Ein unmoralisches Angebot
Bürger meines Staates unverdient in Not geraten, habe
ich das Geld aus meiner eigenen Tasche ersetzt."
"Sie
sind ein Heiliger, wirklich."
Auch
das war eine neue Erfahrung für ihn. So glatt ihm zynische
Kommentare auch über die Lippen kamen, Zielscheibe einer
sarkastischen Bemerkung zu sein war er nicht gewohnt.
Er
sah sich gezwungen, sein Verhalten zu rechtfertigen. "Ich habe
aus Ehrgefühl gehandelt", erklärte er.
"Ehrgefühl?"
Sie lachte ungläubig. "Ausgerechnet Sie reden von
Ehrgefühl? Sie, der mich grundlos der Lüge bezichtigt, der
mir kein Wort glaubt, obwohl ich völlig unschuldig bin?"
Er
atmete tief durch. Er hatte nichts als die Wahrheit gesagt, davon war
er felsenfest überzeugt. Weshalb kritisierte sie ihn dann?
Amy
senkte die Lider, und Zakour glaubte, eine Träne in ihren
langen, seidigen Wimpern glänzen zu sehen. Doch dann hob sie den
Kopf und blickte ihm direkt in die Augen.
"Ich
weiß nicht, wo Peter sich aufhält, aber eines weiß
ich: Es muss einen triftigen Grund für sein Verhalten geben.
Peter ist ein guter, warmherziger Mensch. Noch nie hat er sich etwas
genommen, das ihm nicht zustand."
Zakour
war sprachlos. Die Beweise lagen auf der Hand, und dennoch
verteidigte sie ihren Bruder! Einen Moment lang spürte er so
etwas wie Bewunderung für diese Frau. Was immer ihre Fehler sein
mochten, Amy Kingston war loyal bis zum bitteren Ende.
Eine
Eigenschaft, die seinem Bruder leider gänzlich gefehlt hatte.
"Ich
verstehe jedoch, weshalb Sie mich nicht gehen lassen wollen, denn es
handelt sich um einen Riesenbetrag", sprach sie leise weiter.
"Wozu? Wozu kann er so viel Geld gebraucht haben? Was hat er
damit gemacht? Wissen Sie es?" Sie kreuzte die Arme vor der
Brust.
"Noch
nicht." Er betrachtete sie nachdenklich, denn trotz der Hitze
fröstelte sie. "Aber ich werde es herausfinden, Miss
Kingston, verlassen Sie sich darauf, denn acht Millionen Pfund sind
nicht gerade wenig. Meine Leute suchen nach Ihrem Bruder, seit Sie
hier in Kazban aus dem Flugzeug gestiegen sind und nicht er."
Sie
lächelte schmerzlich. "Das kann ich Ihnen noch nicht einmal
übel nehmen. Mein Bruder schuldet Ihnen ein Vermögen."
Gedankenverloren sah sie vor sich hin. "Aus mir unverständlichen
Gründen hat Peter das Geld genommen und dann nicht den Mut
aufgebracht, Ihnen darüber Rechenschaft abzulegen. Deshalb hat
er mich geschickt. Das war nicht richtig von ihm, und deshalb
vermuten Sie ein Komplott."
"Wollen
Sie das etwa bestreiten?" Sie wirkte mit jedem Wort, mit jeder
Geste so überzeugend ehrlich, dass er langsam an seiner Theorie
zu zweifeln begann. Aber spielten Frauen nicht immer das Seelchen,
wenn sie keinen Ausweg mehr wussten?
Amy
hörte ihn nicht, sie schien ein Selbstgespräch zu führen.
"Was sich Peter wohl dabei gedacht haben mag? Mir gegenüber
hat er lediglich erwähnt, dass die Börsenkurse sich nicht
erwartungsgemäß entwickelt hätten."
"Welche
Börsenkurse? Das Geld ist nicht in Aktien angelegt!"
Amy
stöhnte leise und wurde wieder verdächtig blass. "Davon
haben Sie mich mittlerweile überzeugt. Ich verstehe jetzt auch,
weshalb Sie mich nicht gehen lassen wollen. Wir schulden Ihnen ein
Vermögen."
Wir?
War sie endlich bereit, Verantwortung für den Betrug zu
übernehmen?
Sie
wirkte so zart und verletzlich, und Zakour war die Vergangenheit
plötzlich egal. Was Amy gewusst oder nicht gewusst hatte,
interessierte ihn nicht mehr. Allein die Zukunft war wichtig.
Amys
Augen, ihr sinnlicher Mund, ihre runden Brüste faszinierten ihn,
und in Bruchteilen von Sekunden fasste er einen weitreichenden
Entschluss.
"Sie
können die Schulden ganz einfach begleichen. Heiraten Sie mich."
Amy
glaubte, ihre Fantasie würde ihr einen Streich spielen. Was
hatte Zakour da vorgeschlagen?
"Wie
bitte?" fragte sie vorsichtig nach.
Weshalb
war sie so begriffsstutzig? "Sie werden mich heiraten",
erklärte er und lächelte selbstzufrieden. "Es ist die
ideale Lösung für uns beide."
Ihr
Herz klopfte wie wild. Zakour hatte sie tatsächlich gebeten,
seine Frau zu werden! "Weshalb sollten Sie, ein Prinz,
ausgerechnet mich heiraten wollen?"
"Weil
ich eine Ehefrau brauche", begründete er seinen Antrag. "Es
wäre natürlich eine reine Vernunftehe."
Natürlich!
All
ihre Hoffnungen schwanden mit diesem Wort dahin – Hoffnungen,
die auf tönernen Füßen gestanden hatten. Nur weil
Prinz Zakour sie einige Male geküsst hatte, hatte sie sich
eingebildet, er würde etwas für sie empfinden.
"Was
für ein
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