Ein unmoralisches Angebot
lieben?" In seinen
dunklen Augen stand ein belustigtes Lächeln. "Das ist nicht
mein Stil, Amy, ich habe etwas mehr Lebensart. Lassen Sie uns die
Vorfreude auskosten, umso himmlischer wird die Erfüllung unserer
Wünsche sein."
Sie
schluckte, und ihr Magen zog sich nervös zusammen.
"Wenn
meine Vorväter Ruhe und Einsamkeit suchten, begaben sie sich in
die Wüste", redete er weiter. "Sobald Sie meine
rechtmäßige Frau sind, werden wir es ihnen gleichtun. Dort
wird uns niemand stören, Amy."
7.
Kapitel
Keine
drei Tage später war es so weit. Amy und Zakour gaben sich das
Jawort.
Da
der gesundheitliche Zustand des Königs nicht der beste war,
hatte man sich auf eine sehr schlichte Feier geeinigt. Dennoch
staunte Amy, wie schnell die Zeremonie stattfinden konnte.
Verwandtschaft
und Hofstaat fanden es äußerst romantisch, wie der als
Zyniker und Playboy bekannte Prinz sich Hals über Kopf in die
blonde Engländerin verliebt hatte und sie auf der Stelle an sich
binden wollte.
Nur
Zakour und sie kannten den wahren Grund für die überstürzte
Ehe.
Jetzt
waren sie Mann und Frau, und die Gäste warteten gespannt auf den
Hochzeitskuss.
Amy
fühlte den gütigen und beifälligen Blick des Königs
auf sich ruhen und war bemüht, sich nichts von ihren Ängsten
und Zweifeln anmerken zu lassen. Der alte, würdige Herrscher von
Kazban hatte auf Anhieb ihr Herz erobert, und sie wollte ihn nicht
enttäuschen. Er sollte glauben, es sei eine reine Liebesheirat.
Als
Zakour den Kopf neigte, bot sie ihm daher willig die Lippen. Sie tat
es für ihren Bruder und ihren Schwiegervater, dieser Kuss war
Bestandteil des Vertrags.
Doch
sobald sie seinen Mund auf ihrem spürte, reagierte sie mit jeder
Faser ihres Körpers und schmiegte sich ganz eng an Zakour, um
ihm möglichst nah zu sein. Er legte ihr den Arm um die Taille
und küsste sie, bis sich jemand vernehmlich räusperte.
Dann
erst hob er den Kopf und betrachtete Amy mit einem seltsamen Ausdruck
in den Augen. "Meine Frau", sagte er langsam.
Sie
errötete, weil sie Spott aus seiner Stimme herauszuhören
glaubte. Zakour war bisher ein überzeugter Junggeselle gewesen.
Warum hatte er plötzlich geheiratet – und ausgerechnet
sie? Diese Frage zu stellen hatte sie bisher nicht gewagt, und der
gegenwärtige Moment bot sich auch nicht dazu an.
Die
Gäste kamen auf sie zu, um ihr zu gratulieren. Obwohl die Feier
im engsten Kreise stattfand, musste Amy zahllose Hände
schütteln, denn Zakours Verwandtschaft war beeindruckend groß.
Während der Gratulationscour wich Zakour nicht von ihrer Seite
und stellte sie all seinen Angehörigen vor. Die Namen rauschten
an Amys Ohren vorbei. Die Hoffnung, sich alle merken zu können,
hatte sie sehr schnell aufgegeben.
Endlich
setzten sich alle zum Essen an die lange Tafel, und Amy wünschte
plötzlich, Peter wäre an ihrer Seite. Er war ihr einziger
Verwandter, und obwohl es lediglich eine arrangierte Hochzeit war,
hätte sie ihn an diesem Tag gern dabeigehabt – schließlich
heiratete sie allein seinetwegen.
"Du
bist so still, Darling." Besorgt betrachtete Zakour ihr blasses
Gesicht. "Bist du müde?"
"Ich
bin traurig, weil Peter nicht hier ist", gestand sie ehrlich.
Zakour
zog die Brauen zusammen. "Dein Bruder hat dir viel Kummer
bereitet. Jetzt, da du meine Frau bist, werde ich dem ein Ende
setzen."
Das
klang so mitfühlend und beschützend, als hätte er sie
aus Liebe geheiratet und nicht aus Berechnung.
"Du
hast Peter die Schulden erlassen", antwortete sie leise. "Das
ist schon mehr als genug."
Wie
Zakour es angekündigt hatte, brachen sie sofort nach dem
Festmahl auf, um noch am selben Tag die Oase Madan zu erreichen. Nur
Jamal, der Amy nicht gehen lassen wollte, verzögerte die
Abfahrt.
"Du
nimmst mir Amy weg, das darfst du nicht!" Vorwurfsvoll sah er
seinen Onkel an. "Ich liebe Amy. Sie lacht und spielt mit mir,
und ich habe Spaß – und sie kennt so schöne
Geschichten."
Zakour
nahm seinen Neffen auf den Arm. "Das alles hast du in so kurzer
Zeit entdeckt?" Zärtlich strich er Jamal übers Haar.
"Ich bringe dir Amy bald zurück, Ehrenwort. Bis dahin habe
ich eine neue Nanny für dich gefunden, die auch ganz viele
Märchen kennt. Und ich habe dafür gesorgt, dass deine Mama
zurückkommt."
Hatte
sich Amy eben noch gewundert, wie herzlich und ungezwungen sich
Zakour Jamal gegenüber verhielt, war es schon wieder vorbei
damit. Kaum hatte er die letzten Worte ausgesprochen, wurde Zakours
Miene wieder kalt und abweisend. Amy
Weitere Kostenlose Bücher