Ein unmoralischer Handel
Männern, das verhängnisvolle Wort ausgesprochen und eine Frau geheiratet, die sein Interesse an Pferderennen teilte. Demon und Felicity befanden sich derzeit auf einer ausgedehnten Reise zu allen großen Rennbahnen.
An seinem Cognac nippend, dachte Gabriel nach. »Ich würde sagen, nach ein paar Wochen oder Monaten wird der Reiz des Neuen nachlassen.«
Lucifer warf ihm einen zynischen Blick zu. Sie waren sich beide sehr wohl bewusst, dass, wenn ein Cynster heiratete, der Reiz des Neuen niemals nachzulassen schien, so seltsam das auch klingen mochte. Eher im Gegenteil. Ihnen beiden war es ein absolutes Rätsel, doch wie die Dinge nun einmal standen, waren sie als die letzten noch unverheirateten Mitglieder der Gruppe äußerst darauf bedacht, diese Tatsache auch nicht allzu bald erklärt zu bekommen.
Wie Männer wie sie - Devil, Vane, Richard und Demon nämlich - von einem Tag auf den anderen all den weiblichen, in der feinen Gesellschaft so freizügig dargebotenen Verlockungen den Rücken kehren und frohgemut, und allem Anschein nach auch noch zufrieden, ihr Glück in der Ehe suchen und sich vom Charme einer einzigen Frau betören lassen konnten, überstieg ihre Vorstellungskraft.
Beide hofften aufrichtig, dass ihnen niemals dergleichen widerfahren würde.
Lucifer ordnete die Falten seines Umhangs und wählte eine Karte mit Goldschnitt aus seinem Stapel. »Ich werde zu Molly Hardwick gehen.« Er warf Gabriel einen Blick zu. »Kommst du mit?«
Gabriel musterte das Gesicht seines Bruders; Vorfreude schimmerte in den dunkelblauen Augen. »Wer ist bei Molly Hardwick geladen?«
Lucifers Lächeln blitzte auf. »Eine gewisse junge Dame von Stand, deren Ehemann sich mehr für die Gesetzesvorlagen im Parlament interessiert als für sie.«
Es war Lucifers besondere Begabung, Damen mit unerfüllter Leidenschaft zu überzeugen, dass es nur in ihrem eigenen Interesse lag, wenn sie es ihm gestatteten, eben dieser Leidenschaft zu dienen. Gabriel musterte nachdenklich die groß gewachsene, schlanke Gestalt seines Bruders und die kunstvoll zerzausten schwarzen Locken und zog eine Augenbraue hoch. »Wie stehen die Wetten?«
»Es gibt nichts zu wetten.« Lucifer schlenderte zur Tür. »Sie wird sich ergeben - nicht heute Abend, aber bald.« Er blieb an der Tür stehen, nickte zu dem Glas Cognac hinüber. »Ich nehme an, du willst das noch austrinken; in dem Fall lasse ich dich damit allein.« Mit einem kurzen Winken verabschiedete er sich und öffnete die Tür; einen Augenblick später fiel sie hinter ihm ins Schloss.
Gabriel schaute auf die dunkle Türfüllung, hob dann sein Glas und nahm einen weiteren Schluck. Dann richtete er seinen Blick auf das Feuer im Kamin, streckte seine langen Beine aus, schlug die Knöchel übereinander und machte es sich bequem.
Es lag auf der Hand, dass er die Stunden bis Mitternacht lieber hier wartend verbringen würde, sicher und bequem am eigenen Kamin, als in einem der eleganten Ballsäle seine Freiheit aufs Spiel zu setzen, ganz egal wie verführerisch die Damen dort auch sein mochten. Seit vor etwa einem Monat Demons Verlobung bekannt gegeben worden war, hatte jede Matrone mit einer Tochter im heiratsfähigen Alter ihr Auge auf ihn geworfen, als sei die Ehe ein vergifteter Kelch, der in der Cynster-Riege von einem zum anderen weitergereicht wurde, und er wäre als Nächster an der Reihe.
Sie konnten sich gern Hoffnungen machen, aber er würde nicht daraus trinken.
Er wandte den Kopf, um den Stapel Zeitungen in Augenschein zu nehmen, der auf einem Beistelltisch lag. Die neueste Ausgabe des Gentleman’s Magazine war auch dabei, doch … Er wollte lieber an die Gräfin denken - an die gesamten hundertachtzig Zentimeter. Es war wirklich außergewöhnlich, eine Dame zu treffen, die so groß war …
Alathea war auch fast so groß.
Drei Minuten später schüttelte er die Gedanken ab, die ungefragt von seinem Geist Besitz ergriffen hatten. Verwirrende Gedanken, beunruhigende Gedanken, Gedanken, die ihn stärker durcheinander brachten, als er sich erinnern konnte, es je gewesen zu sein. Um den Kopf freizubekommen, konzentrierte er sich auf die Gräfin.
Er half gern anderen Menschen - nicht im Allgemeinen, sondern im Besonderen. Ganz bestimmten Menschen. Wie Chance. Wie der Gräfin.
Die Gräfin brauchte seine Hilfe, ja noch mehr, sie hatte ihn darum ersucht. Alathea brauchte sie nicht und hatte ihn auch nicht darum gebeten. Angesichts der Tatsache, wie er sich fühlte, war das vielleicht
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