Ein unmoralisches Angebot
zutreffen, für sie nicht. Einerseits
wünschte sie sich ans andere Ende der Welt, andererseits sehnte
sie sich nach Zakour – und dem Bett …
Da
sie beharrlich schwieg, zuckte er die Schultern und lächelte
amüsiert. "Also, wie du willst. Wenn du das Spiel auf die
Spitze treiben möchtest, bitte, ich werde dich nicht
enttäuschen. Für mich jedoch brauchst du das Theater nicht
zu veranstalten. Du bist eine moderne Frau und kein unberührtes
Mädchen, und das ist mir nur recht."
Wie
er wohl reagieren würde, wenn er erfuhr, dass sich ihre einzige
Erfahrung mit Männern auf Küsse beschränkte?
Wahrscheinlich würde er es sofort merken, wenn er neben ihr lag.
Besser also, sie schenkte ihm reinen Wein ein. Sie atmete tief durch
und nahm all ihren Mut zusammen.
"Ich
weiß, was du denkst … aber du täuschst dich. Du
schätzt mich ganz falsch ein, und darum möchte ich …
Ich habe nämlich noch nie …" Sie verstummte.
Sicherlich hatte er sie jetzt verstanden.
Halb
verzweifelt, halb belustigt, schüttelte er den Kopf. "Wie
du möchtest, Darling. Dann lass mich dir sagen, was für
eine große Ehre und Freude es mir sein wird, dich in die
Geheimnisse der Liebe einweihen zu dürfen."
8.
Kapitel
Reglos
stand Amy da, wagte nicht, sich zu bewegen. Ja, sie wagte kaum zu
atmen.
Die
Geheimnisse der Liebe.
Es
überraschte sie, wie gleichgültig Zakour ihren Mangel an
Erfahrungen aufnahm. Ihn schien es überhaupt nicht zu
interessieren, er hatte nicht mit der Wimper gezuckt.
Für
sie dagegen würde es ein tiefes, ihr ganzes Leben veränderndes
Erlebnis sein. Hinterher wäre nichts mehr wie vorher, und wovon
sie seit Jahren geträumt hatte, wäre dann Wirklichkeit
geworden.
"Möchtest
du etwas essen?" fragte Zakour und deutete auf die
Appetithäppchen, die auf einem niedrigen Tisch angerichtet
waren.
Amy
war sich sicher, keinen Bissen hinunterbringen zu können. Sie
spürte plötzlich nur noch einen Wunsch: das Unausweichliche
so lange wie möglich hinauszuzögern.
"Danke,
sehr gern, ich bin fast am Verhungern", log sie daher und machte
es sich auf einem der Sitzkissen bequem.
Zu
ihrem Leidwesen setzte sich Zakour ganz dicht neben sie, und ihre
Schenkel berührten sich fast. Amy schluckte mühsam. Wie
sollte es ihr nur gelingen, sich unbefangen zu verhalten?
Als
Zakour Wein einschenkte und ihr ein Glas reichte, nahm sie es dankbar
an. Vielleicht hilft mir der Alkohol, mich zu entspannen, dachte sie
hoffnungsvoll und trank hastig. Doch der gewünschte Erfolg
stellte sich nicht ein. Als sie das Glas auf den Tisch zurücksetzte,
bebten ihre Hände noch immer. In Zakours Nähe war es ihr
einfach unmöglich, sich ungezwungen zu benehmen.
"Erzähl
mir etwas von deiner Familie." Zakour reichte ihr einen Teller,
auf dem er ihr einige landestypische Leckereien zusammengestellt
hatte.
Amy
versteifte sich vor Abwehr. "Wenn du mich jetzt über Peter
aushorchen möchtest …"
"Keine
Panik, bitte!" Amüsiert schüttelte er den Kopf. "Heute
ist kein Tag, um sich zu streiten. Meine Frage war ganz
unverfänglich. Wir sind jetzt verheiratet, und da möchte
ich mehr über dich erfahren."
Aber
es ist keine richtige Ehe, dachte sie traurig und bemühte sich,
mit normaler Stimme zu sprechen. "Peter ist meine ganze
Familie", begann sie und griff wieder nach ihrem Glas. Obwohl
sie nie Alkohol trank, schmeckte ihr der Wein ausgezeichnet. Bestimmt
würde er ihr helfen, den Abend zu überstehen. "Außer
meinem Bruder habe ich niemanden auf der Welt."
Zakour
kniff die Augen zusammen. "Und wieso nicht?"
Ob
ihn das wirklich interessierte? Amy war sich nicht sicher. "Als
ich zwölf war, sind unsere Eltern gestorben", erzählte
sie tapfer weiter. "Peter war damals siebenundzwanzig und längst
verheiratet. Er und Paloma, seine Frau, nahmen mich dann bei sich
auf."
"Haben
sie eigene Kinder?"
"Nein."
Amy schob das Essen auf dem Teller hin und her. "Paloma möchte
keine." Wieder trank sie einen kräftigen Schluck. Das
Gespräch war ihr zu persönlich und daher unangenehm. Zakour
brauchte nicht zu wissen, wie sehr sie sich schon immer nach einer
richtigen Familie gesehnt hatte. Peter hatte sich zwar stets bemüht,
ihr die nötige Nestwärme zu geben, doch Paloma war immer
reserviert geblieben. Sie hatte sich innerlich dagegen aufgelehnt,
dass sie, die keine Kinder mochte, sich um eine Waise kümmern
sollte.
Und
Amy hatte einsam in ihrem Zimmer gelegen, Märchen gelesen und
sich in eine Fantasiewelt geflüchtet. Sie hatte sich
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