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Ein unerhörter Ehemann (German Edition)

Ein unerhörter Ehemann (German Edition)

Titel: Ein unerhörter Ehemann (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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nicht, Euer Gnaden. Aphrodite ist die Göttin des Eros, das heißt der körperlichen Liebe, die von nachlässigen Gelehrten häufig mit der römischen Göttin Venus verwechselt wird. Sie ist keinesfalls eine achtbare Frauengestalt.«
    Gina ließ sich beim Nachtmahl entschuldigen und aß auf ihrem Zimmer. Auch Carola würde nicht im Speisessaal erscheinen. Sie hatte verkündet, lieber sterben zu wollen, als neben ihrem Ehemann zu sitzen. Was Tuppy gesagt hatte, bevor sie ihn ohrfeigte, wollte sie indes nicht offenbaren. Und Gina hegte ihrerseits nicht den Wunsch, Cam zu beobachten, wie er Esme anhimmelte.
    Sie nahm ein ausgiebiges Bad und ließ sich anschließend vor dem Kamin nieder, um ein paar Briefe zu beantworten, die mit der Nachmittagspost eingetroffen waren. Nach einer Stunde holte sie die kleine Aphrodite aus ihrer Schatulle. Die Statuette war wirklich hübsch, wenn auch auf lasterhafte Weise.
    In Gedanken verwarf sie ganz allmählich den Plan, ihrem Ehemann den Schädel einzuschlagen. Er ist es nicht wert, redete sie sich ein. Soll er doch auf seine armselige kleine Insel zurückkehren, wo er für den Rest seines Lebens armselige nackte Statuen in Marmor meißeln kann.
    Sie selbst hingegen würde eine Marquise werden und Hunderte von Kindern aufziehen, Kinder mit sonnengoldenem Haar und von göttergleicher Schönheit. Keines von ihnen würde widerspenstige Locken und freche schwarze Augen haben.
    Als an ihre Tür geklopft wurde, stopfte sie die Aphrodite hastig unter den gerafften Saum ihres Kaminsessels. Annie kam in der Regel nicht noch einmal, wenn ihre Herrin sie für die Nacht entlassen hatte, aber vielleicht hatte sie etwas vergessen. Gina erhob sich und rief: »Herein!«, während sie sich umdrehte.
    Als sie sah, wer vor ihrer Tür stand, wurde ihr Leib von einer unglaublichen Woge brennend heißer Gefühle überrollt, die ebenso beschämend waren. Sie griff an ihren Hals, um ihren Morgenmantel über dem dünnen Nachthemd zu schließen, und merkte erst da, dass sie ihn auf dem Bett liegen gelassen hatte.
    Er räusperte sich. Aus irgendeinem Grund war er beinahe heiser. »Darf ich hereinkommen?«
    Sie schwiegen beide, während Gina über ihr früheres Vorhaben nachsann, Cam mit der Aphrodite den Schädel einzuschlagen. Er wirkte viel zu liebens- und begehrenswert, um weiterleben zu dürfen. Er war eine Gefahr für alle verheirateten Frauen auf Erden. Sie nahm einen Schluck Brandy.
    »Gina?«, rief er. »Ich stehe hier im Korridor. Darf ich hereinkommen?«
    Sie trat einen Schritt zurück. »Wenn es unbedingt sein muss«, antwortete sie ungnädig. Schließlich konnte sie ihn wohl kaum erschlagen, wenn er sich nicht mit der Aphrodite im selben Zimmer befand.
    Es war genau die Art verworrener Beweisführung, die Il Segretario Machiavelli sehr missbilligt hätte. Im Kapitel zehn seiner Abhandlung Der Fürst hatte er es ausführlich dargelegt: Man solle nur unter größten Vorsichtsmaßnahmen mit dem Feind zusammenkommen, da ein verborgener Angriff sehr wahrscheinlich sei.
    Doch leider hatte es die Herzogin von Girton im Aufruhr der letzten Tage nicht einmal bis zu Kapitel sechs geschafft, das im Grunde von den Vorzügen des direkten und schlagkräftigen Angriffes handelte.

15
    Eine Herzogin im Negligé
    Cam redete sich ein, dass die zeltartige Ausbuchtung in seiner engen Hose kein Grund zur Besorgnis sei. Gina war gewiss noch Jungfrau, da Bonnington dermaßen auf Anstand bedacht war, und würde vielleicht nicht einmal wissen, wie so etwas zustande kam. Falls sie ihr überhaupt auffiel. Jeder wusste doch, dass Jungfrauen keinerlei Kenntnis über die Physis eines Mannes besaßen.
    »Ich wollte mir mal den Erpresserbrief anschauen.« Er schlenderte zu dem Tischchen hinüber, auf dem die Brandykaraffe stand. »Darf ich dir zu deinem Geschmack in Getränken gratulieren? Aber warum zum Teufel haben sie dir nur ein Glas gegeben?«
    Er drehte sich um und ließ seinen Blick suchend durch das Zimmer schweifen. Dann nickte er zufrieden und holte sich das Wasserglas von Ginas Nachttisch.
    »Sie haben mir nur ein Glas gegeben, weil ich allein schlafe.«
    Cam schenkte sich Brandy ein und überlegte, ob er wirklich eine sinnliche Anklage herausgehört oder es sich nur eingebildet hatte.
    Einen Augenblick später musste er seine Annahme über jungfräuliche Unbedarftheit korrigieren. Als er sich umdrehte, musterte Gina ihn von Kopf bis Fuß, und ihr Blick blieb an seiner Hose hängen, von der sie offensichtlich fasziniert

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