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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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«Edvard behauptete, er hätte ihn nach Göteborg geholt, aber das war dein Werk, nicht wahr?»
    Seth nickte. «Ja, ich habe ihn holen lassen.»
    «Das hätte ich mir gleich denken können. So etwas sieht dir so ähnlich.»
    «Ich hätte dich nicht allein lassen dürfen», sagte Seth. «Ich wäre auch beinahe geblieben. Aber ich nahm an, du hättest unseren gemeinsamen Nachmittag bereut, was wir gemacht hatten, und ich wollte dir einfach Zeit geben. Wie dumm ich war! Ich habe mit dem Kutscher noch eine Nachricht an dich geschickt, dass ich bald wieder heimkommen würde. Es wäre mir nie in den Sinn gekommen, dass du diesen Brief gar nicht bekommst.»
    «Aber jetzt bist du mit Lily verlobt.»
    «Ja.»
    Sie verfielen in Schweigen. Seth nahm ihre Hand und hielt sie zärtlich. Spürte ihre weiche Haut an seinen rauen Händen. «Ich sehe ein, dass ich viele völlig unverzeihliche Fehler begangen habe. Und die Schuld muss ich ganz allein mir zuschreiben. Aber lass es mich trotzdem erklären», sagte er und streichelte ihre Handfläche. «Lilys Vater war sehr krank, und ich habe ihm versprochen, mich um Lily und Daniel zu kümmern. Da er sich solche Sorgen machte, wollte ich ihn beruhigen. Da starben Lilys Eltern plötzlich beide innerhalb weniger Wochen, und die Situation war völlig chaotisch. Ich habe Lily nach England begleitet, um ihr zu helfen. Sie war am Boden zerstört, und ich dachte, nun kann ich genauso gut den Wunsch eines sterbenden Mannes erfüllen. Weißt du, dass Lily meine Jugendliebe war?»
    «Johan hat es erwähnt.»
    «Ich habe die ganze Zeit über geglaubt, die Hochzeit mit dem Grafen sei deine freie Entscheidung gewesen. Und dass du mich für eine nicht so gute Partie gehalten hättest. Ich habe dich verraten. Dabei hätte ich dich doch verstehen müssen, vor allem, nachdem ich gesehen hatte, wie Wilhelm dich in Göteborg behandelt hat. An dem Tag dachte ich, ich müsste ihn umbringen. Wenn ich geahnt hätte, was er dir antat, hätte ich es getan. Ich hätte so ziemlich alles für dich getan.» Er sah auf ihre ineinander verschränkten Hände. Beatrices Hand lag ganz ruhig in seiner. Er schluckte. «Wissen Sofia und Johan eigentlich Bescheid?»
    «Nur Vivienne weiß Bescheid. Und Herr und Frau Hielm, sie haben mir geholfen. Hinterher.» Sie lächelte schwach. «Trotzdem, ich hatte Glück. Ich meine, dass ich es überlebt habe. Er war vorher schon zweimal verheiratet. Beide Frauen sind gestorben. Ich glaube, die eine hat er erschlagen. Die andere ist ins Wasser gegangen.» Beatrices Augen füllten sich mit Tränen. «Die armen Frauen.»
    Seth versuchte zu verbergen, welch vernichtende Wirkung ihre Worte auf ihn hatten. Wenn Rosenschöld in diesem Moment vor ihm gestanden hätte, er hätte ihm nur zu gern jeden Knochen in seinem widerlichen Leib gebrochen. Und der Tod war noch eine viel zu harmlose Strafe für diesen Mann. Gott sei gedankt für Vivienne.
    Er wagte sich kaum auszumalen, wie es Beatrice ohne die Unterstützung der Französin ergangen wäre, verlassen von allen, die sie hätten beschützen sollen. Ihr eigener Onkel hatte sie verkauft. Edvard hatte sie verraten. Und er selbst hatte ihr ihre Unschuld genommen, war abgereist und hatte Rosenschöld ein Opferlamm hinterlassen, während er sich in New York im Selbstmitleid suhlte. Wo er überhaupt keine Not zu leiden hatte, war sie um Haaresbreite dem Tod entronnen.
    «Wenn du mich hasst, habe ich volles Verständnis dafür», sagte er. «Ich werde dich nicht mit meinen Schuldgefühlen und meiner Reue belasten, aber erlaube mir wenigstens, dich um Verzeihung zu bitten.»
    «Es tut mir nicht leid, dass wir zusammen waren», entgegnete Beatrice. «Wenn ich jenen Nachmittag nicht gehabt hätte, hätte ich nie gewusst, wie wundervoll es sein kann, und dann wäre alles nur noch schlimmer gewesen. Und ich habe es schließlich selbst gewollt, nimm mir das nicht weg, indem du jetzt ein schlechtes Gewissen deswegen hast.»
    Beatrice müsste ihn eigentlich hassen, dachte er, und doch saß sie hier an seinem Bett, sie hielten einander die Hand und redeten. Sie war hereingekommen, weil sie sich Sorgen um ihn gemacht hatte. Vielleicht hasste sie ihn ja doch nicht? Seth drückte ihre Hand. Sie zwinkerte und unterdrückte ein Gähnen. Das Gespräch schien ihr jede Energie geraubt zu haben, und sie sah jetzt schrecklich müde aus. Draußen war Wind aufgekommen, und endlich strömte kühle Luft herein. Das Wetter würde demnächst umschlagen.
    «Wie spät ist es

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