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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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Beatrice aus verschwollenen Augen zur Tür hinübersah, erkannte sie Kerstin, die besorgt zum Bett blickte. Das kleine Dienstmädchen senkte den Kopf, als der Graf und ein großer junger Mann an ihr vorbeigingen. Beatrice sah, wie sich die Tür schloss, und blickte mit klopfendem Herzen auf Kerstin. Sie wagte kaum zu hoffen, dass es vorbei wäre.
    Kerstin wartete ab, bis sich die Schritte entfernt hatten. Dann wandte sie sich wieder ihrer Herrin zu.
    «Kerstin», sagte Beatrice und begann zu weinen.
    Das Mädchen eilte zum Bett. «Pscht», machte sie und begann den Gürtel zu lockern, mit dem Beatrice ans Bett gefesselt war. «Einmal muss ich noch ziehen», warnte sie, und Beatrice spürte, wie sich das Leder noch einmal straffte, bevor es sich löste und ihre Arme herabfielen. Sie waren so taub, dass sie weder Gefühl noch Kraft hatte, und als das Blut wieder in ihre Hände strömte, tobte der Schmerz heftig und pochend. Beschämt schloss sie die Augen, als Kerstin ein Laken über ihren misshandelten Körper breitete. Sie spürte, wie ihr ein Glas Wasser an die Lippen gehalten wurde, und trank dankbar mit aufgesprungenen Lippen. «Wo ist er?», flüsterte sie.
    «Samuel, mein Verlobter, hat sich seiner angenommen. Er wird dafür sorgen, dass Sie erst einmal eine Weile Ihre Ruhe haben.»
    «Danke, dass Sie den Mut hatten hereinzukommen.»
    Kerstin schüttelte betrübt den Kopf. «Ihr schönes Haar», sagte sie.
    Doch Beatrice schaffte es nicht, sich jetzt Gedanken um ihr Haar zu machen. Was spielte das schon für eine Rolle? Beim nächsten Mal würde er sie töten, davon war sie überzeugt.
    «Sie sollten nicht allein bleiben. Gibt es jemand, der herkommen könnte?», erkundigte sich Kerstin, während sie die Reste von Beatrices Haar in einen Kissenbezug einsammelte. Beatrice sah ihr mit leerem Blick zu.
    «Vielleicht sollten wir den Arzt rufen?», schlug Kerstin bekümmert vor, doch Beatrice schüttelte nur müde den Kopf. Sie wollte niemand sehen. Sie wollte einfach nur allein sein.

    Carl-Jan kämpfte gegen den unbändigen Zorn, der ihn befallen hatte, als er merkte, worum man ihn betrogen hatte. Diese verdammte läufige Hündin! Er atmete tief ein und sah, dass seine Hände zitterten. Jeder Atemzug tat weh, und er versuchte, gleichmäßig Luft zu holen, doch er war so wütend, dass sich sein Brustkorb geradezu verkrampfte. Er öffnete und schloss die Fäuste und zwang sich, die Schultern locker zu lassen. Wütend starrte er auf die Tür, die sein Stallbursche Samuel hinter ihnen geschlossen hatte. Samuel war ein guter Diener, verschwiegen und respektvoll, und Carl-Jan hatte sich von ihm wegführen lassen, obwohl er eigentlich vorgehabt hatte, sein Werk an diesem verzogenen Gör zu Ende zu bringen. Er biss die Zähne zusammen. Sein Zorn war immer noch so übermächtig, dass es ihm den Atem verschlug. Samuel drehte sich zu ihm um und betrachtete ihn. «Ich hätte dieses falsche Stück erschlagen sollen», zischte Carl-Jan. Seine Stimme war ganz heiser. Er war sich nicht sicher, ob er überhaupt schon jemals so wütend gewesen war.
    «Es ist gut, dass Sie das nicht getan haben, Herr», meinte Samuel in seinem ruhigen Dalarna-Dialekt. «Das lässt sich bestimmt auch anders lösen.»
    «Diese Hunde haben mich betrogen. Wilhelm Löwenström und sein Taugenichts von einem Sohn.»
    Samuel murmelte etwas Beruhigendes und trat zu einem Sideboard, auf dem ein Tablett mit Karaffen stand. Er wählte eine aus, goss einen sirupdunklen Cognac ein und reichte ihn Carl-Jan, der das Glas in einem Zug leerte. Der Cognac brannte in der Kehle und in der Speiseröhre. Er schluckte ein saures Aufstoßen hinunter und hustete.
    Samuel runzelte die Stirn. «Geht es Ihnen gut, Herr?»
    Carl-Jan trocknete sich den Mund ab. «So geht’s, wenn man die Klassen vermischt. Dieses schmutzige, stinkende Gesindel. Keiner von denen kann sich mehr blicken lassen, dafür werde ich sorgen.» Er hielt Samuel das Glas hin, um sich nachschenken zu lassen. «Und mit ihr bin ich auch noch nicht fertig, noch lange nicht.» Er wippte ungeduldig mit dem Glas, und nach kurzem Zögern goss Samuel noch einmal nach.
    «Geh raus und sag Bescheid, dass man mir ein Pferd satteln soll. Ich reite nach Stockholm.» Er kippte den Cognac. Verdammt, das brannte vielleicht.
    Samuel nickte und verschwand.
    Um Beatrice kümmere ich mich, wenn ich zurückkomme, dachte Carl-Jan grimmig. Und dann würde er sich nicht unterbrechen lassen
    *
    Es klopfte an der Tür.
    «Mach auf,

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