Ein unmoralischer Handel
dir hat das auch noch Spaß gemacht.«
»Du hast es nicht anders verdient«, gab Alathea zurück. Ein plötzlicher Engpass zwang sie, vorübergehend anzuhalten, wobei er hinter ihr stand.
»Hm, und was habe ich sonst noch verdient?«
Alathea schluckte ein Aufstöhnen hinunter, als eine große Hand über ihre Hüfte strich, um dann gemächlich einen nur allzu vertrauten Kreis über ihren in Seide gekleideten Po zu beschreiben.
Während er seine Hände langsam schloss, beugte Gabriel sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: »Vielleicht möchtest du dich doch lieber in dein Schreibzimmer zurückziehen - immerhin hat deine Stiefmutter mich angewiesen, mein Bestes für deine Unterhaltung zu tun.«
Alathea konnte dem Drang nicht widerstehen, ihren Kopf in den Nacken zu legen und ihm in die Augen zu sehen. Unter seinen schweren Lidern glomm ein goldenes Feuer. Es bestand kein Zweifel, woran er dachte.
Sein Blick fiel auf ihre Lippen. Konnte die Versuchung überhaupt noch stärker werden als jetzt?
Das Gedränge um sie herum löste sich auf, und es gelang ihr, Luft zu schöpfen. »Es ist kein Schloss an der Tür, weißt du noch?«
Sie hatte es ausgesprochen, ohne nachzudenken - ihre Wangen glühten. Das verruchte Auflachen, das er von sich gab, erinnerte sie an einen Freibeuter, der kurz davor stand, Besitz von ihr zu ergreifen, doch da verließ seine Hand ihren Po - ihre heiße Haut - und tätschelte kurz und liebevoll ihre Hüften, bevor er sie freigab. Die Leute kamen wieder in Bewegung, und sie folgten dem Strom.
Gleich darauf trafen sie auf Lady Albemarle, eine entfernte Verwandte der Cynsters, und blieben stehen, um ein paar Worte mit ihr zu wechseln. Von ihr gingen sie zu Lady Horatia Cynster.
»Ich habe keine Ahnung«, antwortete sie auf Gabriels Frage, »ob Demon und Felicity noch vor Ende der Saison in die Stadt zurückkehren werden. Nach allem, was man so hört, sind sie sehr glücklich miteinander. Zuletzt haben wir aus Cheltenham von ihnen gehört.«
Sie plauderten einige Minuten leicht dahin, dann gingen sie wieder. Die nächste Dame, bei der sie stehen blieben, um sie zu begrüßen, erwies sich als eine weitere Verwandte der Cynsters, wie Alathea zu ihrer Überraschung bemerkte. Es stimmte schon, eine Menge Cynsters waren hier und noch viel mehr entfernte Verwandte. Dennoch …
Als sie wieder weiterschlenderten, schaute sie Gabriel scharf an: »Du bist nicht zufällig dabei, mich deiner gesamten Verwandtschaft vorzustellen?«
»Aber natürlich nicht - sie kennen dich doch schon. Und die dich nicht kannten, wurden dir doch im Empfangsspalier vorgestellt.«
Alathea seufzte verzweifelt. Der Ausdruck in seinen Augen, das Muskelspiel an seinem Kiefer zeigten ihr, dass jeder Protest fruchtlos wäre - sein Entschluss war gefasst. Derzeit hatte er die Zügel in der Hand und er steuerte, so scharf er nur konnte, auf den Traualtar zu. Sie schüttelte den Kopf. »Du bist unmöglich.«
Seine Mundwinkel zuckten. »Nein, du bist unmöglich. Ich bin nur unbeirrbar.«
Sie versuchte vergeblich, ihr Kichern zu unterdrücken.
»Lady Alathea!« Lord Falworth drängelte sich durch die Menge, um sich vor ihr zu verbeugen. »Meine Liebe, ich habe schon verzweifelt nach Ihnen gesucht, das darf ich Ihnen versichern.« Er sah Gabriel tadelnd an. »Doch jetzt habe ich Sie ja gefunden. Ich glaube, es gibt gleich einen Cotillon. Würden Sie mir die Ehre erweisen?«
Alathea lächelte. Trotz seiner Neigung zum Dandyhaften war Falworth ein liebenswerter Gentleman und tadelloser Tanzpartner. »Aber gern, Mylord, die Ehre ist ganz meinerseits.« Es war vielleicht auch an der Zeit, dass sie ein wenig Distanz zwischen sich und ihren selbsternannten Wächter brachte. »Wenn Sie mich bitte entschuldigen wollen, Mr Cynster?« Mit einem Nicken zu Gabriel legte sie ihre Hand auf Falworths Arm und ließ sich von ihm zur Tanzfläche geleiten, wo man bereits Aufstellung nahm.
Kaum hatte der Tanz begonnen, kehrten ihre Gedanken wieder zu Gabriel zurück, und Falworth war vergessen. Kein anderer Gentleman konnte es mit ihm aufnehmen.
Es gab nur einen Mann für sie - hatte wahrscheinlich immer nur einen gegeben - der Mann, dem sie ihr ganzes Leben lang am nächsten gestanden hatte. Und jetzt wollte er sie heiraten. Er sorgte sich um sie, doch nicht auf eine Weise, die ihr eine sichere Basis für eine Ehe erschien. Was sie deswegen tun sollte - wie sie die Situation in die Hand nehmen und auf ein für sie beide glückliches Ende zusteuern
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