was zum Teufel dachte sie sich dabei, einfach so in sein Bett zu steigen? Sie wollte ihn nicht, das hatte sie gestern unmissverständlich klargemacht. »Hast du vielleicht geglaubt, dies wäre Charltons Bett? Man sollte doch annehmen, dass du den Weg dorthin inzwischen kennst.«
    Er starrte sie an, wollte nun die Wahrheit hören, doch Carola legte ihm nur ihre kleine Hand auf den Arm und sagte in flehentlichem Ton: »Tuppy?«
    Plötzlich ging ihm ein Licht auf. »Du erwartest ein Kind von Charlton und hoffst nun, mich verführen zu können, damit ich das Kind als mein eigenes anerkenne. Das würde dann vermutlich eines dieser Sechsmonatskinder.«
    Sie zuckte zusammen, als hätte er sie geschlagen. Einen Augenblick lang starrten sie einander erschrocken im trüben Licht der Öllampe an.
    »Dieser Plan kommt mir fast zu schlau vor, als dass du ihn allein ausgeheckt haben könntest. Erkenne ich da Lady Rawlings geschicktes Händchen für Intrigen?«
    »Glaubst du … glaubst du das wirklich von mir?«, fragte sie mit bebender Stimme.
    Entweder war Carola eine begnadete Schauspielerin geworden, oder sie war wirklich entsetzt. »Was sollte ich denn sonst glauben?« Forschend musterte er ihr Gesicht. »Ich wüsste sonst keinen anderen Grund,

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