Ein unmoralischer Handel
Fluss, der hier eingezeichnet ist, ist kaum mehr als ein Rinnsal, und auch das nur zur Regenzeit.«
»Sie segeln?« Alathea hielt den Atem an. »Auf einem Schiff?«
»Aye.« Der Mann zog seinen Hut unter dem Arm hervor und verbeugte sich in altmodischer Manier, indem er damit herumwedelte. »Kapitän Aloysius Struthers zu Ihren Diensten, Madam. Kapitän der Dunslaw, Bentinck & Co.«
Alathea atmete aus, holte wieder tief Luft und streckte ihm die Hand hin. »Kapitän, Sie haben ja keine Ahnung, wie froh ich bin, Ihre Bekanntschaft zu machen!«
Struthers schaute verblüfft drein, ergriff jedoch instinktiv die ihm dargebotene Hand. Alathea hielt die seine unziemlich lang fest. Sie blickte sich rasch um. »Wenn wir uns auf diese Bank zurückziehen könnten, würde ich Ihnen die Sache gern erklären. Ich interessiere mich nämlich für die Central East Africa Gold Company.«
Struthers’ Miene veränderte sich schlagartig. »Dieser Lump … Crowley …« Er brach ab. »Vergebung, Ma’am, aber wenn ich daran denke, was dieser Schakal schon an Schaden angerichtet hat, dann geht mein Temperament schon mal mit mir durch.«
»In der Tat? Dann dürfte es Sie vielleicht interessieren, dass ein Freund und ich vorhaben, sein jüngstes Komplott zum Scheitern zu bringen.«
Struthers entzog ihr seine Hand und bot ihr den Arm. »Würde mich teuflisch interessieren, von jemandem zu hören, der bereit ist, diesem Wegelagerer Knüppel zwischen die Beine zu werfen. Aber was hat eine Dame wie Sie mit Leuten wie ihm zu schaffen?«
Das zu erklären brauchte ein wenig Zeit. Alathea zögerte, doch schließlich enthüllte sie ihm, wer sie war. Wenn sie Struthers’ Hilfe wollte, war es nur fair, offen zu sein. Sie umriss Crowleys Plan, ging dann im Einzelnen auf die falschen Behauptungen ein, die sie entlarvt hatten. Zu ihrer Erleichterung erfasste Struthers die Situation schnell.
»Aye - das ist sein Spiel, so kennt man’s von ihm. Ein Blutsauger, genau das ist er. Er hat die Kolonisten in der ganzen Gegend an allen Ecken und Enden betrogen. Und was er mit den einheimischen Stämmen angestellt hat …« Struthers’ Miene wurde hart. »Ich will Ihre Ohren nicht mit all seinen niederträchtigen Schandtaten beleidigen, Mylady, aber wenn es jemals einen Schuft gab, der in der Hölle schon überfällig ist, dann ist das Ranald Crowley.«
»Ja, dem muss ich wohl zustimmen.« Alathea schob den Gedanken an einen so schändlichen Gegenspieler beiseite. »Wie dem auch sei, unser Problem besteht darin, dass wir keine schlagkräftigen Beweise haben, um Crowleys Behauptungen zu widerlegen. All unsere Beweise beruhen auf Informationen, die wir von anderen haben. Wir brauchen unbedingt jemanden, der vor dem Richter erscheinen und bestätigen kann, was wir herausbekommen haben - einen Augenzeugen sozusagen.«
Struthers richtete sich auf. »Kapitän Aloysius Struthers ist Ihr Mann, Mylady. Und ich kann Ihnen noch mehr bieten als nur eine Aussage. Ich weiß, wo ich Karten auftreiben kann - beglaubigte Karten, wohlgemerkt. Und wenn ich mich diskret ein wenig umhöre, dann kann ich sicher noch mehr über Crowleys Beteiligungen in Erfahrung bringen. Da fällt mir etwas ein. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube, ein alter Bekannter von mir hält die Schürfrechte in dieser Gegend. Ich könnte ihn einfach mal fragen. Sie werden so viele Nägel wie nur möglich brauchen, wenn es erst darum geht, Crowleys Sarg fest zu verschließen.«
Alathea widersprach ihm nicht. Die Reaktion des Kapitäns auf Crowley, der grimmige Ausdruck in seinen Augen, sobald er ihn erwähnte, schüchterten sie wesentlich mehr ein, als der Anblick des Verbrechers es damals getan hatte.
Struthers nickte entschieden. »Es wird mir eine Ehre sein, diesen Lumpen zu Fall zu bringen. Jetzt.« Unvermittelt wandte er sich an Alathea: »Wie kann ich Kontakt mit Ihnen aufnehmen, wenn ich meine Beweise beisammenhabe?«
»Die Anhörung findet am Dienstagmorgen statt …« Alathea kramte in ihrem Retikül und zog einen Stift hervor. »Im Richterzimmer des Chancery Court.« Das einzige Stück Papier, das sie dabeihatte, war die Eintrittskarte des Museums; die Rückseite war leer. Sie riss es in der Mitte durch. »Hier ist meine Adresse, falls Sie vorher mit mir in Kontakt treten müssen.« Sie notierte Namen und Anschrift. Es bestand keine Notwendigkeit, Gabriels Adresse preiszugeben - nicht, weil der Kapitän ihren Ritter nicht treffen sollte, sondern weil ihr Beschützer die
Weitere Kostenlose Bücher