Ein unerhörter Ehemann (German Edition)
warum. Aber dieses Spiel können auch zwei spielen.
Er warf ihr einen schamlosen Blick zu, der einem Kuss gleichkam. »Welche Art von Arbeit findest du denn so ermüdend, meine Liebe? Als dein Mann würde ich nur zu gern ein wenig Last von diesen zarten Schultern nehmen.« Versonnen schlürfte er seinen Brandy. »Zur Schlafenszeit finde ich eine geteilte Last sogar noch entspannender als Alkohol.«
Gina verschluckte sich und musste husten.
»Sollte ich zum Beispiel je das Vergnügen haben, verheiratet zu sein«, fuhr Cam fort, »und damit meine ich natürlich eine richtige Ehe, dann würde ich darauf achten, dass meine Frau jeden Abend ganz entspannt zur Ruhe kommt. Vielmehr würde ich sie dabei sogar tatkräftig unterstützen.«
Gina schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Wie glücklich sich deine Frau schätzen kann! Willst du dich dann selber um die Verwaltung kümmern, oder soll sie diese Last zusätzlich auf ihre Schultern nehmen?«
Cam schaute sie überaus belustigt an. Dann runzelte er die Stirn. »Welche Verwaltung?«
Gina deutete auf einen Stapel Briefe, der neben ihrem Sessel auf einem Schemel lag. »Dein Gut natürlich, um dessen Verwaltung ich mich gegenwärtig kümmere. Sobald unsere Ehe annulliert ist, werde ich es natürlich nicht mehr tun.«
Cam blinzelte verwirrt. »Ich habe gedacht, Rounton und Bicksfiddle kümmern sich darum. Warum zum Teufel belästigen sie dich damit?«
»Bicksfiddle ist außerstande, wichtige Entscheidungen zu treffen, Cam. Du musst doch wissen, dass ich die meisten Angelegenheiten des Gutes regele! Ich habe dir doch zu verschiedenen Punkten geschrieben.«
»Aber ich hätte nie gedacht, dass du an den Lösungen arbeitest . Ich dachte, dass Bicksfiddle dich wegen bestimmter Entscheidungen ein- oder zweimal jährlich konsultiert.«
Gina schnaubte verächtlich. »Ein- oder zweimal im Jahr?« Sie zeigte auf den Papierstapel. »Das sind Bicksfiddles Anfragen für dieses Quartal. Jede erfordert unverzüglich eine Entscheidung.«
»Verdammt und zugenäht!«, entfuhr es Cam. Er nahm das oberste Blatt zur Hand. Es war eine Mitteilung Bicksfiddles, in der er um höhere Zuwendungen für die Notleidenden der Gemeinde bat. »Wer sind denn diese Leute? Henry Polderoy und Albert Thomas aus Upper Girton. Und Eric Horne und Bessie Mittins aus Lower Girton.«
»Oje«, rief Gina. »Bessie ist wohl schon wieder in anderen Umständen.«
»Ist sie eine Bedienstete im Herrenhaus?«
»Nein, es sind Leute aus dem Dorf. Du erinnerst dich doch wohl, dass zu deinem Besitz zwei Dörfer gehören, oder? Henry Polderoy ist der Schmied, hat sich aber letzten Winter am rechten Arm verletzt und kann daher nicht mehr so gut arbeiten wie früher. Er hat drei kleine Söhne, die alle am gleichen Tag geboren wurden. Das war wirklich ein eindrucksvoller Nachmittag, Cam!«
Er begegnete dem Blick ihrer grünen Augen, die über den Rand ihres Brandyglases schauten. »Mrs Polderoy hatte mich höflichst gebeten, Patin zu werden. Und wie der Zufall es wollte, weilte ich just an dem Tag im Dorf, als Henry, der erste Junge, geboren wurde. Also stattete ich meinem Patenkind einen Besuch ab, doch Mrs Polderoy fühlte sich immer noch in Nöten … und der zweite Sohn wurde geboren! Wir nannten ihn James. Er war das süßeste kleine Püppchen, das man sich vorstellen konnte, und gerade als er gebadet und gewickelt war, erblickte Camden das Licht der Welt.«
»Camden?«
Gina nickte. »Er ist nach dir benannt. Lass mich nachdenken: Es gibt im Dorf zwei oder drei Camdens, wenn man Camden Webster aus der Nachbargemeinde dazuzählt.«
»Was zum Teufel denken die sich nur dabei, ihre Kinder nach mir zu benennen?«
»Sie nennen ihre Kinder nach dir, weil du der Grundeigentümer bist. Dir gehört das Land, auf dem sie leben, und sie sind von dir abhängig. Wenn du ihnen das Weiderecht entzögest, würden sie verhungern. Wenn du ihnen die Unterstützung versagtest, müssten sie ins Armenhaus.«
Cam wusste nicht, was er sagen sollte. Er starrte wieder auf das Blatt in seiner Hand. »Und was ist mit Bessie Mittins?«
»Gar nichts ist mit Bessie, außer dass sie ein Kind nach dem anderen bekommt.«
»Womit bestreitet ihr Mann seinen Lebensunterhalt?«
»Oh, sie hat keinen Mann«, erklärte Gina fröhlich. »Ich fürchte, Bessie ist das sprichwörtliche leichte Mädchen. Sie behauptet, einem Paar starker Beine nicht widerstehen zu können – und daraus schließe ich, dass die Männer in Lower Girton gut bestückt
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