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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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solle sie nach Blanchland begleiten. Das geschah jedoch nicht ausschließlich, um ihr behilflich zu sein. Offenbar hatte er eigene Gründe, Olivia finden zu wollen, die sie selbst wiederum nicht kennen durfte.
    Sie wünschte Lady Woodallan eine gute Nacht und überlegte auf dem Weg in ihr Zimmer, welche Verbindung es zwischen der Familie des Earls und Olivia Meredith geben könne. Noch wichtiger erschien ihr die Frage, warum sie nichts über diese Verbindung wissen dürfe.

6. KAPITEL

    Das Wetter hatte sich gebessert, und so verließ man Woodallan sehr zeitig und gelangte schnell nach Blanchland. Sarah fand es aufwühlend genug, ihr früheres Heim wiederzusehen, fragte sich jedoch beklommen, was sie dort vorfinden werde. Hatte Ralph es restlos ruiniert? Würde er allen Besuchern die Tür weisen, oder befand er sich, was noch schlimmer gewesen wäre, mitten in einer abscheulichen Orgie? Es gab nur einen Weg, die Antwort auf diese Fragen herauszufinden.
    Als die Kutsche auf den Vorplatz fuhr, fand Sarah die Stille beinahe bedrückend. Alle Fensterläden waren geschlossen, und nirgendwo regte sich etwas.
    „Vielleicht ist niemand zu Haus“, meinte Amelia hoffnungsvoll. „Es scheint verlassen zu sein. Am besten fahren wir nach Woodallan zurück.“
    „Wir sind dort vor Kurzem erst abgefahren!“, entgegnete Sarah fest und stieg aus der Kutsche. Die anderen folgten ihr. Sie ging die Freitreppe hinauf und betätigte die Türglocke. Man hörte das leise Echo, und gleich darauf war alles wieder still. Ungeduldig scharrten die Pferde auf dem Kies mit den Hufen, und Sarah zuckte zusammen. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt, und sie wusste, dass es nicht nur ihr so erging. Sir Greville hatte eine grimmige Miene aufgesetzt und tauschte einen fragenden Blick mit Lord Renshaw. Amelia fröstelte und schaute sich furchtsam um, ganz so, als rechne sie damit, dass Satyrn aus den in der Nähe wachsenden Büschen springen würden.
    „Oh, gut! Es ist niemand zu Haus! Lasst uns sofort umkehren! Sarah …“
    Sarah drückte die Klinke herunter. Die Tür war nicht verschlossen und ging, laut in den Scharnieren quietschend, auf. Amelia stieß einen kleinen Schrei aus.
    „Oh, wie unheimlich! Ich werde keinen Fuß ins Innere setzen!“
    „Dann warte eben in der Kälte!“, fauchte Sarah sie unbeherrscht an. „Meine Herren? Werden Sie mich begleiten?“
    Sir Greville und Lord Renshaw folgten ihr über die Türschwelle, und nach einem Moment betrat auch Lady Fenton das Haus, weil sie es vorzog, nicht allein gelassen zu werden. Im Innern war es fast so kalt wie im Freien.
    Finsternis herrschte in der Eingangshalle. Sarah bemerkte dennoch die Spinnweben am mittleren Leuchter und den dicken Staub auf dem Fußboden. Die Luft roch muffig und abgestanden.
    „Das ist wirklich nicht sehr einladend …“
    „Sehr bedrückend“, stimmte Guy zu. Er ging weiter in die Halle und machte einige Türen auf. „Hallo! Ist da jemand?“
    Seine Stimme hallte seltsam von der Decke des hohen Raums wider. Niemand antwortete ihm. Amelia gab einen kleinen Schrei von sich. „Oh, du meine Güte! Wie abscheulich!“
    Fasziniert starrte sie die auf einem Sockel vor einer Wand stehende Skulptur eines sich lüstern in den Armen haltenden Liebespaars an. Die Haltung der Figuren war ausgesprochen unsittlich. Hastig wandte Sarah den Blick ab.
    „Sie können von Glück reden, Lady Amelia, wenn das alles ist, das hier Ihre Augen beleidigt“, sagte Greville trocken. „Da Sie sich freiwillig dazu entschlossen haben herzukommen, bitte ich Sie, nicht vor Zimperlichkeit in Ohnmacht zu fallen!“
    „Bitte, seien Sie nicht so unhöflich, Sir!“, brauste Amelia sogleich auf.
    Sarah hielt sich die Ohren zu. Sie war nicht sicher, ob sie in diesem Moment das Gezänk der beiden ertragen könne, und offenbar fragte noch jemand sich das.
    „Verdammt noch mal!“, brüllte jemand oben auf der Treppe. Alle in der Halle Anwesenden drehten sich um. Ein riesiger Mann, dessen Weste sich über dem Bauch spannte und der eine monströse Nachtmütze auf dem kahlen Kopf trug, stand auf dem Treppenpodest und starrte in die Halle hinunter. Er griff sich an den Kopf und stöhnte.
    „Ich muss Sie bitten, Madam, Abstand von solch schrillen Tönen zu nehmen! Eine keifende Frau ist mehr, als ein Mann ertragen kann!“
    Sir Ralph Covell, denn nur um ihn konnte es sich handeln, machte keine gute Figur. Seine Brokatweste spannte sich über dem feisten Bauch, und in den von dicken

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