Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
kleiner als Esme, deshalb nahm Esme die Geliebte ihres Mannes in die Arme und weinte zusammen mit ihr um seine Freundlichkeit, seine Liebe, um Miles.
Einige Zeit später, als Esme und Lady Childe dem Toten Hemd und Hose angezogen hatten, wurde leise an die Tür geklopft. Lady Childe saß auf dem Boden und streichelte Miles’ Haar, während Esme öffnete. Sebastian stand immer noch vor der Tür. Er sah sie wortlos an. Lady Troubridge und ein älterer Gentleman waren bei ihm.
»Dies ist Dr. Wells«, sagte die Gastgeberin mit gedämpfter Stimme.
»Ich fürchte, es ist zu spät.«
Lady Troubridge nickte verständnisvoll. »Kann ich mit Lucy sprechen?«
Erschrocken stellte Esme fest, dass sie nicht einmal Lady Childes Vornamen gewusst hatte. Lady Troubridge musste gut mit ihr befreundet sein. Leise trat sie von der Tür zurück.
Der Arzt beugte sich einen Moment über Miles, sprach kurz mit Esme und Lady Childe, dann verabschiedete er sich wieder. Esme ging in den Korridor hinaus und sah Sebastian scharf an. »Bist du … haben die anderen dich gesehen?«
»Ja. Wie soll es nun weitergehen?«
»Weitergehen? Was soll das heißen?«
»Mir ist bewusst, dass dies kein passender Augenblick für einen Heiratsantrag ist, aber … «
»Bist du geistesgestört? Was bringt dich auf die Idee, ich würde dich heiraten? Den Mann, der meinen Ehemann getötet hat?« Wut und Selbsthass sprachen aus ihren Worten.
Sebastian wurde ganz still. »Ich entschuldige mich aus tiefstem Herzen. Ich kann dir nur … «
»… die Ehe anbieten!«, höhnte sie. »Selbst wenn du nicht so eine langweilige Jungfrau wärst, würde ich dich nicht heiraten!«
Sie hätte nicht gedacht, dass Sebastian noch blasser werden könnte, doch genau das geschah. »Ich fürchtete um deinen Ruf und dass du … «
Wieder fiel sie ihm ins Wort. »Verschwinde! Ich möchte, dass du gehst. Das Einzige, was ich von dir will, ist das Versprechen, dass ich dich nie wiedersehen muss. Habe ich mich deutlich genug ausgedrückt?«
Seine Augen bohrten sich in die ihren. »Durchaus«, erwiderte er.
Esme trat einen Schritt zurück und wartete, dass Sebastian endlich ging, was er einen Moment später auch tat. Dann begab sie sich zurück ins Zimmer und setzte sich an die Seite ihres toten Mannes. Sie spürte, dass dies nicht ihr Platz war. Er gebührte Lady Childe.
Dennoch setzte sich Esme zu ihm. Es war das Mindeste, was sie für Miles tun konnte, auch wenn es zu wenig und viel zu spät war. Sie rang die Hände im Schoß, sie verachtete sich selbst.
Nach einer Stunde schaute Lady Troubridge Esme an und fragte: »Könnten Sie einen Diener bitten, dass er meine Zofe herschickt, meine Liebe?«
Esme ging wieder in den Korridor und wäre dort beinahe mit Helene zusammengestoßen.
»Wissen es schon alle?«, fragte sie ohne Umschweife. Es fiel ihr schwer, die Worte vor lauter Kummer herauszubringen.
Helene war in der feinen Gesellschaft als Dame mit der vollkommensten Contenance bekannt. Selbst als sie mit den grässlichen Lastern ihres Mannes konfrontiert wurde, hatte sie sich nicht das Geringste anmerken lassen. Doch jetzt drückte selbst ihre Miene Missbilligung aus.
»Bonnington war nur teilweise bekleidet«, sagte sie. »Er hatte schon sein Hemd ausgezogen, als Miles ihn angriff. Offenkundig hatte er die Absicht, sich in dein Bett zu schleichen.«
»Weiß Gina es?«, flüsterte Esme.
Helene zog sie quer über den Korridor in ihr eigenes Zimmer. »Wie konntest du nur? Wie konntest du das Gina nur antun?«
»Es ist vorgestern Nacht das erste und einzige Mal passiert. Erst nachdem ich sicher war, dass Gina bei ihrem Mann bleiben würde. Sebastian hat gewusst, dass ich mich mit Miles versöhnen wollte. Aber er verschwand, bevor ich ihm sagen konnte, dass wir es sofort tun würden.«
»Du hättest das nicht zulassen dürfen«, beharrte Helene. »Und Bonnington – dieser Narr! Männer sind solche Narren!«
»Es ist alles meine Schuld«, sagte Esme niedergeschlagen. »Ich habe meinen Mann auf dem Gewissen. Ich habe Miles getötet, weil ich eine Hure bin.«
»Bonnington ist sehr darauf bedacht, deinen Ruf zu schützen«, fuhr Helene fort. »Er hat überall verkündet, dass er sich lediglich im Zimmer geirrt habe.«
»Wie bitte? Was hat er denn behauptet, wessen Zimmer es gewesen sei?«
»Er sagte, er wollte eigentlich seine Frau besuchen.«
»Seine Frau ?« Esmes Stimme klang schrill.
Helene nickte. »Er hat der gesamten Hausgesellschaft berichtet, dass Gina und
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