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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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zusammengebissenen Zähnen hervor. «Sie hat ihre Wahl getroffen und muss damit leben.»
    Johan seufzte, doch mit einer Feststellung hatte Seth sicher recht: Es spielte keine Rolle mehr. Trotzdem protestierte der Jurist in ihm. Hier fehlte doch irgendeine Information. Mit einem raschen Blick auf seinen Freund wechselte Johan das Gesprächsthema, und keiner erwähnte Beatrice Löwenström weiter.

[zur Inhaltsübersicht]
    19
    Wenn Beatrice das Leben vorher schon als eintönig empfunden hatte, so war es doch nichts gegen die trostlose Monotonie, die sich einstellte, nachdem Sofia das elterliche Heim verlassen hatte. Johan führte ein gastfreundliches Haus, und die Briefe, die Sofia während der Sommermonate nach Hause schrieb, waren voller Schilderungen von ausgelassenen Festen und Bällen, spannenden Badeausflügen, Musikabenden und Theaterbesuchen. Das alles stand in deutlichem Gegensatz zu der Eintönigkeit, die Beatrices Leben beherrschte.
    Zu Sommeranfang reiste Miss Mary nach England, und Beatrice fuhr mit Harriet aufs Land. Wilhelm und Edvard waren mit sich selbst beschäftigt, und Beatrice verbrachte die einsamen Sommertage mit Spazierengehen, Lesen und Grübeln. Und sie las auch die Tageszeitungen, die Wilhelm mitbrachte, wenn er zu Besuch kam. Nicht nur Sofia amüsierte sich bestens, stellte sie bitter fest, wann immer sie die Klatschspalten überflog und Seths Namen las.
    Im August kehrte das Leben teilweise in die Hauptstadt zurück, und Beatrice zog mit Harriet und Miss Mary wieder nach Stockholm. Bald würde die Wintersaison beginnen, und obendrein bereitete sich die Hauptstadt auf die Hochzeit des Kronprinzen vor.

    Eines Tages kam Sofia sie in der Drottninggatan besuchen. Ihre Augen strahlten, sie hatte eine völlig neue Garderobe und lud Beatrice zu einem Besuch im Nationalmuseum ein.
    Während sie im Schatten auf der Museumstreppe auf Johan warteten, blickte Sofia zum Schloss auf der anderen Uferseite hinüber.
    «Kannst du dich noch an den königlichen Ball erinnern?», fragte sie, um im nächsten Moment verlegen zu verstummen.
    «Ja, ein verzauberter Abend war das», antwortete Beatrice ruhig und streckte die Hand aus. «Meine Liebe, mach dir um mich keine Sorgen. Es ist schön, dich wiederzusehen. Seit du weg bist, ist es zu Hause nicht mehr wie früher.»
    Sofia drückte ihr die Hand, und zu ihrem Schrecken spürte Beatrice, wie ihr die Tränen unter den Lidern brannten. «Ich freue mich schon auf die Gemälde», sagte sie hastig. «Ich habe gehört, dass sie ganz großartig sein sollen.»

    Johan kam ihnen entgegen, gefolgt von Graf Rosenschöld. Der Graf lächelte, doch Beatrice schauderte nur. Wenn er es sich zumindest verkneifen könnte, sie so seelenlos anzulächeln. Widerwillig nahm sie seinen Arm. Sie würde sich einfach auf die Bilder konzentrieren, dachte sie, während sie durch den großen Eingang ins kühle Museum schritten. Diese Scharade würde ja hoffentlich bald vorbei sein.
    «Wann fahrt ihr wieder?», fragte Beatrice ihre Cousine, die vor ihr ging.
    Sofia drehte sich um. «Wir machen noch eine verspätete Hochzeitsreise nach Deutschland», erklärte sie. «Wir fahren schon nächste Woche. Johan will danach eigentlich weiter nach Südeuropa, aber ich habe darauf bestanden, dass wir zu eurer Hochzeit im September wieder hier sind.»
    Beatrice musste in sich hineinlächeln. Das hätte sie ja gerne gesehen, wie Sofia auf etwas bestand . Johan war ein guter Mann, dachte sie, und er war gut zu Sofia. Er betrachtete seine Frau als Mensch mit eigenen Vorstellungen, nicht nur als dekoratives Beiwerk. Bei diesem Gedanken spürte Beatrice einen Stich in der Brust. Sie wünschte, er wäre nicht so reserviert zu ihr. Unhöflich war er nie, doch die Freundschaft, die auf Gröndal und Irislund zwischen ihnen gewachsen war, war in dem Moment verschwunden, als Johan erfahren hatte, dass sie sich mit Rosenschöld verlobt hatte.
    Die bittere Ironie der Situation brannte ihr in der Seele. Wenn sie sich geweigert hätte, sich dem Willen ihres Onkels zu beugen, würde jetzt Sofia wie ein gekauftes Stück Vieh am Arm des Grafen umhergehen, statt verliebt ihren Johan anzustrahlen.
    Sie kamen in einen Saal mit Bildern, die Beatrice wiedererkannte, und ihre Stimmung stieg schlagartig. Impressionisten. Sie blieb vor einem der Gemälde stehen und bewunderte das glitzernde Wasser und die ungewöhnlichen Motive. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte sie wieder so etwas wie Glück.
    «Triviales Geschmier»,

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