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Ein unmoralischer Handel

Ein unmoralischer Handel

Titel: Ein unmoralischer Handel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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sechste Gang aufgetragen wurde. Alles verlief problemlos. Das Stimmengewirr um sie herum - Gespräche, Lachen, das ständige Klingen von Porzellan und Besteck - legte davon beruhigend Zeugnis ab. Ihr Vater, der am Kopf der Tafel dem Ereignis vorstand, sah großartig aus; Serena prangte am anderen Ende des Tisches in dunkelblauer Seide und war das perfekte Gegenstück zu ihm. Alathea gegenüber saßen Mary und Alice unter den Gästen und unterhielten sich mit schlichter Anmut. Charlie saß ein wenig den Tisch hinunter zu ihrer Rechten. Alle drei waren den Maßstäben der guten Gesellschaft nach perfekt gekleidet. In ihrem bernsteinfarbenen Seidenkleid samt ihrer perlenbesetzten Haube trug Alathea ihren Anteil zur Fassade der Wohlhabenheit bei.
    Ihr Herz machte einen Freudensprung, als sie einen Blick in die Runde warf - sie hatten es geschafft! Sie waren nach London gekommen und hatten trotz aller Schwierigkeiten ihren rechtmäßigen Platz in der Gesellschaft eingenommen. Und wie um ihren Erfolg zu bestätigen, fing Sally Jersey jetzt ihren Blick auf und nickte ihr mit einem Lächeln zu. Von ihrem Platz etwas weiter oben an der Tafel hatte Prinzessin Esterhazy bereits ihre Anerkennung signalisiert. Erst als sie Sally Jerseys Blick zu Serena folgte, begann Alathea sich zu fragen, wieso die beiden Gönnerinnen eigentlich ihr Komplimente machten. Ihre Anerkennung für das Dinner und den Ball hatten sie natürlich Serena zugeschrieben. Aber was hatte sie getan, um ihr Wohlwollen zu erregen?
    Sie wandte sich zu Gabriel, der zu ihrer Rechten saß. Sie war dermaßen mit dem Dinner als solchem beschäftigt gewesen, dass sie die Tatsache, dass er an ihrer Seite aufgetaucht war und sie in den Saal geleitet hatte, gar nicht als seltsam empfunden hatte. Sie war es allmählich gewohnt, ihn um sich zu haben, ihre Hand auf seinen Arm zu legen und sich von ihm durch das Getümmel leiten zu lassen. Erst als sie während des vierten Gangs Lucifers fragenden Blick auffing, wurde es ihr bewusst. Ein Blick zu Celia hinüber - das heißt, auf ihre verblüffte Miene - bestätigte, dass ihre plötzlich erwachte Vorliebe füreinander nicht unbemerkt geblieben war.
    Plötzlich überfiel sie der Verdacht, dass die Ungezwungenheit, die sie im Umgang miteinander an den Tag legten, überhaupt keinem entgangen war. Bevor sie noch Gelegenheit hatte, die Frage »Hast du das so geplant?« auf eine Weise zu formulieren, dass auch eine Antwort zu erwarten war, warf Gabriel ihr einen Blick zu, nachdem er den fragenden Ausdruck in ihren Augen bemerkt hatte.
    »Entspann dich. Alles läuft bestens.« Er wies auf eine Schüssel mit einem Wildgericht. »Das ist exzellent - was ist in der Soße?«
    Alathea sah auf den Teller. »Muskateller-Trauben und Granatapfel-Sirup.« Es hatte keinen Sinn, jetzt darüber zu streiten, wie er dazu kam, einfach neben ihr Platz zu nehmen. Er war eben da. Sie konnte aber auch davon profitieren: »Wie weit ist die Petition?«
    Er zuckte leichthin die Schultern: »Wir haben einen guten Anfang.«
    »Aber nicht genug, um ein günstiges Urteil zu garantieren?«
    Seine Lippen kräuselten sich, er antwortete nicht.
    Alathea bohrte weiter. Während sie den Teller vor sich begutachtete, flüsterte sie kaum hörbar: »Alles, was wir haben, kann auch bestritten werden - es gibt nichts, was absolut wasserdicht ist, nichts, was offensichtlich erlogen ist. Alle unsere Behauptungen basieren auf den Aussagen anderer; von Leuten, die wir nicht dazu bringen können, diese Tatsachen zu bestätigen. Ohne einen glaubwürdigen Zeugen - ohne Kapitän Struthers - braucht Crowley bloß unseren Behauptungen zu widersprechen. Die Beweislast liegt bei uns.« Sie bediente sich mit den Bohnen in Béchamelsoße und reichte die Schüssel zurück. »Wir müssen den Kapitän finden, nicht wahr?«
    Gabriel schaute sie an. »Mit ihm wäre der Fall eine sichere Sache. Ohne ihn wird es schwierig werden.«
    »Es muss doch noch irgendetwas geben, das wir tun können.«
    Wieder fiel sein Blick auf ihr Gesicht. »Wir werden ihn finden.« Unter dem Tisch schloss sich seine Hand um die ihre. Sein Daumen streichelte über ihre Handfläche. »Aber heute Abend genieß deinen Erfolg. Heb dir Crowley und den Kapitän für morgen auf.«
    Unfähig, ihm in die Augen zu sehen, nickte sie und betete, dass niemand ihr Erröten bemerkte. Seine um sie geschlungene Hand hatte Erinnerungen an seinen Körper geweckt - wie er sich um den ihren geschlungen hatte, sie gestreichelt hatte

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