Ein unmoralischer Handel
Angewohnheit hatte, sich zu vergaloppieren. Im Moment versuchte er mit aller Kraft, den afrikanischen Behörden irgendwelche offiziellen Informationen über den Status der Central East Africa Gold Company zu entlocken. Er hegte allerdings keine großen Hoffnungen, und sie ebenso wenig. Der Kapitän war das Beste, was ihnen hatte passieren können - ihr Retter, wahrhaftig. Wenn er jemanden sprechen musste, dann besser sie. Sie konnten es sich jetzt nicht leisten, den Kontakt zu ihm zu verlieren. Sie reichte ihm den Zettel. »Wo haben Sie Quartier bezogen?«
Er nannte ihr die Adresse einer Pension in Clerkenwell. »Ich wohne jedes Mal woanders, wenn ich in London bin. Meistens bleibe ich nicht lang.«
Alathea notierte sich die Adresse, dann steckte sie den Zettel in ihr Retikül. »Sie werden doch nicht vor Dienstag auslaufen, oder?«
»Unwahrscheinlich«, murmelte Struthers, wobei er ihre Adresse las. Dann steckte er das Papier in seine Jackentasche. »In Ordnung, ich mache mich jetzt lieber auf den Weg.« Beide erhoben sich. Struthers verbeugte sich vor Alathea. »Sorgen Sie sich nicht, Mylady. Aloysius Struthers wird Sie nicht hängen lassen.«
Damit setzte er seinen Hut auf und schritt mit einem grimmig entschlossenen Nicken davon.
Alathea sah ihm nach. Eine Welle der Erleichterung durchflutete sie. Schwindelig ließ sie sich auf die Bank plumpsen. Fünf Minuten später fanden Mary, Alice und Augusta sie dort sitzen - lächelnd.
»Ja«, erwiderte sie auf ihre Frage. »Wir können wirklich nach Hause gehen.«
Kaum zu Hause angelangt, sandte sie ein Billett in die Brook Street; Gabriel traf ein, als sie gerade vom Lunch aufstanden. Alathea ließ ihm kaum Gelegenheit, den Rest der Familie zu begrüßen, sondern zog ihn nach draußen in die Laube.
Passend zu ihrer Stimmung hatten die Wolken sich verzogen. Die anderen folgten ihnen hinaus in die Sonne und verteilten sich auf den Rasenflächen, um zu entspannen oder zu spielen. Keiner machte Anstalten, ihnen in die schattige Abgeschiedenheit der Laube zu folgen.
»Darf ich annehmen«, fragte Gabriel, während er ihr die Stufen hinauffolgte, »dass du mir jetzt gleich enthüllen wirst, was sich hinter deiner ›fantastischen Entdeckung‹ verbirgt?«
»Kapitän Aloysius Struthers!« Alathea wirbelte herum und ließ sich auf das Sofa fallen. »Ich habe ihn gefunden.«
»Wo?«
»Im Museum.« Ausgelassen schilderte sie ihm die Begegnung. »Und er hat nicht nur versprochen zu bezeugen, dass Crowleys Aussagen nicht der Wahrheit entsprechen, sondern er behauptet auch, er könne verifizierte Karten besorgen und auch noch weitere Einzelheiten über die wichtigsten Schürfverträge.« Sie gestikulierte heftig. »Er wird uns noch viel nützlicher sein, als wir gehofft haben.« Gabriel machte ein düsteres Gesicht. Überrascht fragte sie: »Was ist denn?«
Er schnitt eine Grimasse. »Ich wäre schon zufrieden, wenn der Kapitän einfach vor Gericht auftreten würde - mit seiner Aussage können wir unseren Fall absichern, mehr brauchen wir gar nicht.«
»Es kann aber nicht schaden, noch ein paar Fakten in der Hinterhand zu haben.«
»Hm. Hat Struthers dir gesagt, wo er logiert?«
Alathea zog einen gefalteten Zettel aus ihrer Tasche. »Ich habe dir seine Adresse aufgeschrieben. Willst du hingehen und ihn treffen?«
Gabriel las die Adresse; seine Miene wurde grimmig. »Ja. Wenn er in Surrey geblieben wäre, hätte ich die Mühe nicht auf mich genommen, aber so wie die Dinge liegen, ist ein Besuch sicher sinnvoll.«
»Warum?«
»Um ihn zu warnen. Wenn er überall herumschnüffelt, nach Karten fragt und Schürfverträgen, dann läuft er Gefahr, Crowley zu alarmieren. Gut möglich, dass wir bereits fünf vor zwölf haben - und Ranald Crowley ist ein Gegner, dem ich niemals den Rücken zukehren würde.«
»Natürlich nicht, aber der Kapitän schien ihn gut zu kennen.«
»Trotzdem, ich werde mit dem Kapitän reden. Es kann nicht schaden, noch einmal zu betonen, wie dringend Geheimhaltung Not tut.« Gabriel schaute Alathea an, wobei er den Zettel in die Tasche steckte, dann drehte er sich um und setzte sich neben sie. »Was mich noch auf ein anderes Thema bringt.«
Sie rutschte beiseite, um ihm Platz zu machen, und schaute ihn fragend an.
»Geh nirgendwo mehr allein hin. Nicht, bis wir eine Entscheidung haben - nein, nicht einmal dann. Nicht, bis wir nicht wissen, dass Crowley England verlassen hat.«
»Und ich dachte, ich wäre diejenige, die hier melodramatisch
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