Ein unmoralisches Angebot
es sehr unschicklich von mir, das zu sagen, aber alles wird gut. Greville und ich haben uns unterhalten …“ Ihre Röte vertiefte sich. „… und wir werden heiraten, sobald er eine Sondererlaubnis aufgetrieben hat! Ich war so dumm, Sarah, denn ich liebe ihn so sehr, und …“ Sie hielt inne, legte sich zurück und schloss die Augen. Sarah merkte, dass die Auswirkungen des Aphrodisiakums sehr stark gewesen sein mussten, und dankte im Stillen erneut der Vorsehung, die es verhindert hatte, dass sie mehr als nur einige Löffel Dessert gegessen hatte.
Schnee fiel vom bleiern aussehenden Himmel. Sie dachte an ihre Absicht, dass alle nach Woodallan umsiedeln sollten, und war besorgt. Das Wetter war so schlecht, und nun hatte es den Anschein, dass Amelia nicht reisefähig sein würde. Sarah hatte noch nichts von Mr. Brookes gehört, der von ihr fortgeschickt worden war, um Olivia eine Nachricht zu überbringen. Von ganzem Herzen wünschte sie sich, Guy hätte sie nicht verlassen müssen.
„Offenbar sind alle von Ralphs Gästen an der Seite der falschen Person aufgewacht“, sagte Amelia kläglich. „Als ich die Reinigung der Räume vornehmen ließ, habe ich alle Zimmer vertauscht … Ich dachte, das würde amüsant sein! Und nun sieh, was passiert ist!“
„Am wichtigsten ist“, sagte Sarah fest, „dass du und ich neben der richtigen Person aufgewacht sind. Ralph und seine Gäste können auf sich selbst Acht geben!“ Sie hielt inne und grübelte darüber nach, wie ungewöhnlich es war, dass sie über derart delikate Dinge so offen reden konnte, doch die kurze Zeit hatte zu einer großen Veränderung geführt. „Mr. und Mrs. Fisk sind jedenfalls sehr glücklich! Offenbar sind sie nebeneinander aufgewacht und von ihrer Wiederannäherung so angetan, dass sie vorhaben, zum zweiten Mal Flitterwochen zu machen!“
Die Cousinen blickten sich an und begannen zu lachen. „Oje!“, äußerte Amelia kichernd. „Das ist schrecklich! Ich war zumindest verheiratet, und von mir kann erwartet werden, dass ich nicht zu zimperlich bin! Aber du, Sarah! Ich hätte mich um dich kümmern müssen!“
„Vielen Dank, das hat Lord Renshaw sehr erfolgreich getan. Er war der perfekte Gentleman!“
Amelia warf der Cousine einen vielsagenden Blick zu, und dann brachen beide in neues Gelächter aus. „Das kann ich mir sehr gut vorstellen!“, sagte Amelia. „Nein, eigentlich kann ich mir das überhaupt nicht vorstellen!“
Abrupt stand Sarah auf, ging zum Fenster und beobachtete die herabwirbelnden Schneeflocken.
„Weißt du, Alan war mir nie treu“, gestand Amelia nach einem Moment in ruhigem Ton, eindeutig laut eigenen Gedanken nachhängend. „Oh, Alan sah gut aus und war charmant. Es war so amüsant, mit ihm zusammen zu sein, aber er hat nicht die Notwendigkeit eingesehen, seine Aufmerksamkeiten nur auf eine Frau zu beschränken, besonders die, mit der er verheiratet war! Das hat mir so wehgetan, dass ich es nicht ertragen konnte, darüber nachzudenken! Und deshalb … als Greville mich zum ersten Male bat, ihn zu heiraten …“
Sarah drehte sich um und schaute Amelia an. Sie hatte das Gesicht der Cousine noch nie so bekümmert gesehen.
„Ich dachte, du hättest Sir Greville zurückgewiesen, weil du ihn langweilig findest …“
„Ich weiß. Ich schien seine ausgezeichneten Qualitäten nicht zu schätzen, nehme jedoch an, dass ich in Wirklichkeit Angst hatte. Jetzt werde ich ihm vertrauen müssen.“
„Du hättest dich an keinen besseren Mann binden können“, meinte Sarah herzlich und ging zum Bett zurück. „Sir Greville liebt dich und tut das schon seit langer Zeit.“
„Ich weiß“, sagte Amelia, und ein zufriedenes Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ich kann mich wirklich sehr glücklich schätzen! Oh, wenn ich mich doch nur erinnern könnte …“
„Ja …“ Sarah lächelte frech. „Ich begreife, dass das sehr störend für dich sein muss. Aber keine Angst! Du wirst noch viel Gelegenheit haben, das herauszufinden!“
„Sarah!“ Amelia riss die Augen auf. „Blanchland hat eine ziemliche Veränderung bei dir bewirkt, die ganz und gar nicht angebracht ist!“
„Ich weiß.“ Sarah lächelte immer noch. Ihr Blick fiel auf ein anderes Bild herumtollender Nymphen. „Ich vermute, das liegt am Einfluss dieser grässlichen Bilder!“
„Man kann nur hoffen, dass Renshaw eine anständige Frau aus dir macht, Sarah!“, murmelte Amelia. Eine kleine Falte erschien zwischen ihren Augenbrauen. „Du wirst ihn
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