Ein unmoralisches Angebot
herumzulaufen und in unschicklicher Weise zu versuchen, alle Blumen aufzukaufen! So, und nun bin ich sicher, dass Sie mich entschuldigen werden!“
Der Mann schien nicht begriffen zu haben, dass sie ihn los sein wollte, obwohl sie überzeugt war, dass er ihre Aufforderung absichtlich überhörte. Er schloss sich ihr an, als hätte sie ihm das erlaubt.
„Ich hoffe, Sie wurden bei dem Unfall nicht verletzt, Madam?“ Noch immer hatte ein belustigter Unterton in seiner Stimme mitgeschwungen. „Es war gedankenlos von mir, mich nicht früher danach erkundigt zu haben. Vielleicht sollte ich Sie nach Haus begleiten, damit ich sicher sein kann, dass Sie bei gutem Befinden sind.“
Nach diesem anmaßenden Vorschlag zog Sarah die Augenbrauen hoch. Sie überlegte, wie direkt sie sein müsse, um den Herrn endlich loszuwerden. Aber das würde schwierig sein, weil ein Teil von ihr sich zu ihm hingezogen fühlte. Sie war jedoch nicht gewohnt, mit fremden Herren auf der Straße ein Gespräch zu beginnen. Außerdem war ein solches Benehmen gefährlich, ganz gleich, wozu sie durch ihre gegensätzlichen Gefühle geneigt war. Dieser Mann war ganz eindeutig ein Frauenheld und hatte bereits zu erkennen gegeben, dass er die Situation ausnutzen wollte.
„Es ist unnötig, Sir, dass Sie mich begleiten. Ich fühle mich sehr gut und werde bald zu Hause sein!“
„Für eine Dame schickt es sich ganz und gar nicht, ohne Begleitung durch die Gegend zu wandern“, sagte der Gentleman leichthin. „Und die ehrenwerten Matronen von Bath würden ein solches Betragen gewiss nicht billigen!“
Erneut fühlte Sarah sich zu einem Lächeln aufgelegt. Der Mann war unverschämt, doch es fiel ihr überraschend schwer, ihm zu widerstehen.
„Ich bin sicher, Sir, Sie sind sich bewusst, dass es weniger zu Klatsch führt, wenn man mich ohne Begleitung durch die Stadt gehen sieht, als wenn man mich in Gesellschaft eines mir vollkommen Fremden bemerkt! Da Letzteres der Fall ist, werde ich allein weitergehen und wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt in unserer Stadt!“
Kühl nickte Sarah dem Mann zu und entfernte sich in einer Haltung, die unmissverständlich zu verstehen gab, sie wünsche nicht, dass er ihr folgte.
Er sah die schlanke Gestalt sich zielstrebig entfernen. Ein leicht bedauerndes Lächeln lag um seine Lippen. Er beobachtete, wie sie die Straßenecke erreichte, sah sie kurz mit einem Gentleman, der ihr entgegengekommen war, einige Worte wechseln und stellte erleichtert fest, dass es sich bei diesem Mann um seinen Freund Sir Greville Baynham handelte. In der Erkenntnis, es sei ein glücklicher Umstand, dass in der Gesellschaft von Bath jeder jeden kannte, schlenderte er in dem Moment über die Straße, als sein Freund sich von der Dame verabschiedete.
„Es gut mir leid, alter Junge, dass ich mich verspätet habe!“ Greville grinste Guy, Viscount Renshaw, freundschaftlich an. „Habe ein erstklassiges Gespann gesehen, welches mein Interesse fand. Ich hoffe, du hast dich in meiner Abwesenheit gut amüsiert.“
„Oh, ich wurde gut unterhalten“, erwiderte Guy gedehnt und sah Sarah außer Sicht geraten. Er fand, sie habe eine sehr ansprechende Figur, die gut genug war, um es mit jeder der anerkannten Londoner Schönheiten aufnehmen zu können. Die haselnussbraunen Augen in ihrem ovalen Gesicht waren wundervoll. Guy merkte, dass Greville etwas zu ihm gesagt hatte und geduldig auf seine Erwiderung wartete.
„Ich habe dich nur gefragt, ob du Lust hättest, das Brunnenwasser zu trinken“, sagte sein Freund und schaute ihn irritiert an. „Aber vielleicht gibt es andere Attraktionen, die mehr nach deinem Geschmack sind. Bath ist neuerdings ein ziemlich langweiliger Ort, besonders außerhalb der Saison, aber …“
„So langweilig ist es nicht!“ Nachdenklich richtete Guy die Augen auf den Freund. „Sag mir, wer war die Dame, mit der du soeben geredet hast.“
Greville furchte die Stirn und fuhr sich durch das zerzauste Haar. „Die Dame?“ Seine Miene erhellte sich. „Oh, du meinst Miss Sheridan! Erspar dir die Mühe, Guy, falls du denkst, du könntest einen Flirt mit ihr beginnen! Sie hat nichts für Roués übrig!“
Guy lachte. „Ich glaube dir, obwohl sie angedeutet hat, mit mir bekannt zu sein! Dachte, ich hätte mich in ihr geirrt, bis sie mir dann die kälteste Abfuhr erteilte, die ich je bekommen habe!“ Er furchte leicht die Stirn. „Miss Sheridan, hast du gesagt? Der Name kommt mir tatsächlich bekannt vor. Oh ja,
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