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Ein unerhörtes Angebot

Ein unerhörtes Angebot

Titel: Ein unerhörtes Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: MARY BRENDAN
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konnte?“
    Helen nickte, aber der leise Spott in seiner Stimme machte es ihr schwer, fortzufahren.
    Jason ging zum Kamin und lehnte sich gegen den Sims. „Lassen Sie mich Ihnen die Mühe abnehmen und es wagen, selbst eine Vermutung anzustellen. Sie fürchten, dass jede Freundlichkeit, die ich Ihnen entgegenbringe, gewissen Bedingungen unterliegt. Vielleicht beruhigt es Sie, wenn ich Ihnen versichere, dass ich es für unter meiner Würde erachte, hilflose Witwen dazu zu nötigen, mein Bett mit mir zu teilen.“
    Helens schöne Augen weiteten sich entsetzt, als ihr die Wahrheit bewusst wurde. Er glaubte, dass sie um sich selbst Angst hatte!
    „Es geht nicht um mich!“, rief sie halb wütend, halb amüsiert. „Aber nein! Ich glaubte doch nicht, dass Sie etwas von mir wollen. Ich denke, es ist Charlotte, auf die Sie ein Auge geworfen haben.“

7. KAPITEL

    „Charlotte? Ihre jüngere Schwester?“
    Helen musste zugeben, dass sein Erstaunen echt wirkte. Er hatte die Stirn gerunzelt, schien aber kurz davor zu sein, in Gelächter auszubrechen. Aus einem unerklärlichen Grund störte sie seine Unbekümmertheit, und sie nickte nur knapp.
    „Sie glauben, ich hätte es auf die Tugend Ihrer Schwester abgesehen.“ Diesmal sprach er so ernst, wie Helen es sich nur wünschen konnte, und jede Spur von Belustigung war aus seiner Miene verschwunden.
    Sie biss sich verunsichert auf die Unterlippe, als sie seine Verärgerung bemerkte, und wich seinem Blick aus. Trotzdem musste sie es genau wissen. „Wollen Sie mir zu verstehen geben, dass Ihre Großzügigkeit an keine Bedingungen geknüpft ist?“
    „Hat es überhaupt einen Sinn, auf Ihre Frage zu antworten? Wie es scheint, bin ich schon aller denkbaren Verbrechen für schuldig befunden worden.“
    „Nein, das stimmt nicht. Ich habe George erklärt, dass ich Sie nicht für fähig erachte, ein unschuldiges junges Mädchen zu ruinieren.“ In ihrer Aufregung war sie auf ihn zugegangen und hob eine Hand, als wolle sie ihn berühren.
    Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke, und Helen ließ die Hand hastig wieder sinken.
    „Aber Sie glauben, dass meine Ehrenhaftigkeit sich nur auf unschuldige junge Mädchen erstreckt“, sagte er leise.
    „Ich halte Sie nicht für einen rücksichtslosen Mann“, erwiderte sie und trat einen Schritt zurück. „Es tut mir leid, falls ich Sie gekränkt haben sollte. Ich hatte Sie gewarnt, dass ich etwas Ungehöriges zur Sprache bringen würde. Charlotte ist erst neunzehn und möchte sich bald mit dem Mann verloben, den sie von Herzen liebt. Selbst der Hauch eines Skandals würde ihren Ruf und ihre Zukunft zerstören.“ Helen hoffte, ihn mit ihrer Erklärung beschwichtigen zu können, doch seine Miene blieb undurchdringlich. Sie seufzte. „Entschuldigen Sie, dass ich das Thema überhaupt erwähnt habe, aber … jemand behauptete, Sie legten ungewöhnliches Interesse für meine Schwester an den Tag.“
    „Ich frage mich, wer das gewesen sein mag.“
    Seine Stimme triefte vor Sarkasmus, und Helen erkannte, dass es keinen Sinn hatte, George schützen zu wollen. Jason wusste, wer ihr den giftigen Gedanken eingegeben hatte.
    Andererseits gab es da einen Punkt, den sie zur Sprache bringen wollte und der Sir Jason nicht ganz so unschuldig dastehen ließ. „George informierte mich heute, dass Sie ihn aufsuchten – gleich nach Ihrem letzten Besuch bei mir.“ Sie sah Jason vorwurfsvoll an. „Dabei hatte ich mich an dem Tag bei Ihnen entschuldigt. Vielleicht wäre das Missverständnis mit Charlotte gar nicht aufgekommen, wenn Sie meinem Bruder nicht irgendwelche Geschichten erzählt hätten, die ihn zu seinen sonderbaren Mutmaßungen veranlassten.“
    „Nun bin ich also nicht nur ein rücksichtsloser Grobian, sondern überdies ein Klatschmaul.“
    Jason betrachtete Helen finster. „Glauben Sie wirklich, ich würde auch nur eine Minute meiner Zeit damit verschwenden, Ihrem Bruder vorzujammern, dass Sie sich mir gegenüber abscheulich verhalten?“
    Helen schüttelte den Kopf. „Nein, denn Sie hatten schließlich andere, viel wichtigere Dinge mit ihm zu besprechen“, entgegnete sie sarkastisch.
    „Ja, das stimmt“, erklärte er nicht weniger bissig als sie. „Und ich muss Ihnen eigentlich danken, Mrs. Marlowe, dass Sie mich auf diese leidige Angelegenheit aufmerksam gemacht haben. Denn es sieht so aus, als käme ich nicht umhin, zu dem verleumderischen Gerücht Stellung zu nehmen, das seit einiger Zeit verbreitet wird. Ich habe Ihren Bruder

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