Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
gezwungen hat … « Er brach ab. Sein Gesicht nahm einen so grimmigen Ausdruck an, dass Rounton sich in seinem Sessel noch kleiner machte. »Jetzt sagen Sie bloß noch, mein Vater habe Ihnen befohlen, dafür zu sorgen, dass meine Ehe vollzogen wird. Sagen Sie es, und ich werde Sie mit diesen Händen umbringen.«
»Das hat er selbstverständlich nicht getan. Nachdem Sie das Land verlassen hatten, erwähnte er nie mehr Ihren Namen, soweit ich weiß.«
»Damals – während dieser elenden Trauzeremonie – hatte ich den Eindruck, dass Sie mit Vaters Entscheidung nicht einverstanden waren. Ich erinnere mich noch genau, wie Sie ihm sagten, dass sein Handeln gesetzeswidrig sei.«
Rounton nickte. »Da haben Sie recht. Ich fand, Ihr Vater beging einen Fehler, als er Sie zur Ehe zwang.«
»Und warum haben Sie jetzt Maßnahmen ergriffen, die ebenso fragwürdig wie die seinen sind? Die Forderungen meines Vaters waren immerhin eindeutig. Er holte mich aus Oxford weg, befahl mir, das Mädchen zu heiraten, das ich bis dahin als meine Cousine ersten Grades betrachtet hatte, und drohte, mich zu töten, wenn ich ihm nicht gehorchte. Und nun haben Sie mit Ihren hinterlistigen Methoden fast das gleiche Ergebnis erzielt. Sie versenden einen anonymen Brief, der meiner Frau mit Bloßstellung droht, und schicken Finkbottle nach Troubridge Manor, damit er uns in eine ausweglose Situation manövriert! Das ist widerwärtig , Rounton.«
»Dem möchte ich doch höflichst widersprechen«, sagte der Anwalt kühl. »Ich halte diesen Brief nach wie vor für einen Geniestreich. Natürlich hatte ich erwartet, dass der Marquis seinen Antrag zurückziehen würde, nachdem er erfahren hätte, dass Ihre Frau nicht nur selbst ein illegitimes Kind ist, sondern auch noch Geschwister mit unehelicher Herkunft besitzt. Bonnington hat den Ruf eines Mannes, der eisern auf Korrektheit bedacht ist. Doch wie es scheint, hat die Herzogin ihm den Brief gar nicht gezeigt. Vermutlich hätte ich ihn direkt an Bonnington schicken sollen.«
»Woher wussten Sie von Wappings Existenz?«
»Seinen Namen kannte ich nicht. Doch die Detektive Ihres Vaters fanden heraus, dass die Gräfin Ligny auch einen Jungen zur Welt gebracht hatte. Zudem hatte sie Vorkehrungen getroffen, dass der Knabe bei seinem Vater, einem Staatstheoretiker an der Sorbonne, aufwachsen sollte – ähnlich wie sie es auch im Falle Ihrer Frau entschieden hatte. Ihr Vater hat damals nicht erkannt, welchen Nutzen man aus dieser Information ziehen könnte, ich hingegen schon. Allerdings habe ich weder gewusst, dass Wapping nach dem Tode der Gräfin nach England gereist war, noch dass er es auf Gräfin Lignys Hinterlassenschaft an Ihre Frau abgesehen hatte.«
Cam schüttelte den Kopf. »Warum haben Sie sich die ganze Mühe gemacht?«
Rounton verstand ihn absichtlich falsch. »Ich möchte betonen, Euer Gnaden, dass ich Sie niemals zum Vollzug der Ehe hätte zwingen können. Ich habe Ihnen lediglich den Weg ein wenig geebnet, wenn Sie es denn wünschten.«
»Wenn es nicht auf Vaters Bitte hin geschah, warum haben Sie sich die Mühe gemacht, mein Leben derart zu beeinflussen?«
Der Anwalt schob das Kinn vor. »Ich bezweifle, dass Euer Gnaden meine Gründe verstehen würden. Schon mein Vater und mein Großvater haben den Girtons gedient. Ihr Vater war ein äußerst schwieriger Klient, dennoch habe ich nie daran gedacht, meine Anwaltschaft niederzulegen.« Sein Blick begegnete Cams. »Ihre erzwungene Ehe war leider nur eine von vielen gesetzwidrigen Unternehmungen Ihres Vaters.«
»Wenn Sie mich mit Ihrem blütenreinen Gewissen zu Tränen rühren wollen, dann sind Sie bei mir an der falschen Adresse. Immerhin haben Sie den Dienst bei ihm nicht quittiert.«
»Ich bin dazu erzogen und ausgebildet worden, dem Hause Girton als unserem wichtigsten Klienten zu dienen. Mithin schuldete ich Ihrem Vater absolute Loyalität.«
»Warum sollte ich Ihre Motive nicht verstehen?«, fragte Cam mit einem zynischen Grinsen. »Sie haben seine ehrlosen Unternehmungen mitgetragen, um Ihren besten Klienten nicht zu verlieren.«
»Ich hätte jeden Klienten haben können«, entgegnete Rounton. »Doch ich bin bei Ihrem Vater geblieben, weil man mir beigebracht hat, wie wichtig Loyalität ist. Und das ist etwas, das Sie nie verstehen werden.«
Cam gefror das Blut in den Adern. »Sie meinen, ich wüsste nicht, was Loyalität bedeutet?«
Rounton schaute ihn gelassen an. »Ihr Vater wurde 1802 bettlägerig. Sie jedoch kehrten
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