Ein unmoralischer Handel
die violette Feder, die Patience Cynster im Haar trug. »Da, beim zweiten Spiegel.«
Sie machten sich in diese Richtung auf, doch als sie sich ihren Weg durch die Menge bahnten, Gerrard immer vorweg, zog Gabriel Alathea näher an sich. »Ich muss mit Vane reden, Gerrard könnte in Gefahr sein.«
Alathea schaute kurz zu ihm hoch. »Durch Crowley?«
»Ja. Du musst Patience ablenken, während ich mit Vane rede.«
»Warum könnt ihr nicht darüber sprechen, wenn Patience dabei ist? Immerhin ist Gerrard ihr Bruder.«
»Genau deshalb. Nur für den Fall, dass es dir entgangen sein sollte: Patience wird immer runder, deshalb wird Vane mit Sicherheit nicht wollen, dass sie sich Sorgen um Gerrard wegen einer Bedrohung macht, die wir aus dem Weg schaffen werden.«
»Deshalb willst du, dass ich sie ablenke? Und dazu beitrage, dass sie über eine Angelegenheit im Dunkeln gelassen wird, über die informiert zu werden ihr gutes Recht ist?« Alathea brach ab, weil plötzlich eine andere Vorstellung jeden Gedanken an Patience’ Rechte als Schwester verdrängte. »Sag mal - wenn Charlie oder Jeremy in Gefahr schwebten, würdest du es mir erzählen oder würdest du dafür sorgen, dass ich nie davon erfahre?«
Die Art und Weise, wie Gabriel seine Lippen zu einer dünnen Linie zusammenpresste, war Antwort genug. Sie funkelte ihn böse an: »Männer! Wieso um Himmels willen bildet ihr euch ein …«
»Sag mir - wer will, dass Crowley das Handwerk gelegt wird?«
Alathea blinzelte. »Ich.«
»Und wen hast du gebeten, dir zu helfen?«
»Dich.«
»Ich kann mich vage daran erinnern, dir die Bedingung gestellt zu haben, dass du meinen Anweisungen Folge leistest.«
»Ja, aber …«
»Thea, hör auf damit! Ich muss mit Vane sprechen und ich möchte Patience nicht unnötig beunruhigen.«
So gesehen … »Hm, in Ordnung.« Sie warf ihm einen finsteren Blick zu. »Aber gut finde ich es nicht.«
Sie lösten sich aus der Menge und traten zu Vane und Patience. Mit einem selbstsicheren Lächeln nahm Alathea Patience beiseite; Gabriel verbarg ein Grinsen, als er sie nach Patience’ Zustand fragen hörte. Das perfekte Thema, die perfekte Entschuldigung, um das Männervolk aus ihrem Gespräch herauszuhalten.
Die fraglichen Herren steckten rasch die Köpfe zusammen.
»Was denkst du darüber?«, fragte Vane.
»Alles in allem zu gefährlich. Vermutlich hat es Crowley schon vor der ersten Runde aus Archie Douglas herausgebracht.« Gabriel schaute zu Vane. »Ich nehme an, dass Archie noch ausreichend beisammen war, um dich zu erkennen?«
»Auf jeden Fall - er war auffallend nüchtern, aber es war ja auch noch vor Mittag.«
Gabriel sah Gerrard an. »Dann hilft alles nichts - wir müssen dich außer Sichtweite bringen.«
Gerrard zuckte die Schultern: »Ich könnte ein Weilchen nach Derbyshire heimgehen.«
»Nein - zu weit. Du musst von London aus erreichbar sein. Wir werden dich als Zeugen brauchen, um die Einzelheiten des Angebots zu bestätigen, das die Gesellschaft den Investoren vorlegt.«
»Was glaubst du, wie Crowley reagieren wird?«, fragte Vane.
»Ich denke«, antwortete Gabriel, »dass er erst einmal ein wenig Zeit verstreichen lassen und nachdenken wird. Er ist zu lange in dem Geschäft, um überstürzt zu handeln. Und er steht ganz kurz davor, seine Schuldverschreibungen einzufordern. Ich glaube, er wird zu dem Schluss kommen, dass Gerrard mich nach dem Treffen um Rat gefragt haben wird - es gibt für ihn keinen Anlass anzunehmen, ich hätte im Voraus etwas davon gewusst. Ja, wenn Gerrard mir vor dem Treffen einen von Crowleys Plänen mitgeteilt hätte, dann hätte ich ihm natürlich von dem Treffen abgeraten. Also wird er sich einbilden, dass ich erst hinterher zugezogen wurde und dass ich Gerrard von der Investition abgeraten habe. Er hat nichts mehr von Gerrard gehört, und jetzt weiß er warum. Er steht so kurz davor, ein kleines Vermögen in die Finger zu bekommen, dass er zögern wird, die Sache mutwillig zu gefährden. Ich glaube nicht, dass er jetzt schon nach Gerrard sucht, aber ich schätze, dass er es irgendwann tun wird, und zwar aus Rache, sobald er hört, dass eine Petition gegen seine Gesellschaft anhängig ist.«
»Wie gefährlich ist er?«
Gabriel sah Vane in die Augen. »Er würde, ohne mit der Wimper zu zucken, jemanden umbringen.« Vane zog die Augenbrauen hoch. Gabriel fuhr fort: »Nach den Informationen, die ich erhalten habe, hat er jeden Penny in dieses Geschäft investiert - wenn die Wechsel der
Weitere Kostenlose Bücher