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Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition)

Titel: Ein ungezähmtes Mädchen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simona Ahrnstedt
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sie wieder die Stimme. «Ich habe ihnen gesagt, dass sie sich einfach im Hintergrund halten und meine Diener machen lassen sollen, aber trotzdem laufen sie die ganze Zeit hier herum.»
    Beatrice lächelte die plappernde Frau an.
    Vivienne trug ein silbernes Kleid, das aussah, als wäre es direkt La Mode Illustrée entsprungen. Kleine Smaragde schmückten ihren Hals und ihre Ohren, und Beatrice konnte einen Blick auf ein Paar hochhackige Schuhe unter den Röcken erhaschen.
    Ich wünschte nur, ich wäre nicht mit Rosenschöld hier, dachte sie. Warum kann er mich nicht allein mit Sofia und Johan gehen lassen? Ich darf mir ja nicht mal mehr selbst meine Kleider aussuchen. Als der Graf sie in dem hellgrünen Sommerkleid gesehen hatte, das sie zuerst gewählt hatte, hatte er sie gezwungen, noch einmal umzukehren und sich umzuziehen. Jetzt trug sie eines der adretten Kleider, die er anscheinend einer zukünftige Gräfin angemessen hielt. Aber das bin ich noch nicht, dachte sie rebellisch. Sie war keine Gräfin, und sie war niemandes Eigentum.
    «Wo ist Ihr Gatte, Madame de Beaumarchais?», erkundigte sich Rosenschöld auf Französisch.
    Vivienne sah ihm in die Augen, ohne mit der Wimper zu zucken. «Ich hoffe, dass er immer noch da liegt, wo ich mich zuletzt von ihm verabschiedet habe, nämlich im Familiengrab in Rouen.» Sie lächelte liebenswürdig. «Alles andere wäre doch äußerst makaber, finden Sie nicht?» Sie reichte Beatrice die Hand. «Wir Frauen wollen die Männer nicht daran hindern, eine Runde zu drehen und sich mit den anderen Gästen bekannt zu machen.» Sie deutete mit einer Kopfbewegung auf einen Tisch, an dem sich mehrere Männer versammelt hatten. «Sie können Ihre Verlobte meiner Obhut unbesorgt anvertrauen.» Herausfordernd sah sie ihn an, und Rosenschöld hatte keine Wahl, also räumte er das Feld und warf Beatrice nur noch einen mahnenden Blick zu.
    «Ich glaube, wir brauchen Champagner», entschied Vivienne. «Und dann werden wir uns hoffentlich näher kennenlernen.» Sie sah auf, als eine geräuschvolle Gesellschaft eintraf. «Ich muss sie nur kurz begrüßen, dann können wir uns weiter unterhalten.»
    Beatrice konnte nicht einmal einen Schluck von ihrem Glas nehmen, da stand Rosenschöld auch schon wieder neben ihr. «Stell das sofort weg», befahl er. «Ich werde Bescheid geben, dass man dir Limonade bringen soll.»
    Beatrice spürte, wie ihr die Hitze in die Wangen stieg. «Ich will aber Champagner trinken», protestierte sie.
    Er sah sie kühl an. «Stell das Glas weg. Sofort.»
    Gedemütigt tat sie, was er ihr befohlen hatte, und stellte das Glas mit dem unberührten Champagner auf einen Tisch. Sie wollte eine Szene vermeiden, doch diese Zurechtweisung war so erniedrigend, dass sie den Tränen nahe war. Sollte so ihre Zukunft aussehen? Ein Mann, der bestimmte, was sie trank und welche Kleider sie tragen durfte? Sie sah sich um und fing einen Blick von Vivienne auf. Die Französin verließ die Gruppe der Neuankömmlinge, die sie gerade begrüßt hatte.
    «Sie scheinen ja viele Bekannte in Stockholm zu haben», bemerkte Rosenschöld und musterte Vivienne. «Reisen Sie wirklich allein? Ist das nicht unpassend für eine Frau?»
    Vivienne hob eine ihrer elegant geformten Augenbrauen. «Mein Lieber, wo haben Sie nur diese seltsamen Ansichten her?»
    «Ich bin sicher, dass in Frankreich andere Sitten herrschen, aber in Schweden kann sich eine Frau der besseren Gesellschaft ganz einfach nicht so benehmen», erwiderte er steif.
    «Ja, aber Sie wissen sicher, was die Franzosen vor gar nicht allzu langer Zeit mit unserer Aristokratie gemacht haben», antwortete Vivienne und vollführte mit der Hand eine vielsagende Bewegung vor der Kehle. Beatrices Mundwinkel zuckten. Die Französin warf einen Blick auf das Glas in Beatrices Hand. «Da hat Ihnen irgendjemand versehentlich Limonade gegeben, ich werde sofort dafür sorgen, dass Sie etwas Anständiges zu trinken bekommen.» Sie wandte sich wieder an Rosenschöld. Ihr Lächeln war zuckersüß, doch in ihren Augen lag ein hartes Funkeln. «Sagen Sie, Monsieur le Comte, Sie werden doch sicher nicht so unverschämt sein, Ihre Verlobte derart zu monopolisieren? Was sollen die anderen Gäste denn dazu sagen?»
    Beatrice sah, wie ihr zukünftiger Mann einerseits mit seinem Zorn über Viviennes offene Provokation kämpfte, andererseits aber auch zu verhindern versuchte, sich vor so vielen prominenten Gästen lächerlich zu machen. Vivienne mochte neu in

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