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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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mit den Schultern. Wahrscheinlich auch egal. Ulla kassierte extra, wenn eine der Huren einen dauerhaften Schaden erlitt, und er war blank. Er goss noch einen Schluck nach.
    Da begann sich der Graf wieder zu rühren. Eines der Mädchen stöhnte, und Edvard betrachtete sie. Nein, die sah nicht aus, als wäre sie verletzt. Das Mädchen schluchzte leise, und Edvard lächelte. Wahrscheinlich hätte der eine oder andere seine Meinung nicht geteilt.
    Der Graf erwachte und sah ihn aus benebelten Augen an.
    Der verdammte Hurenbock. Rosenschöld hatte ihn nach allen Regeln der Kunst ausgescholten, als er kam. Edvard runzelte die Stirn, er konnte sich nicht mehr genau erinnern, wann das eigentlich gewesen war. Auf jeden Fall hatte der Graf herumgeschrien, Beatrice sei gar nicht mehr unschuldig gewesen, und das sei alles die Schuld der Löwenströms. Da musste sie wohl doch dieser Norweger als Erster gefickt haben. Schade, dass er es nicht vorher gewusst hatte, dann wäre er in Göteborg nicht so verdammt feinfühlig aufgetreten, dachte er und lachte.
    «Was zum Teufel ist hier passiert?», fragte der Graf mit rasselnder Stimme.
    Edvard musterte ihn. Sein Gesicht war rot und verschwitzt, und sein Husten klang immer schlimmer.
    Lächelnd beugte Edvard sich vor, griff nach dem Becher mit dem Gemisch aus Branntwein, Laudanum und der Tinktur aus dem braunen Fläschchen und reichte ihn dem Grafen. «Hier, trink noch ein wenig», schmeichelte er.
    Der Graf schüttelte benommen den Kopf. «Es geht mir schlecht. Ich will Wasser.»
    «Trink erst das hier ganz aus, dann klingle ich nach Wasser.» Er drückte dem älteren Mann den Becher in die Hand. Der Graf sah ihn an, und Edvard nickte ihm beruhigend zu. Er rang sich sogar ein warmes Lächeln ab. Daraufhin nahm der Graf den Becher und trank ihn aus. Er musste husten.
    «Leg dich hin, Rosenschöld, du siehst wirklich mitgenommen aus.»
    Edvards Blick fiel auf eines der Mädchen im Bett, das ihn aufmerksam beobachtete. Er lächelte grausam. «Komm her», befahl er.

    Madame Ulla Leander war schon länger in diesem Geschäft tätig als die meisten anderen, daher wusste sie, dass es sich wohl kaum um einen Höflichkeitsbesuch handelte, als am nächsten Tag der grimmige, gutgekleidete Herr vor ihrer Tür stand.
    «Sie wissen, wer ich bin, nicht wahr?», fragte er.
    Ulla begrüßte den einflussreichen Landeshauptmann. Hjalmar Hielm war ein Mann, der ihr durchaus Probleme bei ihrer Tätigkeit machen konnte, wenn ihm der Sinn danach stand.
    «Es geht um Rosenschöld, nicht wahr?», fragte sie. «Er ist im Obergeschoss.» Sie ließ ihn eintreten. «Ich führe Sie hoch.»
    Sie gingen an mehreren geschlossenen Türen vorbei, wobei sie die Geräusche ignorierten, die aus den Zimmern drangen. Schließlich blieb Ulla vor der richtigen Tür stehen. Drinnen war es still, und der Landeshauptmann gab ihr mit einem Nicken zu verstehen, dass sie die Tür öffnen sollte. Mit dem Vorgefühl einer Katastrophe drückte Ulla die Klinke nieder. Ein stickiger Gestank nach Alkohol, Opium und Körperflüssigkeiten schlug ihnen entgegen, als sie die Tür öffnete.
    «Oh mein Gott», hörte sie den Landeshauptmann murmeln. Edvard saß in einem Sessel, zu seinen Füßen lag ein weinendes Mädchen. Er sah Ulla und den Landeshauptmann benebelt an. Im ungemachten Bett lag der Graf, nackt, mit geschlossenen Augen und offenem Mund. Sein Atem ging rasselnd und unregelmäßig. Ein Mädchen musterte sie stumm. Sie lag neben dem Grafen, war ans Bett gefesselt und übersät mit roten Peitschenstriemen. Der Graf hustete, und aus seinen Lungen drang ein unschöner Laut.
    «Großer Gott», sagte der Landeshauptmann.
    «Ich habe nichts getan, ich schwöre», schluchzte das Mädchen neben ihm. «Der Graf hat einfach plötzlich angefangen, so zu husten.»
    Ulla sah den leeren, umgestürzten Becher auf dem Nachttisch. Den muss ich so schnell wie möglich da wegräumen, beschloss sie. Niemand durfte von dem Laudanum erfahren.
    Der Landeshauptmann sah sich in dem stinkenden Raum um. «Räumen Sie das Zimmer auf und entfernen Sie die Flaschen», ordnete er an. «Und dann holen Sie einen Arzt», fügte er mit einem Blick auf die zwei weinenden Mädchen hinzu. «Für den Grafen, aber auch für sie.»
    Ulla rief einen Befehl auf den Korridor, dann ging sie zum Bett und knotete die Riemen auf, mit denen das zweite Mädchen gefesselt war. Es stöhnte vor Schmerzen. Da ertönte ein Lachen von Edvard.
    «Sei still, Edvard!», rief der

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