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Ein unmoralisches Angebot

Ein unmoralisches Angebot

Titel: Ein unmoralisches Angebot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: NICOLA CORNICK
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Sie hatte zweifellos wenig Erfahrung im Umgang mit Männern. Es fiel ihr jedoch nicht schwer, in diesem Mann einen Frauenhelden zu sehen und den Ausdruck in seinen Augen dementsprechend zu interpretieren.
    Er war hoch gewachsen und hatte eine athletische Figur, die durch den eleganten Schnitt seiner in dieser Qualität in Bath selten zu sehenden Garderobe perfekt zur Geltung gebracht wurde. Sarah erinnerte sich an Amelias Beschreibungen der in der Hauptstadt verbrachten Jahre sowie der unglaublich gut aussehenden Herren dort, die sich auf ihren Bällen und Abendgesellschaften eingefunden hatten, und war überzeugt, dass die Sachen des Herrn aus London stammten. Das volle Haar des Mannes wurde vom Winterwind zerzaust. Der blonde Farbton stand in starkem Kontrast zu den braunen, sie derart aufdringlich musternden Augen. Ein leichtes Lächeln lag um seinen Mund, als er die Wut in Sarahs Augen und die Zornesröte ihrer Wangen bemerkte.
    „Ich kann mich nur noch ein weiteres Mal bei Ihnen entschuldigen, Madam“, sagte er leichthin. „Ich war so von den Schönheiten dieser Stadt in Bann geschlagen …“ Der Ausdruck in seinen Augen wirkte noch belustigter. „… dass ich auf nichts anderes geachtet habe.“
    Gegen ihren Willen erwiderte Sarah flüchtig sein Lächeln, unterdrückte es jedoch sogleich. Der Gentleman hatte etwas an sich, dem sie überraschenderweise nicht widerstehen konnte. Vielleicht war es sein undefinierbarer Charme, oder, was gefährlicher gewesen wäre, eine ebenso unerwartete wie verwirrende Affinität. Er strahlte eine sorglose Selbstsicherheit und Kraft aus, die ihn zu etwas Besonderem machten. Sarah wusste, dass Bath voller Invaliden war, und daher empfand sie es beinahe als schockierend, jemanden zu sehen, der so vital wirkte.
    Sehr seltsam war, dass er ihr irgendwie bekannt vorkam. Die Kombination blonden Haars mit dunklen Augen war sehr ungewöhnlich und erinnerte Sarah an jemanden. Sie blieb stehen und war sich nicht bewusst, dass sie den Herrn anstarrte. Ihr fiel auch nicht auf, dass der belustigte Ausdruck in seinen Augen sich geändert hatte und nachdenklich geworden war.
    „Ich bitte um Entschuldigung, Sir, aber sind wir uns schon ein Mal begegnet?“ Sie furchte leicht die Stirn. „Sie kommen mir irgendwie bekannt vor.“
    Zu spät merkte sie, dass er ihre Frage missverstehen konnte. Sie hatte laut gedacht und biss sich verärgert auf die Unterlippe.
    Die Augenbrauen des Herrn wurden leicht hochgezogen. „Sie schmeicheln mir, Madam. Ich würde sagen, wir könnten sehr gute Freunde sein, wenn Sie das möchten.“ Die Stimme des Mannes hatte etwas ironisch geklungen.
    Die Farbe kehrte in ihre Wangen zurück. Jäh hielt Sarah an, ungeachtet der neugierigen Blicke, die andere Passanten in der Milsom Street ihr zuwarfen.
    „Das war nicht meine Absicht, Sir! Ich würde kaum versuchen, in einer so ungebührlichen Form jemandes Bekanntschaft zu machen, erst recht nicht die eines Herrn, der zweifellos ein Roué ist! Ihre Vermutungen gereichen Ihnen nicht zur Ehre! Guten Tag, Sir!“
    Sarah machte auf dem Absatz kehrt und ließ ihn stehen, doch im Nu war er vor ihr.
    „Warten Sie!“ Er legte ihr die Hand auf den Arm, um sie aufzuhalten. „Entschuldigen Sie, Madam! Ich hatte nicht die Absicht, Sie zu kränken!“
    Vielsagend sah sie auf seine Hand, die er daraufhin sofort zurückzog. „Ich habe gedacht, es sei genau das, was Sie beabsichtigten, Sir!“
    „Nein, wirklich nicht!“ Er hätte ehrlich zerknirscht gewirkt, wäre da nicht der Ausdruck belustigter Bewunderung in seinen Augen gewesen. „Ich hatte ganz etwas anderes im Sinn.“ Er hielt inne, weil die Dame ihn wütend anschaute. „Sie müssen mir gestatten, dass ich mich für meine schlechten Manieren entschuldige, Madam! Und was die Rosen angeht …“ Er lächelte verlegen, als er die ramponierten Blumen in Sarahs Hand sah. „Ich hoffe, es wird einfach sein, Ihnen neue zu besorgen.“
    Diesen Satz hatte er so ausgesprochen wie jemand, der nie irgendwelche Schwierigkeiten gehabt hatte, zwei Dutzend rote Rosen für seine neueste Maitresse zu finden und zu bezahlen. Sarah merkte, dass es ihr schwerfiel, ihm weiterhin böse zu sein, brachte es aber dennoch fertig, eine strenge Miene aufzusetzen, auf die sie stolz war.
    „Ich befürchte, das waren die letzten Rosen, die man kaufen konnte, Sir“, sagte sie frostig. „Sie wurden für mich aufgehoben. Und selbst wenn es noch welche gäbe, könnte ich es mir kaum leisten, in Bath

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