Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
sie. »Was ist, wenn jemand kommt?«
»Es wird niemand kommen.« Er zog den rechten Stiefel aus. Esme konnte den Blick nicht abwenden von dem Spiel der Muskeln in seinem starken Rücken. »Als du mit Burdett den Ballsaal verlassen hast, spielten die Musiker den letzten Tanz. Im Billardzimmer nebenan befindet sich niemand. Im Übrigen bin ich zuversichtlich, dass sich die gesamte Gesellschaft in diesem Moment zur Ruhe begibt.«
Seine Hände wanderten zu seinem Hosenbund, und Esmes Mund wurde trocken.
Sie versuchte einen letzten schwachen Protest. »Ich sollte nicht … « Doch die Entscheidung war bereits getroffen. Jede Faser ihres Körper befahl ihr anzunehmen, was das Schicksal ihr gerade anbot. »Wäre es nicht angenehmer, mich in meinem Zimmer zu besuchen?«
Sebastian bedachte sie mit einem finsteren Blick. »Ich glaube nicht. Mir missfällt die Vorstellung, dass du in diesem Bett mit anderen Männern geschlafen hast. Es mag übertrieben empfindlich erscheinen, doch so ist es nun mal.«
Esme wollte schon protestieren, besann sich aber. Es ging ihn eigentlich gar nichts an, dass sie schon seit Jahren keinen Mann mehr in ihr Bett gelassen hatte – und auf Lady Troubridges Hausgesellschaft erst recht nicht.
Im nächsten Augenblick war er splitterfasernackt. Esme fühlte, wie ihre Knie nachgaben, und sie lehnte sich an die Tür.
»Willst du dich nicht ausziehen?«, fragte er.
Sie räusperte sich. Dies war wahrlich die seltsamste Verführung, die ihr je widerfahren war. »Willst du die Arbeit meiner Zofe übernehmen?«
Er trat näher, und sie fühlte, wie ihr das Blut zu Kopf stieg. Er war so unbekümmert, so selbstsicher in seiner Nacktheit.
»Stört es dich nicht, dass dies das erste Mal ist?«, fragte sie neugierig.
Für eine Sekunde hielt er inne. »Nein. Der Akt scheint für die meisten Männer doch recht einfach zu sein, warum also nicht auch für mich? Die Handlungen, die ich vollziehen muss, kommen mir nicht kompliziert vor.« Ein Lächeln spielte um seine Mundwinkel. »Ich bin als Athlet bekannt, Esme, und hoffe doch, dass ich dich nicht enttäusche.«
Sanft küsste er ihren Hals und für einen Augenblick spürte sie seine Zunge.
Der winzige Teil ihres Gehirns, der noch nicht von der hitzigen Präsenz seines Körpers in Anspruch genommen war, registrierte seine unglaubliche Arroganz. War der Mann in allen Bereichen seines Lebens so selbstbewusst?
Behutsam legte sie ihr Kleid über einen Stuhl und wandte sich zu ihm um. Esme liebte französische Unterwäsche und heute war sie wie eine Pariser Kurtisane herausgeputzt. Ihr Unterkleid bestand nur aus einem Hauch von Spitze.
Seine Augen wurden dunkel vor Begierde. »Du bist außergewöhnlich.« Er legte eine Hand an ihren Hals und ließ sie zu ihrer Schulter herabgleiten.
Esme ging zur Couch. Sie löste die Haarnadeln aus ihrer Frisur und ließ ihr Haar in einer weichen Welle über ihren Rücken hinunterfallen. Dann streckte sie ihre Hand aus.
»Möchtest du nicht zu mir kommen?«
Esme erzitterte vor Aufregung wie vor Scham. Noch nie hatte sie sich in einem öffentlichen Raum der körperlichen Liebe hingegeben, doch den sittsamen Marquis schien es nicht zu stören.
Er zog ihr die übrigen Kleidungsstücke aus, bis sie nackt dastand und ihre Zehen den Teppich spürten.
Dann sah er sie an, und als er sprach, erschrak sie beinahe vor seiner Stimme. »Du bist die schönste Frau, die ich je gesehen habe, Esme.« Er schloss sie in seine Arme.
Sie fiel gegen seine Brust, und er ließ seine Hände an ihren Hüften und Schenkeln entlanggleiten, presste sie an sich.
Das ist das Gefährlichste, was ich je im Leben getan habe, dachte Esme. Doch seine Augen waren so blau wie ein wolkenloser Himmel.
Irgendwann rüttelte ein Diener an der Tür, weil er das Feuer löschen sollte.
Sebastian schickte ihn barsch fort. Marquis Bonnington, der überall als der vollendete Gentleman bekannt war, hatte seine Selbstbeherrschung eingebüßt. Ja, schlimmer noch: Als seine Gefährtin kicherte und ihm etwas überaus Anzügliches ins Ohr flüsterte, machte er ihr nicht den geringsten Vorwurf, sondern drückte sie auf die Couch und sagte etwas so Wildes, Unkultiviertes, dass Esme erschauerte und seinen wunderbaren kräftigen Körper näher an sich zog.
Auch wenn Sebastian ein Athlet war, so musste er dennoch einige Feinheiten lernen. Doch ein guter Athlet war nie verloren, und Esme stellte zu ihrem großen Vergnügen fest, dass er eine rasche Auffassungsgabe besaß.
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