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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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Bruder hat bei Ihnen einen Brief hinterlegt, der mir zugestellt werden sollte, falls seine uneheliche Tochter Hilfe benötigt. Ich nehme an, er hat versucht, dafür zu sorgen, dass sie im Falle seines Todes nicht ohne Freunde dasteht.“
    „Ich vermute, Sie haben recht, Madam.“
    „Bis vor drei Tagen, als sie diesen Brief von ihr erhielten, hat es kein Hilfeersuchen gegeben?“
    Mr. Churchward schüttelte den Kopf. „Jeder Kontakt mit Dr. Meredith und dessen Familie kam nach dem Tod Ihres Vaters zum Erliegen, Madam. Ich glaube, Lord Sheridan hat den Leuten einen Geldbetrag vermacht, damit es dem Kind in Zukunft an nichts fehlte.“ Mr. Churchward bekam schmale Lippen, als er daran dachte, dass es sich um eine nicht unbeträchtliche Summe handelte. „Wieso Miss Meredith es für angebracht hielt, sich jetzt mit mir in Verbindung zu setzen …“
    „Die Hilfe, die sie braucht, muss nicht finanzieller Natur sein“, warf Sarah ruhig ein. „Und ungeachtet ihrer illegitimen Geburt ist sie meine Nichte, Mr. Churchward.“
    „Sehr richtig, Madam.“ Der Anwalt seufzte. Er kam sich zurechtgewiesen vor. „Die ganze Sache ist sehr ungewöhnlich, und ich bin nicht sehr glücklich damit. Ich finde es äußerst unpassend, dass Sie nach Blanchland zurückkehren sollen!“
    Erneut hatte der Anwalt den Eindruck, dass in Miss Sheridans Augen ein belustigter Ausdruck stand. „Frank verlangt in der Tat sehr viel von mir, Mr. Churchward.“
    „Ja, das tut er, Madam“, stimmte er heftig zu. Er erschauerte bei dem Gedanken, dass Sir Ralph Covell, der Cousin des verstorbenen Lord Sheridan, Blanchland Court nach dessen Tod geerbt hatte. In den danach folgenden drei Jahren hatte Sir Ralph das Anwesen zu einer berüchtigten Lasterhöhle gemacht, wo man um hohe Einsätze spielte, wilde Saufgelage veranstaltete und ausgelassene Orgien. Von Jahr zu Jahr waren die Gerüchte schlimmer geworden. Für Mr. Churchward war es unvorstellbar, dass Miss Sarah Sheridan, diese ehrbare unverheiratete Dame und Säule der Gesellschaft von Bath, je den Fuß an einen derartigen Ort setzte.
    „Wohnt Sir Ralph noch immer in Blanchland, Miss Sheridan?“, fragte Mr. Churchward und befürchtete, die Antwort bereits zu kennen.
    „Ja, ich glaube.“ Der freundliche Ton war aus Miss Sheridans Stimme verschwunden. „Die Geschichten über die Sittenlosigkeit, die in Blanchland herrscht, bedrücken mich sehr. Das Haus ist viel zu charmant, um durch solch verwerfliches Treiben entweiht zu werden.“
    Mr. Churchward räusperte sich. „Genau aus diesem Grund wäre es sehr unangebracht, wenn Sie dorthin zurückkehren, Miss Sheridan. Hätte Ihr Bruder geahnt, was sein Cousin auf dem Besitz treibt, dann hätte er dieses Ansinnen bestimmt nie an Sie gerichtet! Vielleicht können Sie Miss Meredith durch einen Mittelsmann beraten lassen.“
    Er hielt inne, weil Miss Sheridan aufgestanden war. Sie ging zum Fenster und starrte in die Ferne. Die kahlen, den Platz säumenden Bäume warfen schwankende Schatten auf die Straße. Eine Kutsche rollte vorbei.
    „Vielleicht könnte jemand in Blanchland Ihre Interessen vertreten“, schlug Mr. Churchward erneut vor, da Miss Sheridan auf seine letzte Bemerkung nicht reagiert hatte. Er hoffte inständig, sie möge nicht ihn bitten, dieser Mittelsmann zu sein. Seine Gattin würde das nie zulassen. Miss Sheridan schüttelte jedoch den Kopf.
    „Nein, Sir. Ich befürchte, Frank hat mir diese Aufgabe aufgebürdet, und daher muss ich sie erledigen. Natürlich lasse ich mich gern von Ihnen beraten, sobald ich weiß, welcher Art Miss Merediths Probleme sind. Ich denke, es wird sehr leicht sein, Miss Meredith aufzusuchen und herauszufinden, wie ich ihr behilflich sein kann.“
    Mr. Churchward schämte sich, weil er ungemein erleichtert war. Miss Sheridan strahlte trotz ihrer jungen Jahre eine derartige Entschlossenheit aus, dass es ihm schwergefallen wäre, mit ihr zu argumentieren. Unerklärlicherweise hatte er dennoch Schuldgefühle. Umständlich schob er seine Unterlagen zusammen und dachte plötzlich an die Neuigkeit, die er noch mitteilen musste. Sein Gesicht wurde noch länger.
    „Ich muss Ihnen sagen, Madam, dass ich mir die Freiheit gestattet habe, Miss Meredith eine Botschaft zu schicken, in der ich ihr den Erhalt ihres Briefes bestätigte. Zufällig ist mir mein Bote auf dem Weg hierher begegnet. Er war in Blanchland und befand sich bereits auf dem Rückweg nach London.“
    Mr. Churchward schwieg. Sarah zog die Augenbrauen

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